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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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landete. Soweit
ich mitbekommen habe, denken Soldaten nicht über solche Dinge nach. Ich habe
erlebt, wie sie in Chinooks eingeschlafen sind, als kämen sie nach
durchfeierter Nacht im Greyhound-Bus aus Atlantic City. Sie werden nicht einmal
wach, wenn ihr Hubschrauber über einem Tal zum Spielball von Aufwinden wird.
    Wir
klettern über einen Grat, wobei die Rotoren wie Presslufthämmer lärmen, und
sinken ins Korengal. Aus der Luft sieht der KOP kleiner aus, als ich ihn im
Gedächtnis habe, und verwundbarer dazu: eine Ansammlung von Hescos-Schutzwällen,
die sich an einen Berghang schmiegen, einige zwischen ihnen gespannte Tarnnetze
und ein scheinbar viel zu kleiner Landeplatz. Roter Rauch steigt vom Boden auf,
Zeichen dafür, dass der KOP unter Feuer steht. Wir verlassen den Vogel in aller
Eile und rennen hinter die Hescos in Deckung. Ich finde Kearney im
Kommandozentrum. Er sieht müde aus und wirkt zehn Jahre älter als vor zwei Monaten.
Er sagt, so schlimm es auch im Sommer gewesen sein mochte, jetzt sei der totale
Tiefpunkt erreicht. In der vergangenen Woche war die Battle Company an einem
einzigen Tag in dreizehn Feuergefechte verwickelt worden. Achtzig Prozent alle
Kampfhandlungen der gesamten Brigade spielen sich inzwischen im Korengal-Tal
ab. Nach Feuergefechten steht man in den Vorposten knöcheltief in
Messinghülsen. Restrepo wurde getötet und Padilla hat seinen Arm verloren und
Loza wurde in die Schulter getroffen und ein Vertragsarbeiter von Kellogg,
Brown and Root wurde ins Bein geschossen, als er in seinem Zelt ein Schläfchen
machte. »Wir haben aber einen weiteren Vorposten errichtet«, sagt Kearney,
»und ihn Restrepo genannt, nach Doc Restrepo, der gefallen ist. Der Posten wird
ständig getroffen, aber er entlastet Phoenix. Der ganze Kampf hat sich nach
Süden verlagert.«
    Eine Woche
vorher ging der 3 rd Platoon auf den Ausläufer oberhalb des Table
Rock und hob Gräben aus. Der 2 nd Platoon war als Begleitschutz
dabei. Sie errichteten Gefechtsstellungen westlich des neuen Vorpostens und am
Berghang darüber. Dann hörten sie die ganze Nacht lang das dink,
dink, dink der Spitzhacken, die auf Felsplatten schlugen. Der 3 rd Platoon grub verbissen, damit er etwas Deckung hatte, wenn der Morgen graute.
Der neue Vorposten befand sich ganz oben auf einer Position, die der Feind
monatelang benutzt hatte, um von oben in die Firebase Phoenix zu schießen, und
es lagen noch haufenweise Messinghülsen von seinen Angriffen herum. (Pemble
fand einen Versager und trug ihn für den gesamten Rest des Einsatzes bei sich.
Er ging von der Theorie aus, dass die Patrone ihm Glück bringen müsste, denn
wäre sie tatsächlich abgefeuert worden, hätte sie diejenige sein können, die
seinen Tod bedeutete.) Von der Bergkuppe aus kontrollierten die Amerikaner
die Höhen um Phoenix und den KOP, und damit konnten diese Basen nicht mehr
wirkungsvoll attackiert werden. Es war, wie Kearney mir sagte, ein gigantischer
Mittelfinger, den sie den Taliban-Kämpfern im Tal entgegenstreckten.
    Das
Morgengrauen brachte Granatenhagel und immer neue Feuerstöße aus automatischen
Waffen. Die Männer des 3 rd Platoon hackten auf den Berg ein und
schaufelten das Geröll in Sandsäcke, die sie aufstapelten, um sich mehr Deckung
zu verschaffen. Die Taliban griffen so ungefähr stündlich von allen Positionen
an, und das den ganzen Tag über. Die Männer des 3 rd Platoon
schufteten jeweils bis zum nächsten Feuergefecht, ruhten sich beim Zurückfeuern
aus und nahmen die Arbeit wieder auf, sobald es ruhiger wurde. 2 nd Platoon verschoss so viel Munition, dass die Gewehre Ladehemmung bekamen. »Da
schieß ich und seh zur Seite und die Geschosse pfeifen Monroe nur so um die
Ohren und er feuert nicht«, erinnerte sich O'Byrne. »Und ich sag: >Scheiße,
Monroe<, sag ich, >sieh zu, dass du feuerst mit deiner verdammten SAW,
warum, verdammte Kacke, feuerst du denn nicht?<«
    Monroe
rief zurück, dass die Waffe Ladehemmung hatte, und dann nahm er sie erst mal
ganz systematisch auseinander. Links und rechts schlugen die Geschosse in den
Boden, aber er ließ sich nicht beirren. Er putzte die Waffe und ölte sie und
setzte sie wieder zusammen, und als er damit fertig war, legte er einen
Munitionsgurt in den Verschluss und schoss weiter.
    Nach
diesen ersten Bauarbeiten marschierte der 3 rd Platoon zurück zum
KOP, und der 2 nd Platoon übernahm. Bei Temperaturen von über
vierzig Grad arbeiteten die Männer in voller Kampfmontur, weil sie

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