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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Mund, kniff die Augen zusammen, der Kaffee war zu heiß. Er sagte: »Aber es stimmt, ich bin besoffen, und wißt ihr auch, warum? Nee«, er lachte meckernd, »könnt ihr nicht wissen, aber wir haben es, wir haben das Scheißgeld, damit Sabrina operiert werden kann!« Er stellte den Becher auf den Schreibtisch, stützte sich mit beiden Händen auf, schaute Berger in die Augen, schwankte ein wenig. »Hast du gehört, wir haben das Geld!
Einhunderttausend Mark! Wir haben gottverdammte einhunderttausend Mark!« Er wartete einen Moment, Berger hatte sich zurückgelehnt, sah Schulz fragend an. Schulz sagte: »Willst du gar nicht wissen, woher wir es haben? Nein?« Er schüttelte selbst den Kopf. »Gut so, ich hätt's dir sowieso nicht verraten. Es ist ein Geheimnis«, lallte er, »ein riesengroßes, verfluchtes Scheißgeheimnis zwischen Joanna und mir.« Er hielt inne, als überlegte er, kratzte sich übers unrasierte Kinn, grinste wieder. »Scheiße, hab ich ganz vergessen, ich weiß ja selbst nicht mal, woher sie das Geld hat. Na ja, eigentlich weiß ich es schon, aber sie weiß nicht, daß ich es weiß. Aber was für eine Frau, meine Joanna! Beschafft so mir nichts, dir nichts hunderttausend Mark. Ein geiles Weib, was? Sag ehrlich, alter Kumpel, ein echt geiles Weib!« Berger sah Schulz mitleidig an, kam mit dem Stuhl nach vorn, sagte fast väterlich: »Geh nach Hause und schlaf dich aus. Und komm wieder, wenn du dich besser fühlst. Okay?« Schulz winkte wieder ab. »Aber ja doch, Papi, ich war sowieso wieder gegangen. Es ist schon irgendwie ein Scheißgefühl, wenn man die ganze Nacht durchgemacht hat und die Zunge nicht mehr richtig will. Na ja, ich verzieh mich dann. Adios, Freunde!« An der Tür blieb er stehen, rülp ste leise, drehte sich um, fragte Berger: »Soll ich vielleicht Joanna von dir grüßen? Oder ihr einen herzlichen Glückwunsch ausrichten, daß sie's fertiggebracht hat, die Mäuse anzuschaffen«, er verdrehte grinsend die Augen, verbesserte sich dann, »ich meine natürlich ranzuschaffen?« »Richte ihr einen herzlichen Gruß von mir aus. Und du, mach's gut. Moment noch«, rief Berger ihm hinterher, »soll dich jemand nach Hause fahren?«
»Ich nehm ein Taxi, das werd ich mir schon noch leisten können, oder?! Jetzt, wo ich nicht mehr für Sabrinas Operation sparen muß!«
Betretene Gesichter, Kullmer betrachtete seine Fingernägel, Durant hatte den Blick gesenkt, kaute auf der Unterlippe. Berger war der erste, der die Sprache wiederfand. »Das ist nicht mehr der Schulz, den ich kenne«, murmelte er nachdenklich. »Möchte zu gern wissen, was mit ihm los ist. Und mich würde tatsächlich interessieren, woher er auf einmal so viel Geld hat. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Mir scheint, ihm wächst allmählich alles über den Kopf. Dabei sollte man meinen, daß es ihm eigentlich bessergehen müßte, jetzt, wo er das Geld für die Operation seiner Tochter hat. Da versteh einer die Welt!«
Durant und Berger verließen gemeinsam das Büro um kurz nach sieben, während Kullmer noch blieb und Akten wälzte.
Eine Weile liefen sie schweigend über den leeren Flur, ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Kurz bevor sie an der Treppe anlangten, sagte die Kommissarin: »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, ohne daß Sie gleich an die Decke gehen?« Berger blieb stehen, drehte sich zu ihr um, sah sie fragend an. »Fragen Sie.« 194 »Schulz, Kommissar Schulz, ist er wirklich noch tragbar für die Abteilung? Ich kenne ihn erst seit wenigen Tagen, aber sein Benehmen und was mir so zu Ohren gekommen ist... Es tut mir leid, aber mir fehlt ein wenig das Verständnis, vor allem in der Situation, in der wir jetzt stecken. Ich hoffe, ich habe nicht zuviel gesagt, und wenn ich mich irre, dann berichtigen Sie mich bitte.« Berger kaute einen Moment auf seiner Unterlippe, blickte zu Boden, lehnte sich an das Treppengeländer, atmete tief ein und stieß die Luft hörbar aus. Er holte aus seiner Jackentasche die Schachtel Zigaretten, hielt sie seiner Kollegin hin, die eine herausnahm. Berger gab erst ihr, dann sich Feuer. Er inhalierte tief, blies den Rauch durch die Nase wieder aus.
»Wissen Sie«, sagte er ruhig, »ich kann Schulz nicht einfach fallenlassen. Es müssen bald zwanzig Jahre sein, die ich ihn kenne und mit ihm zusammenarbeite, er war damals noch bei der Polizeischule, wir sind so etwas wie Freunde. Er ist nicht immer so gewesen, weiß Gott nicht, es hat erst richtig angefangen, als das mit der Krankheit

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