Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
sinnlose Arbeit hatte seines Wissens noch keinen Nacktmullbeta je geschreckt.
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27.09.3042 A.D., 09:46
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, Residenz von Cleo Purrtra
Beim Aussteigen aus dem kleinen Elektrofahrzeug, das ihn und Bruno selbsttätig zum Ziel ihres morgendlichen Ausflugs gebracht hatte, verlor Pollock die Geduld. »Was ziehst du für ein langes Gesicht?«
»Ich finde nach wie vor, du machst es dir zu leicht«, sagte Bruno und strich sich das Jackett glatt. »Miss Purrtra hat nichts mit unserem Fall zu tun. Ich schäme mich, dass ich dir diese rassistische Liste angefertigt habe.«
»Speziesistisch«, korrigierte ihn Pollock. »Betas sind keine Rasse.«
»Du kannst so viele Haare spalten, wie du möchtest«, entgegnete Bruno. »Was du hier treibst, ist ein Fehler.«
Krieg dich bitte endlich wieder ein, Mann. Pollock schritt auf den Eingang der von einer gläsernen Kuppel überdachten Plattform zu, die am Turm der Nabe hing wie ein glitzernder Tropfen Harz an einem Baumstamm. »Die Opfer von dieser Ebene hatten öffentlich ihre Vorbehalte gegenüber Betas geäußert. Cleo Purrtra, die auf der gleichen Ebene wohnt, ist eine Betarechtlerin, die in Interviews und bei anderen öffentlichen Auftritten wiederholt angedeutet hat, dass die Terroristen von Pride Fur die richtigen Ziele mit den falschen Mitteln verfolgen. Ich sehe da einen klaren Zusammenhang.«
»Ich nicht.«
»Und deshalb bin ich der Meisterdetektiv und du mein Sidekick, und nicht umgekehrt.« Pollock war bester Dinge. Zum einen hatte der Arrak ihm keinen Kater beschert, zum anderen hatte beim Frühstück Trudy in einem Anruf bestätigt, dass man in Colt Nadars Magen tatsächlich den vermissten Diamanten gefunden hatte. »Qualität setzt sich am Ende immer durch.«
Der Eingang zu Purrtras privatem Reich war eine Art Luftschleuse aus Plexiglas. Was dahinter lag, war schwierig zu erkennen, da das Material von innen beschlagen war. Pollock ging näher, um durch die Schicht aus feinen Tröpfchen hindurchzuspähen. Er machte viel dichtes Grün aus, das von bunten Flecken gesprenkelt war. Blüten? Er legte die Hand flach gegen die Scheibe. Sie hatte die angenehme Temperatur eines dunklen Steins an einem warmen Sommertag. Die Frau weiß, wie man es sich gut gehen lässt.
Er nahm so Aufstellung vor der Schleuse, dass ihn die darüber angebrachte Kamera in einem günstigen Winkel erfasste, und betätigte die Klingel.
»Ja?«, krächzte es aus der Sprechanlage.
»Pollock Shermar. Ich hätte gern ein paar Worte mit der Dame des Hauses gewechselt.«
»Sind Sie angemeldet?«
Sehe ich so aus? »Ich warte gern ein paar Minütchen. Drinnen, wohlgemerkt.«
»Worum geht es denn?«, kam es nach einer kurzen Pause.
»Darum, ob ich Miss Purrtra jetzt sofort oder erst nach einem Gespräch über ihre pikanten Verbindungen zu gewaltbereiten Extremisten in Gewahrsam nehmen lasse.«
»Taktvoll«, nuschelte Bruno.
»Und auch noch effektiv«, gab Pollok zurück, als die äußere Schleusentür zischend aufglitt.
In der Kuppel angekommen, klärte Pollocks anlaufendes Monokel ihn auf, dass in der üppigen Dschungellandschaft – komplett mit echtem Humus-Untergrund, echten Insekten und Tiergeräuschen vom Band – eine Temperatur von 39 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von 99 Prozent herrschte.
Ohne atmungsaktiven Mantel wäre Pollock vermutlich nach drei Schritten mit Hitzschlag umgekippt. So jedoch brach ihm nur der Schweiß aus.
Begrüßt wurden er und Bruno von einem Beta im Livree eines Butlers, dessen animalische Genanteile von einem Falken stammten. Er funkelte sie über den scharfen Schnabel hinweg kalt mit seinen schwarzen Augen an. »Miss Purrtra ist in einem Meeting.«
»Wie gesagt, ich kann mich gedulden«, sagte Pollock. »Ein paar Minuten zumindest. Sie könnten Ihr vielleicht Bescheid geben.«
»Ihren Namen kenne ich.« Der Falkenbeta drehte den Kopf zu Bruno. »Aber wer ist das?«
»Ich heiße Bruno Digger, und ich bin der …« Bruno strich sich mit der Zunge über die Nagezähne. »… der naive Sidekick von Mister Shermar, der anscheinend noch viel über das richtige Auftreten als Ermittler zu lernen hat.«
Die Augen des Butlers verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Bist du krank?«
»Krank? Wieso?«
»Du siehst aus wie eine Ratte, der das Fell ausgefallen ist.«
»Ich bin ein Nacktmull«, entgegnete Bruno nicht ohne Stolz.
»Ein Nacktmull, aha.« Hätte der Falkenbeta eine Nase gehabt, er hätte sie
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