Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
wirbelten durch den Wind, der über der Wüste Sa'Ilak wehte. Sie waren zweihundert Schritt über dem Sandboden, als sie ein Tierskelett erkannte, das mit einem blassblauen Zelttuch bespannt war: Mehmoods Unterkunft.
Seral ließ sich auf den Grund herab und zog sie mit sich, wo sie vor dem Zelt seines Untergebenen und Freundes landeten, der bereits herauskam und sich lächelnd verneigte.
»Tee?«, fragte er aufmunternd.
Charna lächelte schweigend und schüttelte den Kopf.
»Ein anderes Mal. Vielen Dank«, sagte Seral.
Mehmood ließ die Schultern hängen und sah Seral missmutig an. »Du hast keine Ahnung, wie langweilig es hier draußen ist, oder?«
»Ich sorge für ein bisschen Abwechslung. Ich möchte, dass du die Hohepriesterin zu den Sidaji begleitest.«
Mehmood warf Charna einen ernsten Blick zu.
»Ich verstehe. Das kann nur bedeuten, das du die Macht des Namenlosen Abgrunds repräsentieren willst.«
Er verneigte er sich vor Charna. Die Geste und sein Ausdruck waren feierlich. »Meine Loyalität ist Euch sicher, Hohepriesterin.«
Sie neigte das Haupt ihrerseits. »Ich danke Euch, Mehmood.«
Seral sprach leise. »Ihr brecht am besten sofort auf. Wer weiß, wie lange die Sidaji noch durchhalten.«
Charna stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn lange auf den Mund. Nach einer halben Minute hüstelte Mehmood indigniert, und sie löste sich widerstrebend von Seral.
»Hoffentlich bis bald!«, flüsterte sie in sein Ohr.
Er streichelte ihr zum Abschied über die Wange, lächelte. Dann sprang er in die Luft und flog mit kräftigen Flügelschlägen in Richtung Mond, bis er nicht mehr zu sehen war.
Mehmood verschwand in sein Zelt und rief heraus. »Lasst mich schnell ein paar Sachen packen!«
Charna schlenderte indessen einige Schritte durch den immer noch warmen Wüstensand. Die Luft war bereits abgekühlt. Die Reise in den Namenlosen Abgrund war ganz anders verlaufen, als sie gedacht hatte. Sie zupfte die glitzernde Nadel aus ihrem Hüfttuch. Sie wollte unbedingt, dass die Friedensverhandlungen mit den Frostreichen glückten. Doch sie war nicht bereit, die Souveränität Iidrashs preiszugeben. Sie war entschlossen, dafür zu kämpfen. Und sie wusste nun, dass sie ungewöhnliche Mittel und Raffinesse stumpfer Kraft und Direktheit vorziehen musste, wenn es zu einer Auseinandersetzung, gleich welcher Art kommen sollte. Oder hatte sie die Zeichen falsch gedeutet? War es nicht vielmehr so, dass sie instinktiv wusste, dass sie für diesen Kampf trotz all ihrer Macht zu schwach war? Möglicherweise musste sie sich anpassen, denn das war es, was sie in den Räumen des Riesen getan hatte.
Sie schob die Nadel zurück in den Stoff.
Sie wollte nicht daran denken, dass sie allmählich die Hoffnung verließ, ihre Mutter lebend zu finden. Doch die schwarze Perle erschien in ihrer Handfläche und erinnerte sie unerbittlich an die Gefühle, mit denen sie sich auseinandersetzen musste.
»Ich bin soweit!«, rief Mehmood.
Er kam aus dem Zelt und trug eine große Tasche über der Schulter. Ein silberner und geschwungener Dolch mit imposanten Ausmaßen steckte in seinem Gürtel.
Charna trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Bereit für einen Sprung?«
Er nickte und hielt sein Gepäck fest. Sie rief einen Machtstrang herbei und ließ sie direkt in die Wohnetage im Tempel von Idrak teleportieren, wo sie unvermittelt in einem Lichtblitz im Flur erschienen. Eine anwesende Priesterin erschrak sich heftig, sammelte sich jedoch augenblicklich, als sie die Hohepriesterin erkannte.
»Such bitte ein Quartier für unseren Gast! Irgendwo hier in der Nähe, ja?«
Die Priesterin nickte.
»Sind Cendrine und Seraphia schon zurück?«
»Ich weiß es nicht, Hohepriesterin.«
»Finde es heraus und erstatte Bericht in meinen Gemächern! Sende Serals Botschafter eine Adeptin!«
Mehmood grinste.
Charna warf ihm einen warnenden Blick zu und er verschluckte sein Grinsen eilig.
»Wir sehen uns morgen früh.«
Er verneigte sich und folgte der Priesterin.
Zahllose Probleme fielen Charna ein, als sie in Richtung ihrer eigenen Wohnräume eilte. Beim Anblick einer leeren Zimmerflucht bot sich die Lösung eines kleineren Problems an. Sie öffnete die Tür und begutachtete die Räumlichkeiten.
Das dürfte Seraphia als neue Unterkunft gefallen. Und ich brauche sie jetzt hier in meiner Nähe. Ich muss ihren Aufstieg fördern, damit die Macht der Dunklen Flamme dem Orden in diesen schweren Zeiten beistehen kann. Ich werde
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