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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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brauchst.«
    »Schon gut, meine Tante hat mir Geld gegeben.«
    Lukas schob das Geld zurück in die Tasche und setzte sich. Während Sim sich anstellte, um die Getränke und sein Sandwich zu kaufen, merkte er, wie sehr er sich freute, sie so unvermutet getroffen zu haben. Nach ihrem gestrigen Ausritt zerbrach er sich den Kopf darüber, welche Bedeutung die Zeichen hatten. Eine Eule und ein Büffelbulle, die konnte er nicht so einfach ignorieren.
    Gestern hatte Sim ihn gnadenlos ausgefragt. Dinge, die Mädchen über Jungen wissen möchten, bevor sie sich mit ihnen einlassen. War sie bereit, sich auf ihn einzulassen? Er hatte angenommen, dass sie auf den Champion stand, aber dessen war er sich nun nicht mehr so sicher. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr und den widersprüchlichen Signalen, die sie aussandte.
    Sie kam zurück an den Tisch, stellte die Becher ab und legte das in Folie eingewickelte Sandwich vor ihm auf den Tisch. Nachdem sie sich gesetzt hatte, schob sie den Becher mit dem Wasser gegen seine Hand. Das hatte sie sich von Jimi abgeguckt. Lukas lächelte und seine Finger schlossen sich um den Becher. Er trank ein paar Schlucke.
    »Was macht ihr in Pine Ridge?«, fragte er.
    »Meine Tante muss irgendwelche Papiere unterzeichnen, drüben, im Büro für Stammesangelegenheiten.«
    Er sog ihren blauen Duft ein. Sie roch nach Sim und da war noch eine fremde Note – Lackfarbe.
    Lukas fragte sie danach.
    »Ich habe die Küche im Trailer gestrichen. Orange und dunkelgrün. Sieht jetzt ganz anders aus.«
    Er nickte und versuchte, die Folie von seinem Sandwich zu wickeln. Immer wieder glitten seine Fingerkuppen über die Folie, aber er konnte den Anfang nicht finden.
    »Kann ich dir helfen?«
    Er gab sich geschlagen und reichte Sim das Sandwich über den Tisch. Auch sie brauchte eine Weile, aber schließlich hörte er die Folie rascheln und hielt die Hand über den Tisch, um sein Sandwich entgegenzunehmen. Ihre Finger berührten sich und ein Gefühl wie ein Stromschlag jagte durch seinen Körper. Da wusste er, dass es um ihn geschehen war.
    »Danke.«
    »Kein Problem.«
    Er biss in sein Sandwich. Putenfleisch, Tomaten, Zwiebeln und grüner Salat, alles zusammengehalten von Mayonnaise. Lukas hatte im Big Bat’s schon schlechtere Sandwiches gegessen. Er kaute und dachte darüber nach, wie er das Gespräch auf sie beide bringen konnte, ohne dass es nach plumper Anmache klang.
    Er fühlte sich unsicher, weil er nicht wusste, wer in Hörweite saß und möglicherweise etwas aufschnappen konnte, was dann als wilder Klatsch im Res die Runde machte. Aber er hatte auch nicht ewig Zeit. Wenn Jo zurückkehrte, war seine Chance vertan.
    »Schmeckt das?«, fragte Sim.
    Er nickte kauend.
    »Ich verstehe nicht, wie du diesen Fraß überhaupt essen kannst«, sagte sie und er hörte verblüfft auf zu kauen. »Wenn ich diese Brotlappen sehe, wird mir ganz schlecht. Sie erinnern mich an etwas… etwas Totes. Und der Salat ist wahrscheinlich vom vergangenen Jahr.«
    Lukas zwang sich, zu kauen und zu schlucken. Verlegen fuhr er sich mit der Hand über den Mund, um eventuelle Mayonnaisereste zu entfernen.
    »Das war nicht nett«, sagte er.
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Das mag ja sein, aber bis jetzt hat es mir noch geschmeckt.«
    »Das kann gar nicht schmecken«, entgegnete sie leidenschaftlich.
    »Na ja, das ist vielleicht kein Gourmetsandwich, aber es ist okay – wenn man es nicht sieht«, fügte er frustriert hinzu. »Jetzt, wo ich dank dir weiß, dass das Brot wie etwas Totes aussieht, schmeckt es auch so.«
    »Tut mir leid.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte er und biss tapfer noch einmal in sein Sandwich. Jetzt schmeckte es wirklich scheußlich und er legte es zur Seite, weil es ihn störte, wenn ihm jemand beim Essen zusah. Er trank einen Schluck Wasser und spülte die Reste des Sandwichs herunter. Auf einmal war er nicht mehr in der Stimmung, Sim zu fragen, wie sie zu ihm stand.
    »Und du, was machst du eigentlich in Pine Ridge?«, fragte sie ihn.
    »Routineuntersuchungen im Krankenhaus. Für meinen Behindertenausweis.«
    »Zeig mal.«
    Zögernd griff er in seine Gesäßtasche, holte den Ausweis hervor und reichte ihn über den Tisch. Jimi hatte ihm versichert, dass er auf dem Foto aussehen würde wie jemand aus einer Verbrecherkartei. »Er berechtigt mich, kostenlos U-Bahn zu fahren, und ich bin von der Hunde- und der Kraftfahrzeugsteuer befreit.«
    Sims Lachen klang gut und er entspannte sich ein wenig. Sie gab ihm den

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