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Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Titel: Jungen und Maedchen - wie sie lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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ihm sagen, undeutlich hört, muß extreme Probleme haben, sich zu orientieren. Laufen Sie doch einmal drei Tage mit Ohropax herum (gerade genug, daß Sie noch etwas hören können, aber kaum noch verstehen)! Es ist kein Zufall, daß man taube Menschen früher für dumm hielt (die Worte „tumb“ = „taub“ und „dumm“ sind etymologisch verwandt). Insbesondere, solange man ihnen verwehrte, sich mittels Gebärden zu verständigen (was man ebenfalls viel zu lange tat).
    Nun sind diese „dys-lexischen“ (eigentlich: dys-HÖREN-den) Kids ja nicht wirklich taub. Im Gegenteil, manche Klänge hören sie sogar ausgezeichnet! Deshalb nimmt ihre Umwelt ja fälschlicherweise an, sie könnten alles gleich gut hören. In Wirklichkeit können sie bestimmte Klänge so schlecht unterscheiden , daß sie diese nicht genau verstehen. Deshalb ist es großartig, daß man inzwischen um das Problem weiß (nun ja, die meisten Eltern und LehrerInnen wissen noch nichts davon) und daß man heute gezielt testen und mit dem Computer-Programm in wenigen Wochen helfen (sogar heilen) kann. Diese Kinder holen im Lesen und Schreiben erfahrungsgemäß sehr schnell auf, dank der Wissenschaftler, die geforscht und das Programm entwickelt haben.
    Wichtig:
    Trotzdem gilt: Sowohl die Legastheniker (im Sinne von Ron DAVIS , oben) als auch die eben beschriebene AKUSTISCHE Gruppe zusammen machen nur ca. 10 bis 15 % aller Kinder aus, die gern als lese-GESTÖRT (dys-funktional) bezeichnet werden. Deshalb wenden wir uns jetzt den anderen ca. 85 bis 90 % zu, denn . . .
    Die meisten Betroffenen sind gar nicht „dys-lexisch“
Die amerikanische Forscherin Diane McGUINNESS bringt die Sache (in: When Children Don't Learn ) dermaßen brillant auf den Punkt, daß man sich nach Kennenlernen ihrer Argumentation fragt: Wie konnten wir je diesen gigantischen Denkfehler machen? Es gibt übrigens auch Leute, die der Meinung sind, unser Schulsystem wurde bewußt so konstruiert, daß möglichst viele Kinder aus sogenannten bildungsfernen Haushalten „herausfallen“ müssen.
    Anmerkung: Auf www.birkenbihl.de finden Sie ein „Schubladen-Element“. Klicken Sie auf TEXTE, und suchen Sie den Beitrag Nr. 18 von John Taylor GATTO , wenn Sie diese Argumentation einmal kennenlernen wollen.
    Sie stellt fest, daß die Schule schlecht beraten sei, wenn sie mit der Vorsilbe „dys“ operiert, da in den meisten Fällen keinerlei Dys-Funktion vorläge. Vielmehr darf diese Vorsilbe nur Zustände beschreiben, die folgende Voraussetzung zur Behinderung erfüllen:
    Wenn eine ANGEBORENE DISPOSITION sich nicht (richtig) entfaltet, z. B. wenn ein Tier oder Mensch nicht sitzen, gehen, laufen lernt; wenn es/er BLIND oder SEHBEHINDERT wäre, wenn es/er TAUB oder SCHWERHÖRIG ist etc. Andernfalls sprechen wir von KULTURELLEN HOCHLEISTUNGEN, wie beim Lesen und Schreiben! Sie argumentiert wie folgt: Die Menschheit brauchte Aberhunderttausende (wenn nicht Millionen) von Jahren, um eine erste Schrift zu entwickeln. Dies geschah in Form von Hieroglyphen vor ca. 6000 Jahren. Dann dauerte es weitere ca. 2000 Jahre (rechnen Sie mal aus, wie viele Generationen das sind!), ehe aus der Bildschrift eine Lautschrift wurde. Es ist eine gigantische kulturelle Leistung, Klänge aufzuschreiben. Aber wir behaupten einfach, wer damit Probleme hätte, sei geistig behindert (dys-funktional). Das ist ein kompletter Irrsinn. Mit dieser Logik müßten wir sagen: „Ich bin dys-musikalisch“ (oder dys-zeichnerisch, dys-sprachlich, dys-mathematisch, dys-sportlich etc. etc. etc.). Wir wissen genau, dass diese kulturellen Hochleistungen erstens Begabung fordern und zweitens Training , nur beim Lesen und Schreiben machen wir eine Ausnahme und bezeichnen jene, die damit Probleme haben, als krank (dys-lexisch) bzw. behindert (SchülerInnen an Sonderschulen, jedes Jahr werden es mehr!). Dieselbe unlogische Argumentation wendet man derzeit bei der Arithmetik an: Wenn LehrerInnen (z. B. zu Eltern) von dem Problem der Dys-Kalkulie des Kindes sprechen, meinen sie eine andere kulturelle Hochleistung, die kaum älter ist als die Schrift, nämlich das reine Rechnen – im Gegensatz zu mathematischem Denken.
    Anmerkung: Die Tatsache, daß viele Mathematiker ausgesprochen ungern rechnen und „kalkulieren“, zeigt, daß Arithmetik und Mathematik völlig unterschiedliche geistige Tätigkeiten darstellen.
    Wie sieht die kulturelle Hochleistung des Lesens nun konkret aus? Nun, da Schreiben und Lesen zwei Seiten derselben Medaille

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