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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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und verkniff es sich, oberlehrerhaft darüber zu dozieren, dass der Wein länger als üblich in kleinen französischen Barriquefässern zugebracht und deswegen so eine fabelhafte Struktur hatte. Er goss ihn einfach in zwei Rotweingläser, die er im Thekenschrank fand.
    »Wollen Sie mich betrunken machen?«
    »Wäre das so schlimm?«
    Von Reuschenberg blickte ihm in die Augen, als wäre etwas darin verborgen. »Nein, wäre es nicht. Es wäre vermutlich gut. Was hatten wir noch vor einem Jahr festgestellt? Im Wein liegt die Wahrheit. Ein wenig Wahrheit könnte diesem Fall gut tun.« Sie nahm einen Schluck, setzte dann abrupt ab. »Da fällt mir ein, das kleine Stückchen Wahrheit, das wir haben, kennen Sie ja noch gar nicht.« Sie drehte das Notebook wieder zu Julius und drückte eine Funktionstaste. Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Fenster, in dem ein Film lief. Viel war nicht zu erkennen. Es waren nur Hell-Dunkel-Kontraste, durch ein dichtes Schneegestöber gesehen. »Die Kamera, die das aufgenommen hat, ist eigentlich kaputt. Da es sich aber nicht lohnt, sie auszuwechseln, jetzt wo der Rückbau des Bunkers schon im Gang ist, hat man sie so gelassen. Das haben wir jetzt davon.«
    Julius erkannte eine Lampe am oberen rechten Ende des Bildes, oder besser: einen hell leuchtenden Punkt, der sich strahlenförmig nach unten links in der Dunkelheit verlor. Das war alles. Und der Schnee.
    »Es kommt gleich«, sagte von Reuschenberg.
    Und dann kam es.
    Zwei helle Schemen bewegten sich von links nach rechts durchs Bild, auf eine menschliche, wankende Art.
    »Dieses Band zeigt den Gang, der zum Raum für ökumenische Gottesdienste führt. Zumindest von einer Seite. Die Kamera, die den anderen Teil des Ganges überwacht, ist vollständig intakt und hat nichts aufgezeichnet. Zeitlich fällt dieser Bandabschnitt kurz vor den Mord, ungefähr fünf Minuten. Ich weiß nicht, ob ich das schon erwähnt habe: Außer Ihrer Gruppe war niemand im Bunkerinneren. Und das steht hundertprozentig fest.«
    Von Reuschenberg zog ihren Pullover straff.
    Julius versuchte sich zu konzentrieren.
    Die hellen Schemen waren Menschen. Zwei Menschen, die in Richtung Bunkerkapelle gingen. Wer von der Gruppe hatte Kleidung angehabt, die so hell war, das selbst eine kaputte Kamera sie wahrnehmen konnte?
    Die Antwort war einfach.
    Und sie war gut.
    Dieses verschneite Band war ein Quantensprung für die Ermittlungen.
    Es begrenzte die Zahl der Tatverdächtigen radikal.
    Nur ein kleiner Teil der Gruppe hatte den weißen Vereinsblazer mit dem eingestickten Emblem getragen. Es zeigte einen Golfschläger, der an einem Fass lehnte.
    »Der Vorstand«, sagte Julius und wurde bleich.
    »Genau. Nur der Vorstand trug weiße Blazer. Darunter das Opfer …«
    »… und der Mörder.« Das würde Jochen Hessland nicht gefallen. Das würde ihm überhaupt nicht gefallen. Das war es dann wohl mit dem Cateringauftrag.
    »Das heißt, der Vorstand plus eins«, sagte von Reuschenberg und reichte Julius einen Zettel. Darauf standen neun Namen und neun Berufe:
    – Klaus Grad (Elektriker) †
    – Inge Bäder (Kunsthändlerin)
    – Steve Reifferscheidt (Maurer)
    – Rolf Sonner (Immobilienmakler)
    – Susanne Sonner (Hausfrau)
    – Volker Vollrad (Marketingleiter)
    – Jochen Hessland (Bauunternehmer)
    – Sandra Böckser (Schlagersängerin)
    – Stefan Dopen (Musikproduzent)
    »Einer davon ist der Mörder oder die Mörderin. Fingerabdrücke gibt es von allen am Tatort. Wie Sie schon bemerkten, sind dies alles Vorstandsmitglieder des Golfclubs. Alle, bis auf Stefan Dopen.« Sie nahm wieder einen Schluck Wein. »Der ist gut.« Sie nahm einen weiteren Schluck. »Und der tut gut.«
    Julius stieß mit ihr an. Er spürte, wie ihn das Fieber packte. Wie ihn eine Faszination überfiel, die er sonst nur vom Kochen kannte. Eben noch hatte es eine unüberschaubare Anzahl Verdächtiger gegeben. Jetzt waren es nur noch acht.
    Von Reuschenberg lehnte sich zurück und führte den Weinkelch wieder an ihren Mund, der nun ein volleres Rot angenommen hatte. Sie begann zu sinnieren. »Mord ist eigentlich eine simple Kunst. Eine Pistole oder ein Messer, auf zum Opfer, und Ende. Keine große Vorbereitung. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Warum hat es sich der Mörder so schwer gemacht? Warum wählte er einen strengstens überwachten Regierungsbunker als Tatort?«
    »Vielleicht hängt es mit dem Gegenstand im Tresor zusammen«, sagte Julius und beobachtete weiter die Videoaufzeichnung auf

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