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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zufrieden?«
    Anton nickte, betrachtete dabei das Mädchen, das mit Laabs gekommen war, und sagte sich wieder einmal, dass seine Chefin bei der Auswahl ihres Ehemanns klüger hätte sein sollen. Doch nun hatte sie Laabs am Hals und musste ebenso mit ihm auskommen wie mit der Tatsache, dass eheliche Treue für ihn nicht zu existieren schien. Die Kleine, die Laabs mitgebracht hatte, sah nämlich aus, als sei sie schwer in den Mann verknallt. Das war zum Glück nicht seine Sache, aber die Prinzipalin tat ihm leid und auch der kleine Junge, der im oberen Stock aufwuchs.
    »Na, dann komm mal rein!«, forderte Laabs seine Begleiterin auf.
    Dela folgte ihm in den Empfangssalon und bestaunte mit offenem Mund die feudale Einrichtung, die sich gänzlich von dem Puff unterschied, in dem sie bisher angeschafft hatte. Anzügliche Bilder, die nicht abstoßend, sondern beeindruckend lebendig wirkten, hingen an den Wänden, und die Kleider der beiden Mädchen, die auf einer roten Ottomane saßen und sie ungeniert musterten, erregten ihren Neid. Im gleichen Moment aber begriff sie, dass sie einer Milchmädchenrechnung aufgesessen war. Sie würde nicht jeden Groschen, der in ihre Hand kam, für ein eigenes Bordell sparen können. Die Huren hier verdienten zwar viel, hatten aber gewiss auch hohe Ausgaben für Miete, Kleider und ähnliche Dinge. Mit einem Seufzen verdoppelte Dela die Zeit, die sie hier würde arbeiten müssen, und nahm sich vor, sich von den anderen Mädchen nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
    »Ist Hede in ihrem Büro oder oben?«, fragte Laabs die wartenden Huren.
    Eine wies mit dem Daumen in die Richtung das Büros. »Die Prinzipalin ist dort!«
    Dela wandte sich mit spöttischer Miene an Laabs. »Die Puffmutter hier muss ja ganz schön eingebildet sein, wenn sie sich Prinzipalin nennen lässt.«
    »Geh weiter!« Manfred Laabs schob das Mädchen in Richtung der Tür. Er wusste, dass Dela sich mit dieser Bemerkung einen schlechten Einstand im
Le Plaisir
verschafft hatte. Die Mädchen hier waren von Hede handverlesen und wussten genau, was sie an ihr hatten.
    Selbst ihm war es nicht gelungen, Hilma und einige andere auf Dauer auf seine Seite zu ziehen. Jetzt wünschte er sich, eine Gruppe seiner Freunde würde hereinkommen und den Weibern zeigen, wer hier der Herr war. Das hatte er schon einmal veranlasst, um die Besitzerin eines Bordells und deren Huren zur Räson zu bringen. Hier aber würden wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten die Gendarmen anrücken und jeden, der mit von der Partie war, wegen Aufruhr ins Gefängnis stecken.
    Angespannt klopfte Laabs, hörte Hedes »Herein« und öffnete die Tür. Dela ging an ihm vorbei ins Büro, gewillt, sich von nichts und niemandem den Schneid abkaufen zu lassen, und sah sich einer gouvernantenhaft streng gekleideten Frau gegenüber, deren Alter sie nicht schätzen konnte. Eines aber sah sie sofort. Anders als ihre bisherige Puffmutter war die Chefin des
Le Plaisir
eine elegante Schönheit und gewiss nicht darauf angewiesen, selbst Kunden in mit schlichten Feldbetten ausgestatteten Verschlägen zu empfangen.
    »Das also ist Adele Wollenweber! Mein Lieber, ich muss dir einen gewissen Geschmack zubilligen. Sie entspricht zwar nicht unbedingt dem Standard, den ich von meinen Mädchen erwarte, aber ich bin sicher, dass wir die Kleine hinbiegen können.«
    Was bildet die sich ein, dachte Dela empört. Immerhin hatte sie ein hübsches Gesicht und eine gute Figur, und dumm war sie auch nicht gerade.
    »Sie soll sich ausziehen! Ich möchte sie nackt sehen«, fuhr Hede fort, als wäre das Mädchen vor ihr kein Mensch, sondern ein technisches Gerät, bei dem ihr Mann nur einen Schalter bedienen musste.
    »He, so haben wir nicht gewettet!«, rief Dela empört.
    »Ihre Renitenz sollte sie ablegen. Ich mag keine Mädchen, die mir widersprechen«, erklärte Hede scharf.
    »Tu es!«, wisperte Laabs Dela zu.
    Diese kniff die Lippen zusammen, öffnete nach kurzem Zögern die Knöpfe ihres Kleides und stand kurz darauf im Hemd da.
    Hede deutete auf ein paar Schmutzflecke und rümpfte die Nase. »Wenn sie im
Le Plaisir
arbeiten will, wird sie sich sauberer halten müssen. Außerdem müssen wir sie völlig neu ausstatten. In diesem Fetzen dort«, sie zeigte auf das Kleid, das Dela auf den Boden geworfen hatte, »kann sie vielleicht in einem der Hinterhausbordelle an der Friedrichstraße arbeiten, aber nicht hier im
Le Plaisir.
Und jetzt will ich den Rest sehen.«
    Mit einem

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