Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Sky und streichelte dem Toten über die Wange. »Du hast es ja selbst nicht so mit dem Loslassen. Na komm schon, tu ihr den Gefallen.«
»Was willst du von mir?«, fragte er und wusste nicht so genau, welches der beiden durchgeknallten Weiber er damit meinte. »Soll ich ihn zur Virago tragen?«
»Richtig«, jaulte die Hyäne. »Und zwar heute noch, Arschloch!«
Er zuckte mit den Schultern, dann schob er die Hände unter den leblosen Körper, hob ihn an wie ein Kleinkind und stand auf.
Ein paar Meter weiter regte sich etwas – einer der Jäger, dem er die Kehle herausgerissen hatte, zuckte noch immer. Zäh waren sie, dachte er anerkennend, dann drehte er sich um und ging der Hyäne voran nach draußen, wo noch immer die Drillingsmonde silbernes und grünes Licht über die Ebene gossen.
Das Plateau erhob sich mehrere hundert Meter über dunklen Baumwipfeln. Auch mit Nachtsicht und Zoom konnte Morbus nichts anderes ausmachen, hier und da schien es sich etwas zu lichten, aber das war auch schon alles. Dschungel. Ein sehr viel unangenehmeres Terrain als hier oben. Unübersichtlich, unwegsam. Selbst wenn sie die Fahrzeuge heil nach unten schafften, stellte sich die Frage, wie weit sie kamen, bis sie sie zurücklassen mussten. Es hatte schon seine Gründe, weshalb Menschen seit Anbeginn der Zeiten problematisches Gelände auf dem Rücken von Tieren zu durchqueren pflegten, die dort lebten.
Er setzte sich auf den steil abfallenden Rand, ließ die Beine baumeln und fand es eigentlich recht hübsch hier, von der Gesamtsituation mal abgesehen. Sie alle, sogar die Virago , waren reichlich winzig angesichts der Dimensionen der Landschaft. Es war nicht annähernd so bizarr wie auf Duve, wo sich die getrockneten Exkremente der Riesenschaben zu ungeheuerlichen Gebilden auftürmten, oder so tränentreibend schön wie auf Quintus, wo alle Formen wie aus einem Guss schienen und die Farben so intensiv waren, dass man es auch nach Tagen des stummen Staunens nicht recht fassen konnte. Aber es war so schlicht und unprätentiös in all seiner Riesigkeit, als habe der Planet es nicht nötig, irgendwen zu beeindrucken.
»Was machst du da?«, fragte Eddie hinter ihm aus dem Jeep. Die Seitentür stand offen, er bereitete den Scan vor.
»Nichts.«
Eddie murmelte etwas Unverständliches. Dann: »Ich nehme an, du hast nichts Nützliches gefunden?«
»Nichts. Dschungel weit und breit. Aber dort hinten geht es in einem nicht allzu steilen Winkel abwärts. Wir könnten mal schauen, wie weit wir kommen, wenn wir von dort aus nach unten scannen.«
»Was genau heißt denn nicht zu steiler Winkel ?«
»Keine vierzig Grad Gefälle, schätze ich.«
»Ich schau mir gleich mal den Untergrund an. Wenn ich hier gescannt habe.«
Bedauernd schwang Morbus die Beine hoch und stand auf. Es wehte ein schwacher Wind, der seltsame, hohle Töne aus der Tiefe aufsteigen ließ. Er schob sich auf den Beifahrersitz – auch wenn die Navigationseinrichtungen von hier aus besser zu erreichen waren, bevorzugte Eddie den Fahrersitz, um schneller aufbrechen zu können. »So ein hoher Detailgrad?«, fragte Morbus erstaunt.
»Sollte sich schon lohnen.«
»Wie viel Energie frisst denn das?« Der Standard-Detailgrad eines Umgebungsscanners in kleineren Fahrzeugen lag bei zwanzig Prozent. Eddie hatte den Regler auf neunzig hochgedreht, und das benötigte nicht einfach viereinhalb mal so viel Energie, wie man meinen könnte, der Energiebedarf stieg eher exponentiell.
»Hälfte von dem, was noch da ist. Keine Sorge, danach reicht es immer noch für mehrere tausend Kilometer Fahrt.«
»Aber nicht für einen zweiten Scan der Liga. Sollten wir uns den nicht lieber für da unten aufsparen? Da brauchen wir Reichweite und Genauigkeit.«
»Lieber das Shuttle im Hafen als das Schiff im Orbit«, erwiderte Eddie ungerührt und startete den Scan.
»Hallo Virago «, sagte Morbus munter und winkte in die vage Richtung. »Hier sind wir schon wieder! Sicher, dass wir außer Reichweite des Lasers sind?«
»Nö.« Eddie grinste und senkte den Blick auf den Schirm.
Das Grinsen fiel ihm aus dem Gesicht, als hätte ihn jemand geohrfeigt. Der Jeep war mit einem Phasenscanner ausgestattet, er scannte nicht in einem Durchgang gründlich, sondern nach unterschiedlichen Kriterien mehrfach und legte die Daten in einem immer präziser werdenden Bild übereinander. Das hatte den Vor- und Nachteil, dass man bewegte Objekte mehrfach im Bild hatte und recht schnell einen ersten, allerdings
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