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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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ungestört?«, fragte er, eine Kiste mit Muscheln per Fuß von sich wegschiebend, als könnten ihn diese anspringen.
    Julius sah sich in dem kleinen Raum um. »Ich glaube, die Hummer werden uns nicht unterbrechen – alles andere sollte dazu nicht mehr in der Lage sein.«
    »Gut, gut. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll …« Hessland zwirbelte seinen schlohweißen Oberlippenbart, der an den Ecken wie ein Hufeisen nach oben zeigte. »Mein lieber Eichendorff, ich hätte da eine Bitte an Sie. Wir kennen uns ja noch nicht sehr lange. Leider, muss ich sagen, leider. Das müssen wir ändern. Deswegen ist es mir auch so unangenehm, Sie hier«, er blickte sich um, in diesem Moment den unpassenden Raum erst richtig wahrnehmend, »zu belästigen.«
    »Sie belästigen mich doch nicht«, sagte Julius zu dem Mann, der ihn belästigte.
    »Schön, schön. Eichendorff, ich kenne die Geschichten über Sie.«
    Oha, dachte Julius, was kommt jetzt?
    »Vor einem Jahr hatten Sie ja auch am Rande mit unserem Club zu tun, bei Ihren … wie soll ich sagen … Ermittlungen. Ich muss gestehen, dass mir Ihr Verhalten damals keine Freude bereitet hat. Aber«, er zwinkerte Julius verschwörerisch zu, »es hat Erfolg gezeitigt. Und darauf kommt es schließlich an!«
    Julius wurde es langsam kalt, und er wurde es langsam leid, Hessland beim Herumstaksen in der deutschen Sprache zuzuhören, die sein dichtender Vorfahre so geliebt hatte. »Immer heraus mit Ihrem Anliegen, Herr Hessland. Sonst frieren wir hier noch ein.«
    »Ja, ach ja, also mein Anliegen. Sehen Sie, unser Club genießt ein hohes Ansehen im Tal. Sie wissen vielleicht auch, dass einige Berühmtheiten bei uns Sport treiben …«
    »Drafi Martino.«
    »In der Tat. Unter anderem. Sehen Sie, der Ruf eines Clubs ist sein Kapital. Denn auf dem Platz werden Geschäfte gemacht, und niemand will Geschäfte in schlechter Umgebung tätigen.«
    »Ich dachte immer, auf dem Golfplatz spiele man Golf?«
    »Nebenbei, lieber Eichendorff, nebenbei. Aber in der Hauptsache lernen Sie beim Golfen Menschen kennen. Sie erfahren in kürzester Zeit mehr über einen anderen Menschen als auf irgendeine andere Weise. Damit meine ich nicht, was er Ihnen über seine Familie und seine Arbeit erzählt, obwohl man auch darüber viel erfährt. Ich meine grundlegendere Dinge – Charaktereigenschaften. Schlägt er auf die Erde, wenn er einen Ball nur an der Oberkante erwischt? Tritt er auf dem Grün vorsichtig über Ihre Linie? Hält er die Flaggenstange so zurück, dass die Fahne nicht flattert? Wirft er mit dem Schläger? Wartet er darauf, dass Sie Ihr Loch abgeschlossen haben, bevor er weitergeht? Hat er ein klingelndes Handy dabei? Kann er seinen Punktestand richtig ausrechnen?« Hessland wollte sich lässig aufstützen – versehentlich jedoch auf marinierte Stubenküken. Er zog die Hand angeekelt zurück. »In vier Stunden wissen Sie mehr über einen Menschen als sein Beichtvater – eine im Wirtschaftsleben selten hohe Kapitalrendite. So wichtige Treffen werden nicht auf Plätzen mit einem schlechten Leumund abgehalten. Um es kurz zu machen, könnten Sie bei der Polizei dafür sorgen, dass unser Club herausgehalten wird? Sie haben doch so gute Verbindungen!«
    Julius konnte nicht verhindern zu lachen, obwohl ihm klar war, dass seinem Gegenüber überhaupt nicht zum Lachen war. Er musste ihm den Grund wohl mitteilen. Steif wie eine gefrorene Haxe stand Hessland vor ihm, keine Miene verziehend, Haltung bewahrend.
    »Herr Hessland, es ist so: Der Mörder stammt höchstwahrscheinlich aus Ihrem Club. Der Mord geschah auf einer Veranstaltung Ihres Vereins. Der Tote war Clubmitglied. So verständlich Ihr Ansinnen auch sein mag, es ist, als würden Sie den Papst bitten, die Osteransprache zu halten, ohne Jesus zu erwähnen.«
    Hessland rümpfte die Nase. Julius war sich nicht sicher, ob dies durch die im Regal liegenden Hechte verursacht wurde oder durch seine Offenheit.
    »Da haben Sie wohl Recht, ja, das sehe ich ein. Factum illud, fieri infectum non potest. Vielleicht könnten Sie trotzdem …«
    »Ich werde natürlich mein Möglichstes versuchen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, sehr freundlich.« Hessland rückte näher an Julius. »Wir haben in einigen Tagen ein Vorstandstreffen, bei dem wir die Feiern zu unserem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum besprechen wollen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie zugegen sein und uns kulinarisch beraten könnten. Es soll Ihr Schaden nicht sein …«
    Das war also

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