Just A Porn (German Edition)
ich
eingezogen. Meiner Mutter war erst ein wenig vor den Kopf
gestoßen, aber auch sie hatte ein Einsehen, dass ich mit
meinen siebenunddreißig kein kleiner Junge mehr bin, dem
man die Wäsche waschen müsste. Gibt die Scheune es
überhaupt noch her, dass man sie ausbaut?“
Patrick zuckte mit den Schultern.
„Ich hab keine Ahnung, den letzten Blick habe ich vor Jahren
hineingeworfen. Von außen sieht das Fachwerk noch gut in
Schuss aus. Mir ist klar, dass es verdammt viel Arbeit und eine
Stange Geld kosten wird, selbst wenn die Substanz noch in
Ordnung ist.“
Maximilian zögerte merklich, erklärte dann leise: „Überleg es
dir gut. Ich meine es nicht böse und will auch nicht
schwarzmalen, aber deine Großmutter ist zweiundachtzig
Jahre alt.“
Patrick seufzte und gestand sich ein, dass er diesen Punkt
völlig verdrängt hatte und das er darüber auch nicht
nachdenken wollte, wie lange seine Granny noch am Leben
sein könnte.
„Vielleicht findest du einen Kompromiss mit ihr? Du bist
gerade erst hergekommen, ich denke, da wird einiges
zueinanderfinden.“
„Das hoffe ich, sonst muss ich mir wirklich etwas einfallen
lassen.“
Patrick griff nach der Thermoskanne und befüllte die zwei
Tassen.
Als er eine davon an Max reichte, berührten sich ihre Finger für
einen Moment.
„Warum hast du einen Bogen um feste Partnerschaften
gemacht?“, fragte dieser spontan.
„Es hat sich nie soweit entwickelt“, gestand er offen. „Sicher
war der eine oder andere dabei, mit dem ich mir hätte
vorstellen können zu gucken, was daraus wird. Fakt ist aber,
dass ich selbstständig bin und wenn ein neuer, oder
dringender Auftrag reinkommt, tauche ich schon mal von
mittags um zwölf bis morgens um vier hinter dem Monitor ab.
Dafür erntet man kein Verständnis, gerade, wenn der Partner
auf Wolke sieben schwebt. Ich habe mich zügig auf One-NightStands eingeschossen. Pflegeleicht und unproblematisch. Wie
sieht es bei Dir aus? Lange Beziehungen oder eher nicht so?“
Maximilian starrte auf das Gras zu seinen Füßen und zupfte ein
wenig an den Halmen herum. Da der blonde Mann nicht
umgehend antwortete, vermutete Patrick laut: „Der absolute
Beziehungsmensch.“
„Richtig“, seufzte dieser ertappt und erzählte anschließend:
„Meine letzte Beziehung ist nach knapp zehn Jahren in die
Brüche gegangen. Mein damaliger Partner ist nach Norwegen
abgewandert, gute Stellen und extrem hohes Gehalt. Ich hätte
problemlos mitgehen können, aber für mich stand immer fest,
dass ich meinen Vater in der Praxis ablöse, daraus habe ich
Hendrik gegenüber auch nie ein Geheimnis gemacht. Es hat
noch einmal heftig gekracht und dann hat er seine Kisten
gepackt.“
Patrick hörte den traurigen Unterton des Mannes heraus.
„Wie lange ist das her?“, fragte er behutsam.
„Sechs Monate. Ich hab daraufhin beschlossen, in Hamburg
meine Zelte abzubrechen und früher herzukommen, als es
eigentlich geplant war. Mein Vater ist froh, wenn er für die
letzten eineinhalb Jahre noch Unterstützung in der Praxis hat,
ehe er in den Ruhestand geht.“
Patricks Hand verselbstständigte sich und schlug den Weg in
Maximilians Nacken ein. Tröstend strich er darüber.
„Tut mir leid, dass es so gelaufen ist“, erklärte er ehrlich.
Der
blonde
Mann
lächelte
bedrückt
und
dessen
Gesichtsausdruck sorgte für ein leichtes Ziehen in Patricks
Brust.
„Soll wohl alles nicht sein. Der Eine trennt sich und nun, wo ich
hier bin, bekomme ich Herzflattern bei jemandem, der nur
One-Night-Stands hat und das Ganze auch noch in diesem
Dorf, wo jeder jeden kennt.“
Bitterkeit schwang in der Stimme des Arztes mit.
„Ich finde dich doch genauso anziehend, Max. Selbst, wenn du
jemand wärst, der über meine Arbeitszeiten hinwegsehen
könnte, was dann? Soll Granny uns morgens den Kaffee ans
Bett bringen? Die alte Dame fällt tot um, wenn ich ihr
offenbare, dass ich schwul bin. Der Rest des Dorfes kann mir
fast egal sein, aber was ist mit meiner Großmutter? Was ist
mit deinen Eltern und deinem Beruf als Arzt in dieser Gegend?
Ein schwuler Landarzt in dieser verkappten Gemeinde, der mit
Katharina Wolffs Enkel zusammen ist? Glaubst du, das
akzeptieren die Leute einfach so?“
Patricks Stimme war über diese Auflistung ebenso belegt
geworden.
„Meine Eltern wissen, dass ich schwul bin. Meine Mutter ist
dahinter gekommen, als ich sechzehn und unglücklich in einen
Mitschüler verliebt war. Ich hatte so großen Liebeskummer,
dass ich gnadenlos mein Herz ausschütten musste. Sie
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