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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Beinahe hätte der alte Sack das auch geschafft, die Tür war fast zu, da schoss ich und traf ihn. Das hat mich gerettet. Ansonsten ständen wir jetzt nicht hier, dann wäre ich schon längst im Knast.«
    Das leise, gluckernde Geräusch des fließenden Wassers drang durch das dünne Eis unter Julius. Bluttropfen sammelten sich darauf und froren an. »Wieso war dann die Tür verschlossen?«
    »Das hab ich mich auch gefragt. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, als ich’s im Radio hörte. Aber als ich drüber nachdachte, wurde es mir klar. Grad drückte mit einer Hand die Tür zu, die andere hatte er schon am Schloss, um sie schnell verriegeln zu können. Der Schuss muss ihn zwar direkt getötet haben, aber im Fallen hat er die Tür noch zugedrückt. Vielleicht war es in seiner letzten klaren Sekunde, als er den Schlüssel umdrehte, vielleicht aber auch nur im Fallen, weil die Hand so vom Schlüssel abrutschte, dass der sich im Schloss drehte. Er, oder seine Leiche, hat die Tür verriegelt, und plötzlich hatte ich magische Kräfte.«
    Das war also die Lösung. Julius war die ganze Zeit falsch an dieses Rätsel herangegangen. Die verschlossene Tür war nie geplant gewesen, sie war nur ein Versehen. Ein dummes Versehen.
    Vollrad fand langsam Gefallen an seinem Vortrag. »Viel interessanter ist, wie ich die Monstranz aus dem Bunker rausbekommen habe. Haben Sie sich das nie gefragt?«
    Nein, dachte Julius, merkwürdigerweise nicht.
    Vollrad wartete nicht auf eine Antwort. »Klaus Grad hatte einen der Plastiksäcke der Asbest-Entsorgungsfirma organisiert. Da hab ich sie reingetan, dann in einen der entsprechenden Container gelegt und sie draußen wieder rausgefischt. War ein bisschen riskant, aber kalkulierbar. Und hat ja auch geklappt. Wie dem auch sei, alle haben sich nur darüber gewundert, wie ich angeblich durch eine geschlossene Tür gegangen bin. Selbst die arrogante Bäder hatte Muffensausen vor mir. Sie hat mich auch gefragt, wie ich es denn gemacht hätte. Ich habe natürlich nichts dazu gesagt.«
    »Sie lieben es, wenn andere Angst haben.«
    »Nein. So würde ich das nicht sagen. Ich mag es, wenn die Leute Respekt vor mir haben. Im Geschäftsleben wie privat. Nur so verarscht einen keiner. Der Bäder war ich richtig unheimlich. Und dem guten Sonner auch. Aber der war tougher, hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Aber das kann man nicht überdecken.«
    »Warum haben Sie ihn umgebracht? Hat er nicht gespurt?«
    »Doch. Eigentlich schon. Aber es war mir einfach zu unsicher. Mit so einem Damoklesschwert über dem Kopf konnte ich nicht leben. Ich wollte die Sache übrigens rund machen, also was die verschlossenen Türen angeht. Ich wollte das Schloss bei Sonner von außen so mit Draht bearbeiten, dass sich innen der Schlüssel dreht. Aber Sie haben mich gestört. Schade.« Er sah den Kondenswolken nach, die sein Atem in der eisigen Luft hinterließ. »Aber an dem Ruhm hätte ich mich eh nur allein erfreuen können, und was bringt das schon?«
    »Hat er den Wink mit dem Neuenahrer Sonnenberg verstanden?«
    »Ja. Fünf gleiche Anfangsbuchstaben reichten für den Adressaten Sonner. Er hat mir geschworen, er würde niemals reden. Aber warum hat er mich dann überhaupt angerufen, als er von der Waffe in der Zeitung gelesen hat? Warum hat er mir dann erzählt, dass er wüsste, mein Vater hätte eine solche unerlaubt besessen. Die zwei sind ihrer geheimen Leidenschaft gemeinsam nachgegangen. Spinner.«
    So ähnlich hatte Julius sich das gedacht. Zwei Blätter waren bei der Entschlüsselung des Falls, eben im warmen Restaurant, vor ihm gelandet. Auf dem einen stand die Waffe, auf dem anderen Sonners Waffensammlung und die Warnung im Weinberg. Sammler erkannten sich untereinander, das wusste Julius aus eigener Erfahrung. Er hatte es auch stets im Gefühl, wenn ein anderer Topflappen-Liebhaber vor ihm stand.
    Vollrad erzählte unbeirrt weiter. »Sonner sagte, er wolle als Gegenleistung für sein Schweigen nur meine Unterstützung in Sachen Präsidentschaft, alles andere sei ihm egal. Geld habe er selber. Kann sein, dass er es damals sogar so gemeint hat, aber nein, zu gefährlich. Vielleicht redet er im Schlaf? Er verstand nicht, warum ich ihn umbrachte. Macht auch keinen Unterschied.«
    »Haben Sie eigentlich keine Skrupel?«
    Vollrad überlegte. »Nein. Nicht wirklich. Grad war ein scheinheiliger, alter, verbrauchter Sack. Er hatte den Tod verdient, und verpasst hat er auch nicht mehr viel. Dank mir gab es in

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