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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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sich und versuchten, ihren Schutzanzug anzulegen. Die Taliban
waren so nahe, dass der Mörserschütze des Platoons fast senkrecht in die Luft
schießen musste, um einen von ihnen zu treffen. Einmal dachte er, er habe sich
verschätzt und auf sich selbst gezielt. Als der schwer verwundete Specialist
Deloria realisierte, dass er sich unbewaffnet hinter den feindlichen Linien
befand, ergriff er einen Felsbrocken, um kämpfend sterben zu können.
    Videomaterial,
das ein Taliban-Kameramann während des Kampfs drehte, zeigt schwer bewaffnete
Kämpfer, die so seelenruhig in der Basis umhermarschieren, als organisierten
sie ein Cricketmatch. Schließlich trafen die A-10s ein, und der Platoon Leader
bat um massiven Beschuss innerhalb der Basis, aber die Piloten sträubten sich.
»Ihr solltet nicht lange überlegen, denn wir werden sowieso alle sterben« -
oder etwas dieser Art -, rief der Lieutenant in sein Funkgerät. Der folgende
Beschuss aus der Luft rettete die Basis, aber die Hälfte der zwanzig
amerikanischen Verteidiger wurde in diesem Kampf verwundet, und im Kommando
wurde diskutiert, wie schnell man die Basis stilllegen konnte, ohne dass es
nach Rückzug aussah. Es sprach sich schnell herum, dass der Feind nicht nur
furchtlos in den Nahkampf ging, sondern bereit war, enorme Verluste in Kauf zu
nehmen, um eine amerikanische Stellung zu überrennen. Kleine Basen wie Ranch
House gibt es überall in Afghanistan - sie sind Eckpfeiler der amerikanischen
Strategie, Kontakt mit der Bevölkerung zu pflegen -, aber die meisten von
ihnen sind nur mit zwei Squads bemannt. Taktisch gesprochen ist das kein
unüberwindliches Hindernis für einen Taliban-Kommandanten, der hundert Männer
hat und bereit ist, die Hälfte davon zu opfern, um eine amerikanische Stellung
einzunehmen. Restrepo war die verwundbarste Basis im heißest umkämpften Tal des
gesamten amerikanischen Sektors. Es erschien beinahe unausweichlich, dass der
Feind früher oder später mit aller Entschlossenheit versuchen würde, sie
einzunehmen.
     
    -5-
     
    »Auf seine Gürtellinie! Auf seine
Gürtellinie!«
    Das
routinierte Hämmern des M240, das grässliche Pfeifen und Zischen der Geschosse.
    »Oben auf
dem Scheißgrat!«
    Alle
schreien durcheinander, aber ich höre nur die Fetzen zwischen den Feuerstößen.
Das ist es, voller Kontakt mit dem Feind, der sich fünfzig Meter außerhalb des
Drahtverhaus befindet, und mein Kopf wirbelt herum wie der eines durchgedrehten
Roboters. Gutierrez, ein PFC der 2 nd Squad, liegt am Boden, und
niemand weiß, ob er von einem Geschoss getroffen wurde oder sich das Bein
gebrochen hat, als er von einem Hesco sprang. Jetzt beugt sich der Sanitäter
über ihn, und der Vorposten feuert aus allen Rohren. Das .50 cal schuftet im
Bunker, undToves wird aus östlicher Richtung beschossen und versucht, seine SAW
wieder klarzukriegen, und Olson beharkt die feindlichen Stellungen südlich von
uns. Toves hatte mir zuvor erzählt, er sei zur Army gegangen, weil er keine
Lust mehr auf Partys hatte und darauf, bei seiner Mutter zu wohnen, und jetzt
befindet er sich hinter einem Wall aus Sandsäcken auf einer Hügelkuppe in
Afghanistan und wird gnadenlos gebeutelt. Hülsen fliegen im hohen Bogen aus
den Waffen, und Männer rufen Instruktionen in ihrem seltsam verkürzten
Kriegsjargon. Ich verharre beinahe paralysiert hinter einem Hesco und betrachte
die kleinen Eruptionen vor mir auf dem Boden. Es dauert einen Moment, bis mir
klar wird, dass sie von Geschossen stammen, die in meine Richtung abgefeuert
wurden, und dass ich mich ihnen wahrscheinlich nicht nähern sollte.
    »Wie viel
Schuss hast du noch?«
    »Er ist in
der Schlucht!«
    Wir werden
vom Osten und vom Süden und vom Westen getroffen, und der Typ im Westen feuert
seine Geschosse direkt durch unsere Stellung. Sie haben einen weiteren Mann in
der Schlucht unter uns postiert, und Olson versucht, dagegen etwas
auszurichten, aber die SAW lässt sich nicht weit genug senkrecht schwenken, um
ihn zu treffen. »Tough love!«, ruft ein
Mann, ich bin ziemlich sicher, dass ein anderer zu singen anfängt. Mein Gehirn
hat in einem Zeitlupenmodus Zuflucht gesucht, der Entscheidungen kaum zulässt,
aber nach einer halben Minute haben die Dinge wieder ihre Normalgeschwindigkeit
erreicht, und ich schaffe es, Kim zu folgen, der zum Vordertor sprintet. Wir
bleiben dicht an den Hescos, denn die Geschosse durchschneiden mit ihrem
scheußlichen Zischen die Luft über unseren Köpfen. Kim und Rudy lehnen

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