Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
nach kurzer Zeit einschlief und sie genoss einfach seine Nähe, das ruhige Auf und Ab seiner glatten Brust, den kräftigen Schlag seines Herzens. Als er wieder erwachte, war sie jedoch unweigerlich mit den Gedanken bei Kabal und bei ihren aktuellen Problemen angelangt.
»Was geht dir durch den Kopf?«, fragte er und streichelte ihren Rücken.
»Die Sidaji sterben. Ich brauche deine Fähigkeiten und die offizielle Unterstützung des Namenlosen Abgrunds.«
Seral überdachte eine Weile schweigend ihre Worte, bevor er antwortete.
»Mein Reich existiert außerhalb Kabals, aber es ist gleichzeitig untrennbar mit ihm verbunden und Kabal braucht den Namenlosen Abgrund im gleichen Sinne. Jenara und ich sind seit Urzeiten befeindet und sie hasst mich dafür, dass ich nun über den Namenlosen Abgrund gebiete. Dich und mich verbindet mehr als eine Zweckgemeinschaft oder die Loyalität Verbündeter im Kampf und mein Herz schreit danach, nicht von deiner Seite zu weichen, egal was kommt. Dennoch kann ich dir im Moment am besten dienen, wenn ich hier im Namenlosen Abgrund verbleibe. Meine Position ist noch schwach und es gibt Herausforderer, die meine Stellung anzweifeln. Würde ich meinen Herrschaftssitz in dieser Phase verlassen, könnte ich die Kontrolle verlieren. Das würde deine Machtstellung letztlich auch schwächen, denn Jenara hat sogar hier ihre Verbündeten. Meine Unterstützung, soweit ich sie gewähren kann, ist dir aber sicher.«
»Ich danke dir. Für alles.«
Charna küsste ihn. Seral lächelte sie an und erwiderte den Kuss.
»Was hast du vor?«
»Wir werden ein Treffen mit Jenara und den Vertretern der Frostreiche bei den Sidaji vereinbaren. Ich möchte einen Friedensvertrag schließen, solange noch ein Sidaji am Leben ist.«
Seral stützte sich auf einen Arm und zog eine Grimasse.
»Darauf wird sie sich niemals einlassen«, sagte er schließlich kopfschüttelnd.
»Ich muss es zumindest versuchen.«
Er sah zur Seite, überlegte kurz.
»Ich gebe dir einen Botschafter als Vertreter mit. Jenara wird begreifen, dass ich auf deiner Seite stehe. Das könnte dir bei den Verhandlungen nützen. Mehmood wird dich begleiten. Jenara weiß, dass er den Zugang zum Namenlosen Abgrund kontrolliert. Wenn er dich begleitet, wird sie meine Herrschaft hier nicht mehr anzweifeln und wissen, dass deine Macht über Iidrash gesichert ist.«
Charna nickte und streichelte seine Wange.
»Ich hatte gehofft, wir könnten mehr Zeit miteinander verbringen.«
»Wir werden mehr Zeit miteinander verbringen«, flüsterte er und küsste sie.
Sie erhob sich und zog ihn lachend auf die Füße.
Er schüttelte den Sand aus seinen schwarzen Schwingen, hob ihr Tuch vom Boden auf und zuckte zurück.
»Au. Was ist das?« Er beäugte die goldene Nadel in dem zerschundenen Stoff und legte die Stirn in Falten. Ein Blutstropfen erschien auf seinem Zeigefinger. »Gib gut darauf Acht! Solche Manifestationen sind selten, kostbar und mächtig, wenn man mit ihnen umzugehen weiß.«
Charna dachte an die schwarze Perle. Sie tauchte unvermittelt in ihrer Hand auf und sie zuckte zusammen.
»Was hast du da?«
Sie hielt ihre Hand hoch und er begutachtete die schwarze Kugel darin.
»Ich habe sie aus einer Muschel. Du warst da und sprachst mit mir.«
Er lächelte und wurde dann wieder ernst.
»Das war ich nicht. Dein Unbewusstes hat zu dir gesprochen und meine Erscheinung als Form gewählt. Die Perle steht für etwas Bedeutendes in dir, deinem Leben, deinen Gefühlen. Sie erscheint in deiner Hand, wenn du an diese wichtige Sache denkst. Sie ruht in dir, solange du sie ignorierst. Aber sie ist stets da. Sie wird erst dann verloren gehen, wenn du dich dem gestellt hast, was sie repräsentiert.«
Charna starrte auf das schwarze, glitzernde Ding in ihrer Hand und fühlte sein unverhältnismäßiges Gewicht, das sie zu Boden drückte. Seral strich eine Strähne aus ihrem Gesicht und sie sah auf.
Die Perle verschwand, als ihre Gedanken abschweiften.
Er ergriff ihre Hand und sie folgte ihm in die Luft, sofort steuerte er mit kräftigen Flügelschlägen direkt auf die kleine Sonne zu, die an der Decke der Höhle hing. Als das Licht schmerzhaft grell zu werden drohte, nahm Charna eine Verzerrung des Raum-Zeit-Kontinuums wahr. In einem Lidschlag waren sie zurück auf Kabal. Auf eine Weise, die sie nicht begriff, hatte Seral eine Teleportation bewirkt.
Obols Sichel hing inzwischen am Himmel, die Sterne glitzerten im Mantel der Nacht. Serals Flügel
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