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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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MFS war groß im Ortsnetzgeschäft, und MAE -East war im Grunde genommen nichts anderes als eine ganz spezielle Anschlussleitung.) Wenn aber erst einmal ein Betreiber zum PAIX käme, dann würden die anderen schnell nachziehen. Und weil er das wusste, griff Adelson zu einer Notlüge. »Ich ging zu Worldcom und behauptete: ›Pacific Bell hat gesagt, dass sie in circa drei Wochen bei uns einsteigen wollen.‹ Da meinten die nur: ›Ach wirklich?‹« Dann ging er zu Pacific Bell (heute AT & T ) und erzählte das gleiche Märchen: ›Dreimal dürft ihr raten, wer demnächst sein Glasfaser-Backbone in unserem Keller installieren wird.‹« Da gerieten sie in Panik, denn immerhin stand ihr Ortsnetzmonopol auf dem Spiel. »Und auf einmal sagten sie: ›Wir kommen auch zu euch!‹ Wir behaupteten, wir könnten uns vor Aufträgen nicht retten – dabei war das Ganze frei erfunden.« Adelson deutete nach oben zur Decke, wo ein dickes, schwarzes Kabelbündel in einem finsteren Loch verschwand. Es war, als würde man einem Imbissbudenbesitzer schmackhaft machen, seine Würstchen bei einem Fußballspiel zu verkaufen – genau die Art von Geschäftsidee, bei der man die Leute nur dazu bringen muss, es einmal zu versuchen. Hinterher loben es alle nur noch als die cleverste Entscheidung, die sie je getroffen hätten. Von da an füllte sich das Gebäude so schnell, dass man nur mit Mühe hinterherkam. Jeder freie Zentimeter wurde für Server genutzt.
    »Sogar in den Toilettenräumen standen Serverschränke!«, erzählte Adelson, als wir nach oben gingen, um uns die ehemaligen Büroflächen anzusehen, die mittlerweile komplett für Internet-Equipment reserviert waren. »Wie oft sind wir allein in den ersten beiden Jahren an den Punkt gekommen, an dem wir dachten: ›Es ist rein physikalisch völlig ausgeschlossen, in diesem Gebäude noch irgendwas unterzubringen.‹ Und haben dann einen Monat später gesagt: ›Jetzt haben wir doch noch eine Möglichkeit gefunden!‹« Sie gaben dem Gebäude den Spitznamen »das Winchester Mystery House unter den Internetgebäuden«, in Anspielung auf die Spukvilla von Sarah Winchester im Silicon Valley. Achtunddreißig Jahre lang hatte die Erbin der Winchester-Gewehrfabrik wie besessen immer neue Zimmer angebaut, ein verzweifelter Versuch, den Geistern zu entkommen, die ihr Vermögen ihrer Überzeugung nach heraufbeschworen hatte. Der PAIX war ein ähnlich kreatives Bauwerk. Im Stadtzentrum gelegen, war es in einen Häuserblock eingezwängt, so dass es keinerlei Möglichkeit hatte, in die Horizontale zu wachsen. Die Stadtverwaltung zeigte sich wenig begeistert angesichts der ständig wachsenden Treibstoffmengen für den Betrieb der Notstromaggregate. Seismisch gesehen erfüllte das Haus mit Ach und Krach die Vorgaben – allerdings als Bürogebäude, nicht für schweres Computer-Equipment. Adelson schüttelte den Kopf bei dem Gedanken. »Ein schlechteres Gebäude hätten wir uns gar nicht aussuchen können.«
    Doch die größten Probleme des Palo Alto Internet Exchanges hatten eine ganz andere Ursache. Fast zur gleichen Zeit, als das Gebäude zum wichtigsten Internetknoten wurde, im Januar 1998, wurde die Muttergesellschaft Digital für 9,6 Milliarden Dollar von Compaq aufgekauft, damals das größte Geschäft in der Geschichte der Computerbranche. Für die Bryant Street war das eine Hiobsbotschaft. In den Wirren der Firmenfusion von Compaq und Digital wuchs die Angst, dass der relativ kleine PAIX dabei unter die Räder kommen könnte – und das ausgerechnet zu einer Zeit, als das Internet ihn am meisten brauchte. Denn der PAIX hatte schnell Maßstäbe dafür gesetzt, wie man all die Netzwerke, aus denen sich das Internet zusammensetzt, unter einem Dach miteinander vernetzen kann. Doch der große Erfolg dieses Netzknotens war gleichzeitig seine Achillesferse: Der PAIX war einfach zu klein. Er hatte bewiesen, dass anbieterneutrale Internetknoten funktionierten. Doch es hatte sich auch gezeigt, dass sie Platz zum Atmen brauchen – und dass ein Uraltgebäude in einer dicht besiedelten (und teuren) Innenstadt alles andere als ideal war.
    Adelson witterte hier eine günstige Gelegenheit. Es war die Zeit, in der plötzlich alle und jeder irgendeine verrückte Idee für eine Internetfirma hatten, meist mit dem Ziel, sich die virtuellen Möglichkeiten des Internets zunutze zu machen, um ganze Branchen umzukrempeln: vom Lebensmittel-Lieferservice bis zum Auktionshaus, von der Filmdatenbank bis hin zu

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