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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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säuberlich auf, beförderte den Korken aus der Flasche und warf ihn in den kleinen Automülleimer, den er für alle Fälle unter dem Sitz hatte anbringen lassen. »Ich hab leider keine Gläser da.«
    Barbara Grad nahm die ihr angebotene Flasche zögerlich. Es schien, als wüsste sie nicht, ob es angebracht war, jetzt zu trinken. Ihr Körper sagte es ihr. Sie nahm einen Schluck und setzte wieder ab, als die Hälfte des Weißburgunders vom Weingut Ökonomierat Wingertsknorzen ihre Speiseröhre von innen gesehen hatte. Sie gab Julius die Flasche zurück.
    Es ging ihr danach nicht besser.
    »Er kann doch nicht einfach so sterben! Doch nicht jetzt! Was denkt der sich dabei?« Sie nahm Julius die Flasche wieder aus den Händen. »Ich wollte ihm noch so viel sagen. Dass er ein Sturkopf ist, dass er mir mein eigenes Leben lassen muss, dass er sich seine scheiß Vorurteile sonst wohin stecken kann.« Sie blickte zu Julius, die Augen tränenüberspült. »Und dass ich ihn liebe.« Sie schluchzte.
    Die nächste halbe Stunde ließ Julius sie weinen. Er sagte nichts. Nicht: Es tut mir Leid, das Leben geht weiter, er ist jetzt an einem besseren Ort – all das schien ihm leer. Also hörte er nur zu. Barbara Grad sprach immer wieder davon, dass sie ihrem Vater noch so viel hatte sagen wollen, dass man doch nicht so auseinander gehen dürfe, dass sie ihn wenigstens einmal noch hätte sprechen wollen oder zumindest sehen. Dass er kein schlechter Mensch war.
    Ihr Schmerz übertrug sich.
    Erst nachdem Barbara Grad sich wieder etwas gefangen und die Flasche Wein vollends geleert hatte, rückte Julius mit der zweiten Nachricht über ihren Vater heraus. Sie hatte noch nicht danach gefragt.
    »Sie wollen bestimmt wissen, wie Ihr Vater gestorben ist.«
    »Ja. Ja, natürlich. Hoffentlich musste er nicht leiden!«
    »Nein. Es war sofort vorbei.«
    »Gut. Dann ist ja gut … Was war es? Seine Leber?«
    »Wieso seine Leber?«
    »Er war … Sie dürfen jetzt aber nicht schlecht über ihn denken, ja?«
    »Nein. Bestimmt nicht.« Er nahm ihre Hand in die seine und drückte leicht.
    »Mein Vater war Alkoholiker. Schon seit Jahren trocken, aber die Leber war bereits sehr angegriffen, als er es endlich schaffte aufzuhören. Er hatte so viel Kraft. Genau wie Susanne Sonner, ohne sie hätte er es nicht hingekriegt, und umgekehrt. Sie haben sich da zusammen rausgeholfen. Sind immer gemeinsam zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker gefahren, haben aufeinander aufgepasst. Wie geht es ihr?«
    »Nicht gut.«
    Barbara Grad nickte. »Jetzt ist sie allein. Ihr Mann ist keine Hilfe. Ich hätte mich an ihrer Stelle längst scheiden lassen.« Sie schnäuzte sich in ihr Taschentuch, das längst durchtränkt war von ihren Tränen. »Woran ist mein Vater gestorben?«
    »Er ist erschossen worden.«
    Barbara Grads Lippen zuckten, als wollten sie mit einem Satz beginnen, aber kein Anfang schien richtig. Bis …
    »Wer?«
    »Der Mörder ist noch unbekannt. Die Polizei ist dran. Haben Sie vielleicht eine Idee?«
    Überraschung ersetzte das Entsetzen in ihrem Gesicht. »Ich? Nein.«
    »Vielleicht hat es mit seiner Arbeit zu tun?«
    »Bei meinem Vater war immer alles korrekt. Er war ein gläubiger Mensch. Ein wirklich gläubiger Mensch. Moral war ihm wichtig, sehr wichtig.« Sie sagte es mehr zu sich selbst.
    »Die Polizei wird mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Nicht jetzt. Nein. Das muss Zeit haben.« Sie begann wieder zu weinen.
    »Ich fürchte nicht. Jeder Tag, den der Mörder frei herumläuft, könnte zum Todestag für einen weiteren Menschen werden. Nach Ihrem Vater wurde Inge Bäder ermordet.«
    »Aber …«
    »Die Polizei wird Ihnen alles erklären. Hier …«, er tippte Anna von Reuschenbergs Nummer in sein Handy und reichte es herüber, »… machen Sie ein Treffen aus. Das wird das Beste sein. Sonst quält Sie die Ungewissheit.«
    Sie presste die Lippen zusammen und nickte. Nach dem Telefonat wandte sie sich wieder an Julius.
    »Können Sie mich zur Polizeidienststelle nach Bad Neuenahr fahren?«
    »Gerne.« Julius zögerte. »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Ich glaube, ich brauche jetzt Ruhe.«
    »Es geht ganz schnell.«
    »Ja. Bitte.«
    »Warum waren Sie über so lange Zeit nicht zu erreichen? Die Polizei hat nach Ihnen gefahndet.«
    Der Ansatz von einem Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Die hätten mich nicht gefunden. Ich wollte nicht gefunden werden. Von niemandem, nicht von meinem Vater und nicht von Steve. Deshalb hab ich aus meinem Hotel ausgecheckt

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