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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Der Schatten rannte in Richtung Pantaleonsplatz. Julius hinterher. Er sah ihn. Schnee begann zu fallen, in dickeren und größeren Flocken als jemals zuvor in diesem Winter. Eisige Gänsedaunen. Der Wind warf sich den Rennenden entgegen, trieb ihnen Eiskristalle in die Augen. Doch sie rannten weiter. Der Schnee pappte an Julius’ Schuhsohlen fest, das Laufen wurde immer schwieriger.
    Jeder Regisseur mit Gespür und entsprechendem Budget hätte eine Hubschrauberkamera eingesetzt, um die Szene zu filmen. Zuvorderst, in Schwarz, ein Schatten, schnell und elegant rennend, dahinter ein großer, weiß gekleideter Mann, wie eine Schneekugel rollend, laut schnaufend wie ein alter Gaul, gefolgt von einem kleinen weißen Hund, mit kurzen weißen Beinen, der in seinem Leben noch nie so viel an einem Stück gelaufen war. Sein Herrchen hatte er bereits im Ort abgehängt.
    Das Licht war blau, wie immer, wenn der Mond es durch die Wolkendecke schaffte und die Erde schneebedeckt war.
    Die Kamera würde immer höher steigen und zeigen, dass sie auf die Ahr zurasten, die zugefroren die Grenze zu Heimersheim markierte. Die Musik würde dramatisch werden, Moll-Akkord über Moll-Akkord, signalisierend, dass Gefahr lauerte. Eine Nahaufnahme des Eises würde folgen, ein lautes, kristallenes Knacken wäre zu hören.
    Schnitt auf Julius’ Gesicht.
    Er konnte nicht mehr. Es gab keinen Willen, der ihn auch nur einen Meter weiterbringen konnte. Sein Körper war leer gepumpt. Der Schatten lief weiter, die knirschenden Schritte im Schnee wurden leiser.
    Er würde ihn verlieren. Er hatte keinen Beweis für seine Schuld.
    Er hatte nichts. Wenn der Schatten nun entkam, konnte alles passieren. Er konnte verschwinden, mit all dem Bargeld aus dem Verkauf der Monstranz. Er konnte weiter töten.
    Er konnte Julius töten.
    Hätte er wenigstens sein Gesicht gesehen. Das wäre ein Beweis. Das wäre etwas Handfestes.
    Er hatte ihn in die Enge treiben wollen, aber sein Körper war eher für Weite ausgelegt. Das war seine Schwachstelle. Auch der Mörder hatte eine, dachte Julius. Er hasste es, wenn jemand seine Identität kannte.
    Er rief seinen Namen.
    Die Schritte stoppten.
    Nichts als Wind war zu hören, nichts als Schnee zu sehen.
    Julius rief den Namen noch einmal.
    Dann knirschte es im Schnee. Und wieder. Und schneller. Der Schatten kam auf ihn zugerannt. Julius hatte nicht darüber nachgedacht, was passieren würde. Er hatte einfach nur erreichen wollen, dass der Mörder nicht weglief. Nun war es unumgänglich, dass er Julius umbrachte.
    Jetzt.
    Der kleine West-Highland-Terrier erreichte ihn.
    Er hörte auf zu bellen. Stattdessen schnüffelte er an Julius’ Hose herum und wedelte vergnügt, bevor er ihn bettelnd ansah. Der kleine Flitzer wollte augenscheinlich weiterrennen. Das musste ihm einen Mordsspaß gemacht haben. Wer konnte so ein süßes Hündchen enttäuschen? Julius nicht. Er rannte wieder los, der Mörder nur knapp hinter ihm. Er rief nichts. Kein »Bleiben Sie stehen!«. Auch nicht »Ich werde Sie töten!«. Er kam einfach nur näher, Meter für Meter.
    Julius wusste nicht, woher die Kraft kam, aber er rannte weiter. Anstatt jedoch den Weg zurück nach Heppingen zu nehmen, wo andere Menschen waren, und damit mögliche Hilfe, rannte er Richtung Bad Neuenahr, entlang dem Fluss. Schneidender Wind kam nun von links, auf der rechten Wange schmolz der Schnee. Der kleine Terrier rannte freudig neben Julius her, wieder bellend.
    Julius wurde langsamer.
    Der Schatten nicht.
    Er war bereits so nah, dass Julius seinen schweren Atem hören konnte. Bald würde er dicht bei ihm sein, dicht genug, um …
    Julius dachte nicht weiter, er lief nur weiter, bog ab Richtung Ahr, rannte zum mittlerweile zugefrorenen Fluss. Es war nicht zu erkennen, wo fester Boden endete und Eis begann, wo jeder Schritt zum Einbruch führen konnte.
    Der Hund blieb stehen.
    Wasser war zu hören. Julius wurde noch langsamer, setzte seine Schritte weit auseinander, das Gewicht verteilend.
    Es knackte.
    Er konnte fließendes Wasser sehen. Nahe dem gegenüberliegenden Ufer war noch ein schmaler Kanal frei geblieben. Er ging darauf zu, die Decke würde ihn tragen. Müssen. Zumindest noch einige Meter.
    Julius blieb stehen.
    Drehte sich um.
    Am Ufer stand der Schatten.
    »Das war nicht sehr clever.« Er kam näher. » Mich wird es in jedem Fall tragen, wenn ein Pfundskerl wie Sie nicht einbricht.«
    Die Szenerie wirkte friedlich, frischer Schnee fiel vom Himmel, umgab ihn, lag auf

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