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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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Kleinanzeigen. Doch während die meisten das Internet nur als Mittel betrachteten, die reale Welt durch virtuelle Schaufensterfronten oder Auktionshallen zu ersetzen, erkannte Adelson die Marktlücke im genau entgegengesetzten Konzept: All das virtuelle Zeug brauchte dringend ein eigenes physisches Zuhause.
    Bald, so Adelsons Vision, sollten Palo Alto Internet Exchanges allgegenwärtig sein. Adelson wollte zum Conrad Hilton des Internets werden und eine Kette von »Telekommunikationshotels« gründen, die alle gleich aufgebaut sein sollten, damit Netzwerktechniker überall ein gleichbleibend hoher Standard erwartete. Im Gegensatz zu den Gebäuden, die den großen Telekomunternehmen wie Verizon oder MC I gehörten, sollte es sich dabei um neutrale Orte handeln, an denen sich konkurrierende Netzwerke aller Art vernetzen konnten. Und anders als beim Internetknoten MAE -East oder dem schon etwas fortschrittlicheren PAIX sollten sie von vornherein entsprechende Backup- und Sicherheitssysteme eingebaut haben und so gestaltet sein, dass es für Netzwerke so einfach wie möglich wurde, sich miteinander zu verbinden. Und wie man in einem Hotel für Geschäftsleute morgens kostenlos das Wall Street Journal vorfindet, so sollten auch hier die angebotenen Vergünstigungen speziell auf die besondere Klientel zugeschnitten sein: Internetspezialisten (und ehemalige Internetspezialisten) wie Adelson. Die große Frage war jedoch, wo auf der weiten Welt diese Orte angesiedelt sein sollten. Wie viele davon brauchte das Internet eigentlich?
    Adelson konnte sich dabei auf seinen guten Riecher verlassen, was die künftige Entwicklung der Internetstruktur betraf: Netzwerke würden sich auf den verschiedensten Ebenen vernetzen müssen. Es genügte nicht, dass sie sich im gleichen Gebäude befanden; es bedurfte identischer Gebäude an verschiedenen Orten in aller Welt. So global die Netzwerke des Internets auch waren, so lokal musste die entsprechende Infrastruktur sein. So gesehen ist der Hilton-Vergleich gar nicht so weit hergeholt: Equinix ging es nicht darum, einen einzigen zentralen Internetknoten einzurichten, sondern um eine überschaubare Reihe von Zentren, die sich daran orientierte, in welchen Metropolen der wichtigsten Weltmärkte multinationale Konzerne ihre Büros unterhielten – von New York über London und Singapur bis Frankfurt. Ein »Equinix Internet Business Exchange« sollte überall auf der Welt gleich aussehen. Für mich – einen Reisenden in Sachen Internet – klang das alles ziemlich paradox: War so ein Equinix-Standort nun etwas Lokales und Einzigartiges oder nur ein Teil eines weltweit operierenden Unternehmens, ein Wurmloch zwischen zwei Kontinenten? War so ein Rechenzentrum von Equinix ein konkreter Ort oder ortsunabhängig? Oder beides?
    Als Adelson Digital verließ, konnten er und sein Kollege Al Avery schnell 12,5 Millionen Dollar Risikokapital beschaffen, vor allem von einigen Großen der Branche mit einem starken Eigeninteresse am Wachstum des Internets, wie Microsoft und dem Routerhersteller Cisco. Das »ix« von »Equinix« steht für »Internet Exchange«, das »Equi« für die Absicht, neutral zu bleiben und nicht mit Kunden zu konkurrieren. Vor seinem Abschied von Digital hatte er mit seinem alten Arbeitgeber vereinbart, dass Equinix den PAIX kaufen und zu seinem ersten Standort machen sollte. Doch dazu kam es nie. Digital vollzog eine Kehrtwende, die Adelson immer als Verrat ansah. Aus der Privatvereinbarung wurde eine öffentliche Auktion, und der PAIX ging ihm durch die Lappen.
    Diese Kehrtwende veränderte nicht nur die Geschäftsstrategie des jungen Unternehmens Equinix, sondern auch die Geographie des Internets nachhaltig. Da Adelson davon ausging, dass Equinix die amerikanische Westküste weitgehend abgedeckt hatte, zumindest fürs Erste, konzentrierte er sich auf Virginia, wo immer noch MAE -East den Mittelpunkt des Internet-Verkehrschaos bildete. Dieser Schritt brachte – global gesehen – entscheidende Vorteile mit sich. Schon allein die gewaltige geographische Ausdehnung Nordamerikas machte es schlicht ineffizient, Daten kreuz und quer durchs Land zu schicken – und das womöglich noch mehrmals. Denn all diese Fünfzig-Millisekunden-Reisen summierten sich und verlangsamten die Datenübertragung spürbar. Erschwerend kam hinzu, dass der Großteil des innereuropäischen Datenverkehrs über die USA lief, um dort von einem Netzwerk ins andere übertragen zu werden. Regionale Internetknoten

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