JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
gerade dich trifft. Jedes Mal, wenn eine Mutter mit ihren Kindern schimpft, willst du hingehen und sie schütteln und ihr sagen, dass sie ihr Glück nicht zu schätzen weiß. Denn du wärst so gern an ihrer Stelle.“
„Woher weißt du das?“, fragte Jodie leise.
Weil es genau das ist, was Angela und mir passiert ist. Ein schleichendes Gift, das alles zerstört . Die Worte blieben in seiner Kehle stecken. „Ich weiß es einfach“, sagte er trotzig.
„Du gibst unsere Beziehung also einfach auf?“ Jodie war fassungslos.
„Es gibt keine Beziehung“, berichtigte er harsch.
Sie lachte auf. „Willst du leugnen, was Weihnachten geschehen ist?“
„Oh nein“, erwiderte er mit heiserer Stimme. „Doch es hätte nicht geschehen dürfen. Ich habe nur an mich gedacht. Ich hätte viel früher gehen müssen, doch ich wollte dich so sehr. Ich konnte dir nicht widerstehen.“
Das erklärte, warum er in den Wochen zuvor ein Wechselbad der Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Er hatte versucht, die Kontrolle zu behalten.
„Doch nachdem ich dich berührt hatte, konnte ich nicht mehr aufhören“, fuhr Sam fort.
„Und dann bist du am nächsten Tag einfach verschwunden, ohne ein Wort.“
„Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen“, entgegnete er empört.
„Und wo? Auf dem Mars?“
„Nein, auf deinem Kopfkissen.“
„Und was stand darauf? ‚Ich wollte ausprobieren, ob ich dich haben kann. Das war’s. Danke.‘?“
Sam ließ sich nicht provozieren. „Ich habe dir erklärt, dass ich zum Dienst muss, vorher noch meine Katze füttern will und dich nicht wecken wollte. Und ich habe versprochen, dich später anzurufen.“
„Tatsächlich?“, entgegnete sie spitz.
„Tatsächlich. Aber du hast nicht abgenommen.“
„Ich bin zu meinen Eltern gefahren, nach Yorkshire“, erklärte Jodie nun etwas kleinlaut.
„Jodie, ich wäre nicht einfach so gegangen. Nicht nachdem …“ Seine Stimme erstarb.
Sie nickte langsam. „Also gibst du zu, dass das zwischen uns etwas Besonderes ist?“
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das ist nicht der Punkt.“
„Ach nein? Ich denke, genau das ist der Punkt. Wir haben uns geliebt, Sam.“
„Wir haben eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht“, verbesserte er.
Sie konnte in seinen Augen lesen, dass er nicht meinte, was er sagte. Er wollte sie nur verletzen, damit sie ihn verließ.Weil er sich nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich bei ihm bleiben würde.
„Okay, es war mehr als Sex“, gab er zu. „Aber wir haben nicht verhütet. Wenn ich ein anderer wäre, könntest du jetzt schwanger sein.“
Einen Moment lang sah sie die blanke Sehnsucht in seinen Augen. Er selbst wünschte sich ein Baby. Doch er würde es niemals zugeben.
„Es hätte zu diesem Zeitpunkt sowieso nichts passieren können“, entgegnete sie leichthin.
Sam lachte auf. „Und das wusstest du in dem Moment, ja?“
Einen Moment lang war sie versucht zu lügen. Sie errötete. „Ich, äh, habe nicht wirklich darüber nachgedacht.“
In jenem Moment hatte sie nur an Sam gedacht und sich ihrem Verlangen hingegeben.
„Genau. Wenn du wirklich hättest verhüten wollen, hättest du daran gedacht. Tief in deinem Innern möchtest du ein Baby.“
„Meine Güte, Sam, wir haben uns von unseren Gefühlen mitreißen lassen. Das ist nur menschlich und soll sogar bei Ärzten vorkommen.“
„Jodie, es ist alles gesagt. Es würde mit uns nicht funktionieren. Vergiss mich einfach. Ich werde bald sowieso fort sein.“
„Was meinst du damit?“
Er stand auf. „Was ich gesagt habe. Fort.“ Er wandte sich ab und wollte gehen.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Sam Taylor, wage es nicht, jetzt einfach zu gehen. Ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig.“
„Ich werde mich beruflich verändern.“
„Und was genau hast du vor?“ Sie bemühte sich, sachlich zu bleiben, doch ihr Herz schlug bis zum Hals.
„Was spielt das für eine Rolle?“
„Für mich spielt es eine große Rolle!“
Abrupt blieb er stehen. „Ich werde aus Melbury fortgehen. Es ist das Beste für uns beide. Also, mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.“
„Sam …“ Mit einem flehenden Blick sah sie ihn an. Er konnte nicht gehen. Sie liebte ihn. Wenn er ging, würde er ihr das Herz brechen.
„Eines Tages, wenn du glücklich verheiratet bist und Kinder hast, wirst du einsehen, dass es der richtige Schritt war. Wir haben keine gemeinsame Zukunft, Jodie. Leb wohl.“
Dieses Mal ging
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