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Jussifs Gesichter

Jussifs Gesichter

Titel: Jussifs Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Najem Wali
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Wahrheit mehr, es gibt kein Damals mehr. Die beiden sind zusammen verschwunden, während wir Fabelwesen vor der Vergangenheit und ihren Verfolgern flüchten. Heutzutage verwandeln sich die Henker nicht einfach in Opfer, sondern wollen auch noch, dass die Opfer ihre Unschuld bezeugen.«
    »Das haben die mit Ihnen geflüchteten Kameraden ja zu sagen versucht. Niemand glaubt, dass sie eine Maschine erfunden haben, die beim Vergessen hilft! Haben Sie nicht gesehen, wie ruhig sie in der Bar sitzen?«
    »Die beiden Schäfchen waren mir die ganze Zeit auf den Fersen! Schauen Sie sie an: Sie warten nur darauf, sich in Wölfe zu verwandeln!«, antwortete Jussif und zeigte auf die beiden Männer an dem Tisch, an dem auch der Erzähler vor wenigen Minuten gegessen hatte.
    Der Erzähler nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas und forderte scherzend: »Machen Sie sich keine Sorgen. Ab heute verfolgt Sie niemand mehr außer mir. Ich bin es, der die Geschichte erzählt.«
    »Aber Sie kennen die Geschichte doch gar nicht in allen Einzelheiten! «
    »Und ob ich sie kenne«, erwiderte der Erzähler. »In dieser Geschichte spielt es keine Rolle, ob wir einander kennen. Wichtig ist nur, dass die Geschichte gut erzählt wird und wir erreichen, worauf wir hinauswollen.«
    Zum ersten Mal griff Jussif nach dem Glas Arrak, das die ganze Zeit unberührt auf dem Tisch gestanden hatte. Er prostete dem Erzähler zu und führte es dann an den Mund, um es bis zum letzten Tropfen zu leeren.
    »Ich habe Sie die Geschichte erzählen hören. Sie müssen an der Geschichte Ihres Freundes jedoch einiges verbessern. Beispielsweise ist er freiwillig ins Irrenhaus gegangen, um in der Nähe seines Schwiegervaters zu sein. Sie wissen ja, dass er zu den Besuchern dieser Bar gehörte und seine einzige Tochter Sarab verloren hatte, wie der Englischlehrer, der Vater des kleinen Mädchens mit den grünen Augen, den blonden Zöpfen und dem blauen T-Shirt. Sarab war auch die einzige Tochter Onkel ’Assims. Aber anders als ein paar andere Gegebenheiten sind diese kleinen Details ohne Belang für den Verlauf der Geschichte. Am wichtigsten ist es, die Geschichte der Brüder zu erzählen.«
    »Es ist die Erzählung des Wahnsinns in all seinen Spielarten«, sagte der Erzähler. »Auf jeden Fall überlasse ich es Ihnen, vielleicht bei anderer Gelegenheit die Geschichte der beiden einzigen Töchter zu erzählen. Vergessen Sie nicht die kleine, von Mariam zurückgelassene Tochter.«
    Jussif schaute ihn fragend an, als hätte er keine Ahnung, was er meine.
    »Ich dachte, Sie wissen, was ich meine. Aber lassen wir das für jetzt beiseite.«
    Eine Weile schwiegen beide. Als Jussif sich ein zweites Glas einschenkte, sagte er plötzlich: »Es ist wirklich seltsam. Ich habe das Gefühl, unser Gespräch zuvor schon einmal gehört zu haben, nicht nur den Teil über das kleine Mädchen. Ich habe den Eindruck, wir führten jetzt eine Sitzung zu Ende, die unglücklicherweise unterbrochen wurde, als unser Freund, der Schriftsteller Harun Wali, vor langen, wie Jahrhunderte zurückliegenden und von mir vergessenen Zeiten das Land verließ.«
    Da hörte er den Erzähler einwerfen: »Dies geschieht Ihnen meistens, nicht erst, seit Sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden – die ganze Welt ist ja nicht besser als ein Krankenhaus ... Sie haben schon zuvor erwähnt, dies sei Ihnen schon einmal widerfahren und dieses Gespräch hätten wir bereits geführt. Daher ...«
    Jussif unterbrach ihn, als hätte ihn das Wort Krankenhaus aufgestört, und klopfte mit der Hand auf den Kassettenrekorder: »Sie werden unser gerade geführtes Gespräch und unsere späteren Unterhaltungen hier aufgenommen finden. Es schwebt gewissermaßen durch die Luft und wartet nur darauf, von jemandem empfangen zu werden.«
    Der Erzähler nahm einen Schluck aus seinem Glas und fügte hinzu: »Jetzt habe ich verstanden, warum Sie den Kassettenrekorder die ganze Nacht haben laufen lassen.«
    »Ja, wir beginnen, einander zu verstehen.«
    Auch Jussif trank einen weiteren Schluck und nahm einen Löffel voll Bohnen.
    »Sei es, wie es sei«, fuhr Jussif fort. »Mal angenommen, ich sei verrückt, ich müsste Ihnen trotzdem ein paar Sachen erzählen, um die Geschichte zu Ende zu bringen.«
    Er schaltete den Kassettenrekorder ein. »Ich habe mich oftgefragt, wie Sie zwischen den beiden Brüdern, zwischen uns beiden unterscheiden können.«
    Aber während er den Rest Arrak hinunterschüttete, merkte der Erzähler an: »Sie

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