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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Roms. Und es gab die Sprache. Das kleine, unscheinbare Flüsschen war die Dialektscheide zwischen ripuarischer und moselfränkischer Mundart. Julius war hier Ausländer, und jeder konnte es hören. Das römische Erbe der Eifel war wie ein Wasserzeichen. Das »Dorp« hieß hier »Dorf« und die »Huuser« waren »Heiser« – Julius schüttelte es innerlich.
    Er war über Bad Neuenahr, die Ahr überquerend, Richtung Königsfeld gefahren und dann weiter nach Schalkenbach. Dort hielt er nahe der Kapelle des heiligen Johannes. In dem Achthundert-Seelen-Ort gab es nicht viele Häuser. In einem davon hatte der Tote gelebt, und in einem anderen lebte Inge Bäder, Golfclubmitglied, gestern mit auf der Tour und vor allem die einzige Person, die Julius hier kannte. Inge Bäders Haus war das schönste im Ort. Grads Haus war nur wenig entfernt. Ein Streifenwagen stand davor, im Innern glühte die Spitze einer Zigarette. Ansonsten leuchtete nur noch die Hausnummer des Toten auf. Die »126« wurde von einer kleinen Birne angestrahlt, obwohl es bereits taghell war.
    Als Julius klingelte, oder besser big-ben-te, dauerte es lange, bis ihm geöffnet wurde. Inge Bäder schien nicht erfreut, aber auch nicht verärgert, ihn zu sehen. Sie schien nur verwundert. Sie sah aus wie das, was sich hinter ihr im Haus befand: ein gut erhaltenes, antikes Stück. An einigen Stellen ausgebessert, mit viel Politur versehen, regelmäßig abgestaubt, und doch war nicht zu übersehen, wie viele Jahre es schon auf dem Buckel hatte, wie abgewetzt es an einigen Stellen war. Julius wich von der Eingangstür zurück. Das Haus stank so sehr nach Mottenkugeln und Holzschutzmitteln, dass er sich kein Lebewesen vorstellen konnte, das in dieser Umgebung überleben könnte. Außer Inge Bäder. Und ihre legendären jugendlichen Liebhaber. Aber deren Lebenserwartung war kurz.
    »Eichendorff. Haben Sie sich verfahren?«
    Herzlich wie stets, dachte Julius.
    »Nein. Ich wollte zu Ihnen.«
    »Sagen Sie nichts von kulinarischem Detektiv, sonst hetze ich meinen Hund auf Sie.«
    Neben ihr tauchte ein kleiner Cavalier King Charles Spaniel auf, die Zunge heraushängend und hechelnd. Das Tier schien sich zu freuen, einen anderen Menschen zu sehen.
    »Hätten Sie vielleicht ein Glas Tee für mich? Zum Aufwärmen?«
    »Tee hab ich nicht, kann ich auch gar nicht kochen. Whisky hab ich.«
    »Nehme ich gern.«
    Inge Bäder bat ihn nicht herein, sondern drehte sich um und ging einfach durch den Flur. Obwohl es Mittag war, wirkte das Innere des Hauses wie in steter Nacht gefangen. Dies lag zum Teil daran, dass die Rollläden fast komplett heruntergelassen waren, zum anderen an den dunkelbraunen Strukturtapeten. Julius folgte ihr, die Tür leise hinter sich schließend. Der Hund versuchte Julius’ Schnürsenkel zu zerbeißen, während dieser über die tiefen Teppiche ging, die jeden Laut verschluckten. Neben vielen Bildern, Julius meinte einen Spitzweg und einen Richter zu erkennen, und den Möbeln – sämtlich aus dem Biedermeier – befanden sich auch einige Tierköpfe im Haus, die mit starrem Blick von den Wänden schauten. Im Wohnzimmer holte Inge Bäder aus einer Kirschholzanrichte eine Flasche hervor und schüttete den braunen Inhalt großzügig in zwei Tumbler.
    »Was wollen Sie noch, damit Ihnen warm wird? Eine Decke?«
    Die Hausherrin zündete sich einen Zigarillo an. Julius hätte gern gesagt, ein paar warme Worte wären schön, aber er hielt es für besser, diesen gerechtfertigten Wunsch für sich zu behalten.
    »Sehr beeindruckendes Haus.«
    »Ein Grab, Eichendorff, ein Grab. Wie bei den Pharaonen, die mit den größten Kunstwerken ihrer Zeit eingemauert wurden. Und was hatten sie davon? Nichts! Ich mache es zu Lebzeiten. Ich bin klüger.«
    »Und der Whisky ist fabelhaft«, log Julius, der das sprittige Gesöff, das kaum feine Malt-Aromen aufwies, am liebsten weggeschüttet hätte.
    »Er ist schlecht, Eichendorff. Aber er muss weg. Hat mir ein Freund geschenkt, der nichts davon versteht. Eigentlich gehört Eis in so einen rein, aber ich hab keins. Muss ohne gehen. Und jetzt hören Sie bitte auf herumzuseiern und sagen, worum es geht. Brauchen Sie vielleicht Spenden für irgendwas?«
    Der Spaniel ließ sich so schlagartig vor Inge Bäders Füße fallen, als hätte ihn ein Schuss niedergestreckt. Julius hoffte, mit einem kleinen Witz die Stimmung heben zu können, aber ihm war schon vorher klar, dass er gegen Windmühlen kämpfte.
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie mir

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