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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Augenblick verwehrt wurde. Aber Patanec fühlte, daß auch dies nur Oberfläche war, daß dies unmöglich der alleinige Grund für ihre Melancholie sein konnte. Er stellte sich ans Fenster, beobachtete, wie sie in den Mercedes stieg, kurz mit den Händen ihr Haar ordnete und schließlich, ohne sich anzuschnallen, langsam rückwärts durch das Tor rollte. Seine nächste Patientin kam erst in einer guten halben Stunde. Er ging nach oben, zog ein frisches Hemd an, trank einen Scotch, legte noch etwas Giorgio Beverly Hills auf. Die Frau, die jetzt kam, legte Wert auf so etwas.

Freitag, 11.30 Uhr
    Schulz und Durant kehrten ins Präsidium zurück, Koslowski war allein im Büro. Seine Krawatte war schlampig gebunden, er stand einen Moment neben der Kommissarin, fauliger Mundgeruch, akneübersätes Gesicht, fettglänzendes Haar, Schweißflecken unter den Achseln, perfekt vervollständigt durch seine unangenehme Ausstrahlung. Durant ging auf angemessenen Abstand zu ihm, öffnete das Fenster weit. »Irgendwelche Anrufe?« fragte sie und setzte sich. Koslowski schüttelte den Kopf. »Nichts Weltbewegendes. Nur ein paar Reporter. Kommissar Berger hat sie abgewimmelt und an die Pressestelle verwiesen.« »Sobald man bei denen auch nur den Mund aufmacht, verdrehen die einem jedes Wort«, murmelte Schulz und zog sich einen Stuhl heran.
Berger kam herein, ließ die Jalousie herunter, das grelle Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen. »Was ist mit dieser Lindner? Hatten Sie Erfolg bei der Freundin?« »Nein. Im Moment können wir nur abwarten, bis das Gebiet um das Oberforsthaus abgesucht worden ist. Ich fürchte, sie werden Erfolg haben, wenn man denn ein totes Mädchen als Erfolg bezeichnen kann«, erwiderte Julia Durant zynisch. »Wie fühlen Sie sich?« fragte Berger. »Beschissen«, sagte sie und zündete sich eine filterlose Gauloise an, »auch wenn ich weiß, daß Gefühle tödlich sein können. Aber der Busfahrer kann sich an sie erinnern, und er scheint ziemlich sicher zu sein, daß sie erst am Oberforsthaus ausgestiegen ist. Ab da verliert sich ihre Spur.« Sie machte eine Pause, schnippte Asche in den Aschenbecher, sah Berger dabei an. »Die einzige Möglichkeit, die ich noch sehe, außer daß sie getötet wurde«, fuhr sie fort und schenkte sich einen Kaffee ein, »ist die, daß die Oberstufe ihrer Schule heute frei hat und sie irgendwo anders übernachtet hat, ohne ihren Eltern Bescheid zu sagen. Vielleicht hat sie es einfach vergessen. Obwohl das ihrem sonstigen Verhalten widersprechen würde.« Sie trank einen Schluck, der Kaffee war sehr heiß, sie verzog den Mund. »Nein, sie hätte sich gemeldet.«
»Sie sind also überzeugt, daß sie tot ist?« Julia Durant nahm einen tiefen Zug an ihrer Gauloise, setzte sich, schlug die Beine übereinander, seufzte auf. »Überzeugt wäre zuviel gesagt. Ich weiß es nicht. Aber es deutet sehr viel darauf hin. Obwohl, sie muß einen Grund ge habt haben, zum Oberforsthaus zu fahren.« Sie drückte die Zigarette aus. »Es gibt alles irgendwie keinen Sinn! Absolut keinen Sinn! Denn angenommen, sie fuhr bis zur Endstation und hat sich dort mit jemandem getroffen, dann könnte es sein, daß es sich, den schlimmsten aller Fälle vorausgesetzt, um ihren Mörder gehandelt hat. Vielleicht sogar den Mann, der auch für die andern beiden Mädchen in Frage kommt.« »Eine gewagte Hypothese, Kollegin...« »Sicher, aber ist sie denn so unrealistisch?« »Und was habenSie jetzt vor?«
»Ich muß mir unbedingt noch einmal die Akten der beiden andern Fälle anschauen. Ich werde das Gefühl nicht los, daß etwas ganz Wesentliches übersehen wurde.« Schulz, der auf der anderen Seite des Schreibtischs saß, zog das Telefon zu sich heran. »Ich fürchte, ich werde Joanna anrufen müssen.« Er fuhr sich mit der Handfläche übers Kinn, sah Berger mit einer Mischung aus Traurigkeit und Zorn an. »Ich kann wohl davon ausgehen, daß es spät werden wird«, sagte er bitter.
»Warum?« fragte Berger, die Augen zu Schlitzen verengt. »Warum was?« »Warum willst du deswegen Joanna anrufen? Habt ihr etwas vorgehabt?« »Essen gehen und quatschen. Es gibt ein paar Probleme zu bereden.«
»Sabrina?«
»Die auch.«
»Verschiebt es, bis die ganze Scheißsache hinter uns liegt. Auch wenn es mir leid tut.« »Es tut dir nicht leid«, sagte Schulz kühl, nahm den Hörer von der Gabel, tippte die Nummer ein. »Aber sie wird sehr enttäuscht sein.« Das Freizeichen ertönte fünfmal, bevor am anderen Ende abgenommen

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