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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Hosen tragen. Die waren allemal praktischer!
    Am pechschwarzen Himmel ballten sich dunkle Wolken zusammen, die nur ab und an das Licht des abnehmenden Mondes durchscheinen ließen. Selbst die Sterne waren in dem dunklen, stürmischen Himmel verschwunden.
    Jewel lehnte sich über die Brüstung und starrte auf das Meer hinaus, das aus wellenförmigen, finsteren und unergründlichen Schatten bestand. Die Wellen schlugen an den Bug, während die Takelage über ihr wie ein trauriger Chor seufzte, der Jewels gedrückte Stimmung zu unterstreichen schien. Vielleicht fühlte immerhin ihr Vater in seinem feuchten Grab mit ihr, denn wie es schien, würde sich ihr neues Leben kaum von ihrem alten unterscheiden. Nolan wollte sie genauso wenig um sich haben wie ihre Mutter oder Harvey, dabei sehnte sie sich so danach, einen Ort zu finden, wo sie sich zu Hause fühlen konnte. An manchen Tagen war sie es so schrecklich müde, um Anerkennung kämpfen zu müssen.
    Nolans ablehnende Haltung schnitt ihr schmerzhaft ins Herz. Seit so vielen Jahren versuchte sie, etwas anderes zu sein als die uneheliche Tochter eines Schankmädchens, ungewollt und immer im Weg, trotzdem hatte sie beinah schon vergessen, wie grausam das Urteil anderer Menschen sein konnte. Solange die Karte allein ihr Geheimnis gewesen war, hatte sie ihr Stärke gegeben, sie war ein magischer Talisman gewesen, der sie sofort bei allen beliebt machen würde, sollte sie sich dazu herablassen, der Welt von ihr zu berichten. Aber Nolan hatte ihr gerade deutlich vor Augen geführt, dass dem nicht so war.
    Eine zögerliche Berührung an ihrer Schulter ließ sie ihre Melancholie hinunterschlucken. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie nicht Nolan, sondern Wayland. Die Überraschung löste eine neue Welle der Verzweiflung aus. Sie hatte ihm zu viel Glauben geschenkt, hatte ihm vertraut, weil er wegen der Karte anständig mit ihr umgegangen war, sich die Zeit genommen hatte, ihr hübsche Dinge zu kaufen, und mit der Berührung seiner Lippen ihr innerstes Begehren geweckt hatte.
    »Was bedrückt dich?«
    »Nichts.« Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln in der Hoffnung, er wäre höflich genug, ihre offensichtliche Lüge zu übersehen. »Nolan lässt mich an Bord bleiben. Wir werden den Schatz also gemeinsam finden.«
    Wayland lehnte sich an die Reling. »Aber warum dann das traurige Gesicht?«
    Jewel blickte an ihrem Kleid hinab, unfähig, wieder die anfängliche Freude darüber zu empfinden, oder auch nur die Kraft zu haben, sie vorzutäuschen. »Nolan denkt, ich würde nur im Weg stehen und ihm Schwierigkeiten machen.«
    Zu ihrer größten Überraschung zog Wayland sie in einer vorsichtigen Umarmung an sich. »Mach dir darüber keine Sorgen, Kleine. Das denkt er ganz bestimmt nicht.«
    Jewel gestattete ihm einen Augenblick lang, sie zu halten, bevor sie sich taktvoll aus seinen Armen löste. Seine tröstende Geste rührte sie, aber er roch zu stark nach eingelegtem Fisch und Rauch. Sie glättete die Falten ihres Kleides und fühlte sich tatsächlich etwas besser. »Nolan duldet mich nur, weil ich im Besitz der Karte bin. Ohne sie hätte er kein Interesse an mir.«
    Wayland hob mit einem Finger ihr Kinn an und las in ihren Augen. »Es ist das erste Mal, dass du für einen Mann Gefühle hegst, nicht wahr?«
    Jewel zuckte mit den Schultern. Sie wollte es leugnen, aber die Lüge kam nicht über ihre Lippen. Nicht dass es Nolans Charme war, der sie so aus der Bahn geworfen hatte. Wohl kaum. Er hatte ihre Aufmerksamkeit auf eine Art erregt, wie es noch nie zuvor ein Mann getan hatte. »Er hat etwas Animalisches an sich.«
    »Ja, er ist etwas Besonderes. Und kompliziert. Lass dir von mir etwas über Nolan verraten. Ganz egal, was er dir sagt, du kannst darauf wetten, dass er das Gegenteil meint.«
    Jewel versuchte, in Waylands Gesicht zu lesen, ob sie ihm glauben konnte. Die Zeit, die sie in der letzten Woche mit ihm verbracht hatte, hatte sie das Gerücht glauben lassen, er sei halb verrückt. Zudem hatten die Männer getuschelt, er habe die Franzosenkrankheit. Das würde auch seine hagere Erscheinung erklären. Die unheilvollen Wolken rissen kurz auf. Ein fahler Mondstrahl fiel auf sein Glasauge, das blau zum Leben erwachte, während sein übriges Gesicht tot blieb. Jewel trat zurück, die letzten Sekunden erschienen ihr wie ein schlechtes Omen. »Danke für Euren Rat.« Sie gähnte laut. »Es ist spät …«
    Wayland ergriff ihren Arm. Jewel wollte sich losmachen, aber er hielt

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