Jung, sexy und beliebt
nur zehn Meilen«, stammelte Brett und sah sich verzweifelt um. Sie standen mitten auf dem Rasen, voll im Visier von Haus Stansfield. Wenn Eric gerade aus dem Fenster schaute, würde er sie sehen. »Das ist doch nicht sooo weit.«
»Aber mir kommt es weit vor.«
»Komm, wir gehen zum Pavillon.« Sie griff rasch nach seinem Arm. »Da können wir uns unterhalten.«
»Okay.« Jeremiah legte seinen langen Arm beschützend um sie. »Und, wie ist es hier losgegangen? Irgendwelche besonderen neuen Lehrer?«
»Äh …«
»Hab gehört, dass ihr einen Neuen habt. So einen stinkreichen Typ.«
»Ich weiß nicht …« Brett vermutete, dass alle Lehrer entweder richtig reich waren und keine gut bezahlten Jobs nötig hatten oder dass sie arm und darauf angewiesen waren.
»Eric Dalton. Kennst du ihn schon?«
Ihr blieb das Herz stehen. Sie warf ihm einen Seitenblick zu. War er ihr schon auf die Schliche gekommen?
»Ähm …«
»Wenn du ihn schon kennengelernt hättest, dann wüsstest du es. Er ist ein Dalton.«
»Was meinst du damit, er ist ein Dalton ?«
Jeremiah sah sie an, als ob ihr Würmer aus der Nase kämen. »Kennt man die etwa nur in Massachusetts? Du weißt schon. Ein Dalton. Sein Großvater war Reginald Dalton. In Boston heißt ein … so ein gigantischer Gebäudekomplex nach ihm. Der, vor dem immer der riesige Weihnachtsbaum steht.«
Im Haus der Messerschmidts in Rumson gab es ein Bild von der vierjährigen Brett in einem roten Samtkleid, auf dem sie mit einem herausgeputzten Chihuahua im Arm unter dem Weihnachtsbaum der Daltons stand. Gott! Mein Großvater hatte was mit Eisenbahnen zu tun. Meine Familie hat ein Haus in Newport. Erics Worte fielen ihr wieder ein. Sie wäre nicht mal im Traum darauf gekommen, dass er einer von den Daltons war.
Brett hatte Dokus über sie im Fernsehen gesehen, von Biopics bis hin zu Klatschreportagen à la Die-sind-nochschlimmer-als-die-Kennedys-auf-Drogen. Da hatte sie gehört, dass der Großvater, Reginald Dalton, ein Vermögen im Eisenbahngeschäft gemacht hatte. Seiner Familie gehörte – bereits seit hundert Jahren – Lindisfarne, das größte Anwesen in Newport. Der Vater, Morris Dalton, war der Eigentümer eines internationalen Verlagskonzerns, der Milliarden Umsatz machte und nur hochwertige Bücher und Zeitschriften publizierte. Und es stimmte, sie hatte von einem Sohn gehört, der aber pressescheu war und nicht gerne im Scheinwerferlicht stand. Brett hatte angenommen, dass er entweder hässlich war oder ein schwarzes Schaf oder beides und dass der PR-Agent der Familie ihn unter Verschluss halten wollte. Wie sehr sie sich getäuscht hatte!
»Kann sein, dass er in der Kapelle vorgestellt wurde«, murmelte sie schließlich vor sich hin.
»Aha. Hör mal, jetzt ist ja bald Schwarzer Samstag«, wechselte Jeremiah das Thema und lief voraus. »Das wird sicher abgefahren, oder? Wir waren eigentlich noch nie zusammen auf’ner Party, während der Schule, meine ich.«
»Stimmt.« Brett entzog ihm ihre Hand und tat so, als müsse sie sich am Arm kratzen.
»So, und jetzt mach mal die Augen zu.« Sie waren fast beim Pavillon. Jeremiahs vom Lacrosse-Spielen raue Hand legte sich über die obere Hälfte ihres Gesichts. »Ich hab nämlich’ne Überraschung.«
Er führte sie ein paar Schritte über das Gras und atmete aufgeregt. Mit jedem Schritt lasteten schwerere Befürchtungen auf Brett. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn Jeremiah auf der Stelle wieder gegangen wäre, damit sie sich hinsetzen und nachdenken konnte. Eric war Eric Dalton? Im Ernst?
»Okay, kannst sie wieder aufmachen.« Jeremiah nahm die Hand von ihrem Gesicht. Brett hielt die Luft an. In der Mitte des weißen Holzpavillons stand ein riesiger Strauß mit schwarzen Tulpen, umgeben von Unmengen tiefroter Rosenblüten. So viele Blumen hatte sie noch nie auf einmal gesehen. Es mussten um die hundert sein.
»Die schwarzen gefallen mir besonders«, krächzte sie. Gefallen? Sie war von ihnen besessen.
»Das hast du mal gesagt, als wir an dem Blumenladen in Manhattan vorbeigekommen sind.« Er strahlte und wippte aufgeregt auf und ab wie ein kleiner Junge, der seinen Eltern gerade das Frühstück ans Bett gebracht hat.
»Ich …«, fing Brett an. Das war genau das, was Callie sich immer heimlich von Easy wünschte, was der aber nie tat.
»Hier ist noch was.« Jeremiah hielt ihr einen weißen United-Airlines-Umschlag hin. Brett öffnete ihn; darin war ein First-Class-Ticket nach San Francisco. Sie sah ihn
Weitere Kostenlose Bücher