Julia Weihnachtsband Band 26
kannst ihm gern ein Müllauto kaufen. Aber wir sollten uns zunächst in der Stadt umsehen. Vielleicht gefällt dir irgendwas noch besser.“
Er seufzte leise. „Okay.“
„Okay.“
Er wollte zurück in sein Büro, doch Wendy hatte noch eine zweite, bessere Idee. „Vorher könnten wir in der Firmenkantine zu Mittag essen. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.“
Er sah sie skeptisch an. „Ich weiß nicht.“
„Warum nicht?“
„Gewöhnlich fahre ich zurück zum Hotel …“
„Tatsächlich?“ Sie verbarg ihre Überraschung und fuhr fort: „Das ist ein ziemlich weiter Weg zum Mittagessen. Ich möchte dich gern mit den Damen der Kantine bekannt machen. Die werden dich verwöhnen. Dann musst du auch nicht mehr jeden Tag so weit fahren.“
Cullen war misstrauisch, was Wendys Bemerkung betraf, dass die Damen dort ihn verwöhnen würden, bis er die Kantine betrat. Sie hatte sich in den Jahren seiner Abwesenheit kein bisschen verändert.
Kellnerinnen in pinkfarbenen Uniformen huschten von Tisch zu Tisch und in die Küche. Dodie, die schon als Kassiererin gearbeitet hatte, als er hier noch zu besonderen Anlässen mit seinen Eltern gegessen hatte, stand hinter dem Tresen.
„Ja, ist denn das die Möglichkeit! Cullen Barrington.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich erkennen würden.“
Dodie winkte ab. „Einen hübschen Kerl wie Sie? Was denken Sie!“
Er lachte.
Sie grinste, wurde aber schnell wieder ernst. „Ich habe gehört, dass Ihre Mom gestorben ist. Mein Beileid.“
„Danke.“
„Wie geht’s Ihrem alten Herrn?“
„Gut. Das warme Klima bekommt ihm.“
„Ein warmes Klima bekommt uns allen.“ Sie sah Wendy an. „Und glauben Sie nicht, dass ich Sie übersehe, Miss. Wie geht’s Ihrem Jungen?“
Wendy lachte. „Prima.“
„Sie werden ihm eine wunderbare Mutter sein. Lassen Sie sich vom Sozialamt bloß nichts gefallen.“
Wendy schüttelte den Kopf. Dodie wusste einfach alles. „Aber nein.“
„Schön. Suchen Sie sich einen Platz. Mercy kommt gleich und nimmt Ihre Bestellung auf.“
Sie nahmen einander gegenüber Platz. Wendy griff nach der Speisekarte. „Ich wusste gar nicht, dass du Dodie kennst.“
Er nahm sich ebenfalls eine Speisekarte. „Jeder kennt Dodie.“
Sie lächelte. „Und sie kennt auch jeden von uns.“
In die Speisekarte vertieft, antwortete Cullen: „Das ist das Gute und gleichzeitig das Schlechte an einer Kleinstadt. Alle wissen alles.“
„Ich glaube, das wirkt sich eher zu unseren Gunsten aus als zu unserem Nachteil.“
„Deine Familie war auch nie der wichtigste Arbeitgeber der Stadt.“
„Stimmt.“ Wendy schwieg, als die Kellnerin an ihren Tisch kam. Cullen überließ Wendy den Vortritt, und sie bestellte einen Salat. Er wählte ein warmes Roastbeef-Sandwich.
Als die Kellnerin gegangen war, nahm Wendy den Faden wieder auf. „Und wie war es?“
„Was? Hier zu leben?“
„Hier zu leben. Mit einer Mom zu leben, die Generaldirektorin war.“ Sie verzog das Gesicht. „Warum hat sie die Firmenleitung übernommen? Die Großeltern deines Vaters haben doch die Fabrik gegründet. Warum hat dein Vater diese Aufgabe nicht übernommen?“
„Er wollte nicht. Er wollte von vornherein lieber einen tüchtigen Geschäftsführer einstellen, in den Süden ziehen und das Leben genießen.“
„Und warum hat er es nicht getan?“
„Er hat eine Einheimische geheiratet. Kurz vor seinem College-Abschluss hat er meine Mom kennengelernt, und es war Liebe auf den ersten Blick. Sie waren verheiratet, bevor sie überhaupt Gelegenheit hatten, über ihre Vorstellungen vom Leben zu reden.“
Wendy und ihr Mann hatten zwar eine gute Ehe geführt, aber nur, weil sie sich nie beklagt hatte, wenn Greg die Kontrolle über ihr gemeinsames Leben an sich riss. „Im Grunde habe ich es genauso gemacht.“
„Dann verstehst du sicher die Enttäuschung meines Vaters, als sie ihre Freunde nicht im Stich lassen wollte.“
„Sie wollte ihre Freunde nicht im Stich lassen?“
„Sie fürchtete, ein unpersönlicher Geschäftsführer würde die Einheimischen vielleicht nicht gut behandeln.“
„In gewisser Weise hatte sie recht. Mr McCoy hat fünf Jahre lang keine Gehaltserhöhungen gewährt.“
„Ja, aber es ändert nichts daran, dass mein Vater unglücklich war. Deshalb versteckte er sich hinter seiner Arbeit. Er hat eine Investmentfirma gegründet und expandiert, bis meine Mom in den Ruhestand ging.“
Und deshalb musste ein Nachbar Cullens Baseball-Team
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