Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
war sich da nicht so sicher. Aber er sagte es nicht. »Wer glaubt so was schon?«
»Eben. Möglichkeit Nummer eins: die Manipulation des Schlüssels, der noch im Schloss steckt. Es gibt verschiedene Wege, den Schlüssel innen stecken zu lassen, die unverschlossene Tür dann von außen zuzuschlagen und auf irgendeine Art, mit einer Zange oder Draht, den Schlüssel zu drehen. Die Polizei sollte sich das Türschloss mal genauer ansehen.« Zufrieden blies er einen großen Kringel aus. »Eine andere Variante deutet auf den, der die Leiche entdeckt hat. Der Mörder verschließt nach dem Mord die Tür von außen. Es gibt keinen Schlüssel, der innen steckt. Dann schlägt er Alarm. Wenn die Tür geöffnet wird, steckt er den Schlüssel von innen wieder auf. Einfach, aber wirkungsvoll.«
Wer war dies bei Inge Bäder gewesen? Sandra Böckser.
»Dann gibt es noch etliche Tricks mit Schnüren oder die Tür aus den Angeln heben, Spiegeltricks, Eiswürfel, die schmelzen und dann den Schließmechanismus einrasten lassen. John Dickson Carr beschreibt das in einem seiner Bücher sehr schön.«
Julius stand auf. Wenn er seine Zehen retten wollte, musste er Blut in sie fließen lassen.
»Bleiben Sie noch einen Moment sitzen«, sagte Altschiff. »Ich komm gleich zum Ende. Sie sind entweder extrem ungeduldig oder eine Frostbeule. Ich nehme jetzt aus Sympathiegründen mal Letzteres an. Also, wer immer die Morde begangen hat, kennt diese Methoden aus Büchern. Die Polizei sollte nach Spuren für die genannten Methoden suchen. So würde ich das machen.« Er nahm einen langen Zug. »Aber mich fragt ja keiner.« Er nahm einen langen Zug. »Aber mich fragt ja keiner.«
Das ist auch nicht nötig, dachte Julius. Die Informationen kamen auch so an den richtigen Adressaten. Es galt jeder Spur nachzugehen, und war sie noch so fiktiv. Er würde sich das Hotelzimmer in der Burg Einöllen noch einmal genau anschauen. Der Professor mochte merkwürdige Vorstellungen über die ideale klimatische Umgebung für den menschlichen Körper haben, aber seine Erklärungen die Türen betreffend klangen vorstellbar. Das reichte Julius.
Anscheinend konnte die Kälte auch einem anderen bekannten Körper nichts anhaben. Was vielleicht daran lag, dass dieser ein dickes Winterfell trug. Herr Bimmel schlich gerade durch einen Busch in den Garten, die Haltung geduckt, um nicht aufzufallen. Ihm war offensichtlich nicht klar, dass er eine fast komplett schwarze Katze im weißen Schnee war. Nur neonfarben wäre noch auffälliger gewesen.
Julius rief ihn, und der dicke Kater kam tatsächlich, interessiert, was sein Mitbewohner so weit von zu Hause machte, den Schwanz kerzengerade nach oben.
»Ein kräftiger Bursche, Ihr Herr Bimmel«, lachte Altschiff. »Für den kochen Sie wahrscheinlich immer was ganz Besonderes.«
»Aber natürlich. El Doso – frisch aus dem Supermarktregal.«
Aus der gegenüberliegenden Hecke kam nun eine andere Katze. Es war Loreley. Als sie Herrn Bimmel erblickte, trabte sie erfreut auf ihn zu und rieb die Flanke an der seinen.
»Die zwei mögen sich«, sagte Altschiff.
»Meinen Segen haben sie.«
Ein Segen schien den beiden aber zu fehlen. Aus demselben Busch wie zuvor Herr Bimmel kam nun eine orangefarbene Katze. Julius erkannte sie sofort. Es war Marlene, Sandra Böcksers Tier. Wie eine Krone lag Schnee auf ihrem Köpfchen. Anmutig kam sie näher, ohne Furcht stolzierte sie zu den beiden schmusenden Katzen. Das heißt, zum jetzigen Zeitpunkt schmuste nur noch eine Katze, und das war Loreley. Herr Bimmel stand steif da, unbeweglich wie eine schwarze Nackenrolle, und blickte zur Dritten im Bunde.
» Das ist ja mal eine schöne Katze! Ihr dicker Kater scheint die große Auswahl zu haben.«
Ebendieser war mit der Situation total überfordert. Dass Loreley nun zu fauchen anfing, machte es nicht einfacher.
Er fasste einen Entschluss.
Er lief davon.
Die beiden Katzen fassten einen Entschluss.
Sie liefen hinterher.
»Ob’s jetzt Dresche gibt?«, fragte der Professor lachend.
»Ich geh ihnen besser mal nach«, sagte Julius, froh über diesen Vorwand, verschwinden zu können. Er wusste genug.
»Meine Loreley wird gewinnen. Es kommt schließlich auf die inneren Werte an, nicht wahr?«, rief Altschiff Julius nach. »Und eine Katze, die so schön ist wie die Orangefarbene, kann davon ja nicht viel haben!«
Nach einer halsbrecherischen Überquerung der spiegelglatten Landskroner Straße stand Julius in der Jahnstraße.
Allein.
Die drei
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