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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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dem Brocken berichtet, dass ich alles genau vor Augen habe. Ich würde mir das gerne mal von nahem anschauen. Wenn die Großeltern nächstes Jahr dorthin fahren, nehmen sie mich vielleicht mit, denn für Rentner und Kinder ist es kein Problem, in die DDR zu reisen und vor allem wieder zurück.
    «Schade, dass deine Uroma schon tot ist», sagt Oma häufig.
    Und dass ich meine Haare von der Urgroßmutter geerbt habe. Die war wie Oma auch eine sehr gütige Frau, aber wenn sie mal böse wurde, was ganz selten vorkam, dann richtig. Der Trick war, dass sie meine Oma nicht geschlagen hat, sondern ihr mit der Faust sacht an die Stirn geklopft und dabei «Hüte deck» gesagt hat, das ist Harzer Platt und heißt «Hüte dich». Oma fand das ganz furchtbar und hat die Urgroßmutter dann immer angefleht:
    «Schlag mich windelweich, aber mach nicht ‹Hüte deck›.»
    Ich kuschle mich in die Decke, und Oma krabbelt mich schon seit einer Viertelstunde, ausnahmsweise, sagt sie, obwohl ich gar nicht weiß, was heute Besonderes ist oder womit ich das sonst verdient habe. In zwei Monaten feiern die Großeltern im Hotel Lindner goldene Hochzeit! Da freu ich mich schon sehr drauf, weil es in rauen Mengen die schönsten Köstlichkeiten zu essen gibt. Oma hat mir auch schon verraten, was: Hirschbraten mit Preiselbeeren, Kartoffelkroketten und Rotkohl. Und zum Nachtisch eine Eisbombe. Kartoffelkroketten habe ich in meinem ganzen Leben erst einmal gegessen, aber sie haben so gut geschmeckt, dass ich den Geschmack nie vergessen werde. Kroketten können nur von richtigen Köchen zubereitet werden, Oma oder gar Mutter könnten das gar nicht. Martin darf auch mit, damit ich mich nicht etwa langweile, weil sonst nur Erwachsene kommen.
    «So, Mathias, ich muss mich mal ums Essen kümmern.»
    «Was gibt es heute?»
    «Grünkohl mit Kohlwurst und Salzkartoffeln.»
    Grünkohl ist ein Herbst- und Winteressen. Wenn es den gibt, macht Oma immer Kümmel an die Kartoffeln, das schmeckt besonders gut, und wenn ich frage, warum nicht auch bei andern Gerichten, sagt sie, das passt nicht, aber das kann ich mir nicht vorstellen.

    Nach dem Frühstück kommt plötzlich Opa aus dem Keller gestapft und sagt:
    «Komm, Mathias, wir gehen zum Gluck-gluck-Männchen.»
    Das Gluck-gluck-Männchen ist sehr weit entfernt, noch hinter dem Wald und dem Fußballplatz, und es sieht aus wie eine Straßenlaterne oder ein Strommast. Doch wenn man davorsteht, kommen aus der Erde Geräusche, als wenn ein Riese Schluckauf hätte. Gluck, gluck, gluck, gluck. Als ich noch klein war, habe ich mal gesagt, da wohnt das Gluck-gluck-Männchen, und Opa hat gelacht. Seitdem nennen es auch die Erwachsenen so. Opa hat mir erklärt, dass dort unten Öl fließt und die Geräusche von einer unterirdischen Pumpe kommen. Wir stapfen durch den Herbststurm. Unsere Haare sind schon ganz zerzaust, und als wir schließlich beim Gluck-gluck-Männchen ankommen, kann man wegen dem Wind sein eigenes Wort kaum verstehen. Mucksmäuschenstill stehen wir da, wie angewachsen, und warten auf die Geräusche.
    «Da», sagt Opa plötzlich. «Hörst du es?»
    Doch auch wenn ich mich noch so anstrenge, ich höre nichts, außer Wind. Opa hat es, glaube ich, auch nur so gesagt. Nach einer Weile geben wir auf und kehren zurück. Auf dem Rückweg kommen wir an einem verwilderten Garten vorbei, der niemandem mehr gehört und in dem Beeren wachsen. Opa hat extra eine Tasche mitgenommen. Wir kämpfen uns durchs Gestrüpp und sammeln Blaubeeren und Brombeeren.
    «Da wird sich Oma aber freuen», sagt er.
    Bald sind unsere Hände zerschunden und zerstochen, aber Spaß macht es doch sehr, die Beeren zu sammeln. Und was Oma gleich für ein Gesicht machen wird! Am Nachmittag kann sie dann gleich die Beeren einkochen, und in ein paar Wochen gibt es selbstgemachte Marmelade. Wir sind so ins Sammeln vertieft, dass wir ganz die Zeit vergessen.
    «Oh, gleich halb eins», ruft Opa, «jetzt heißt es die Beine in die Hand nehmen.»
    Auf dem Rückweg macht er sich so klein wie möglich, um dem Sturm zu trotzen. Von weitem sieht es bestimmt aus, als wären wir Spielkameraden. Plötzlich schießt ein Schäferhund aus dem Gestrüpp und kläfft Opa an. Der hebt seine Hand und sagt:
    «Ich hau dir gleich eine.»
    Der Hund jault und verschwindet ganz schnell dorthin, wo er hergekommen ist. Ich bin wieder mal stolz auf Opa, denn er ist eine Respektsperson für alle. Er sagt dann noch: «Wenn der Hund ans Bein pinkelt, stinkt das Bein und

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