Juliana und das Licht des Mondes
Jordan wollte ich nicht gehen. Mich nach ihm umsehend und nach ihm rufend, erspähte ich ihn endlich zwischen den Soldaten. Wir sehen uns morgen wieder, rief er mir zu, heute lernst du erst einmal deine Familie kennen. Das hier ist dein Zuhause. Damit verschwand er in der Menge der Soldaten. Zu Hause? Hier soll ich zuhause sein, nun mal sehen was mich erwartet, sprach ich zu mir selber. Der Dienerschaft folgend, betrat ich das innere des Gebäudes. Sie führten mich vorbei an mit Bildern geschmückten Räumen und durch wundervolle verzierte Flure, in denen eine angenehme Kühle herrschte. Durch eine Anzahl von Öffnungen viel genug Licht herein, um alles aus zu leuchten. Vor einer geschlossenen Türe hielten sie inne. Eine der Dienerinnen öffnete sie und ließ mich eintreten. Meine Müdigkeit war mittlerweile so groß, das ich mich kaum noch auf den Beinen halten mochte. Doch was ich erblickte gab mir wieder etwas Kraft, eine Wanne, gefüllt mit wohlriechenden, nach Blüten und Kräuter duftendem Badewasser. Die beiden bei mir verbliebenden Bedienstete sprachen zwar nicht viel, deuteten mir aber an, mich der Bekleidung zu endledigen. Das geschah in Windeseilen, bestanden sie ohnehin nur noch aus Lumpen. Keine weitere Anweißung war nötig, von selbst glitt ich ins herrliche Nass des Badewassers hinein. Was für ein Luxus nach all jenen entbehrungsreichen und strapazierenden Tagen. Ich schloss die Augen, tauchte unter und ließ einfach meine Seele baumeln. Allerdings musste ich gegen das Bedürfnis kämpfen nicht einfach ein zu schlafen, es war einfach so entspannend. Mit einem male fiel die ganze Last der vergangenen Tage die sich angesammelt, hatte von mir ab. Ein wunderbares Gefühl. Als ich wieder hoch kam, standen meine beiden, mir zur Verfügung stehenden Dienerrinnen, schon parat um mich zu waschen. Lächelnd lehnte ich ab, nahm die Seife von der goldenen Schale selber in die Hände und wusch damit meinen Körper und meine Haare. Die beiden Dienerinnen hatten den Baderaum kurze Zeit verlassen. Jetzt kamen sie zurück mit Tüchern zum abtrocknen und einem Berg voller Bekleidungsstücken. Das Wasser war mittlerweile sowieso kühl geworden und erhob ich mich daraus. Die beiden legten mir ein Tuch um und deutete an ihnen zu folgen. Durch eine Nebentüre, gelangten wie in ein Gemach ebenfalls von stattlichem Ausmaß. Erlesene Möbelstücke befanden sich darin, der Fußboden aus Mosaik und die Decken mit Holztafeln bedeckt. An den Wänden hingen kostbare Teppiche aus feiner Seide, von den Decken herab, baumelten kleine Öllämpchen im sanftem Winde der durch das geöffnete Fenster herein wehte. Das Bett, welches sich in der Mitte des Raumes befand, war ebenfalls eine Kunstfertigung für sich. Hier hatte ein Meister daran gearbeitet, das sah man gleich und alles war mit Lacken und Kissen bedeckt. Alles in allem, befand mich in einem Gebäude das Fürstlich ausgeschmückt war. Dies ist euer persönliches Gemach, sagte einer der beiden zu mir. Gefällt es euch? Diese Frage konnte ich nur bejahen. Doch wenn dies mein neues Zuhause sein soll, dies meine Familie war, konnte es doch nur eines bedeuten? War ich etwa von Adel? Wie sollte das möglich sein?
Meinen Gedankengang unterbrachen die beiden Bediensteten. Sie hatten mittlerweile eine Anzahl der von ihnen besorgten Kleidungsstücke zurecht gelegt für eine Anprobe. Feinste Kleider, Strümpfe und Schuhe. Einige Zeit verging bis die richtigen Größen gefunden waren. Alle hatten ihren Spaß dabei. Man stellte mir einen Spiegel hin und ich muss sagen, das Kleid sah umwerfend aus. Nur nicht eitel werden, sagte ich mir selber und lachte zur Verwunderung der beiden Dienerinnen. Wenn ihr bereit seit Lady, das Abendessen ist bereits gerichtet, sagte eine der beiden, könnt ihr uns in den großen Saal folgen. Ich tat wie sie mir geheißen, aber mein Herz klopfte laut bei dieser Aufforderung, ein Gefühl als würde es zerreisen und einen Moment musste ich kurz inne halten. Ist alles in Ordnung, geht es euch gut klang die Frage der beiden an meinen Ohren? Ja, antwortete ich ihnen, obwohl das überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Schon wieder kam in mir der Gedanke auf weg zu laufen. Was aber sollte das bringen. Ich ließ nur in Gefahr verletzt oder sogar getötet zu werden. Und auch ich musste ja irgendwo einmal zu Hause sein. Warum
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