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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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New York und im Osten bis nach Japan führten. Die Einheimischen nannten das Gebäude »Skewjack«, nach einem Zeltplatz für Surfer, der sich früher hier befand. Paling bog in eine schmale Straße zwischen hoch aufragenden Hecken ein. Wir mussten uns dicht an die Hecke auf der linken Seite drängen, um einen Traktor mit Heuwagen vorbeizulassen. In einer Kurve lag ein bräunliches Gebäude mit geriffelten Betonwänden, ein unglaublich hässlicher Bunker. Wie einem »Betreten verboten«-Schild zu entnehmen war, gehörte diese Station BT (ehemals »British Telecom«). Später erfuhr ich, dass sie auf Standard-Plänen aus der Zeit des Kalten Krieges beruhte, bei denen man davon ausgegangen war, dass sie unterirdisch gebaut werden würde. Als sich der Granit von Cornwall jedoch als zu unnachgiebig erwies, ließ BT es stattdessen oberirdisch errichten. Von allen Landestationen sah diese am bedrohlichsten aus – wie für einen Krieg gebaut.
    Auf dem Scheitelpunkt eines Hügels konnte ich endlich einen Blick über die Hecken werfen. Über dem Weideland ringsum erhob sich eine surreale Skyline aus Satellitenschüsseln, meist als Backup-Kommunikationskanal für die Landestationen. Wir fuhren durch eine kleine Ansammlung von Häusern, dann verbreiterte sich die Straße zu einem Hof. Ein Bauer in großen Gummistiefeln hatte soeben seinen roten Land Rover aus einer Garage voller Traktoren herausgefahren. Sein Border Collie wedelte bei meinem Anblick mit dem Schwanz. An einem Holzzaun war ein verwaschenes weißes Schild angebracht, auf dem in schwarzen Lettern »Whitesands Cable Station« zu lesen war. Ich fuhr hinter Paling die lange Einfahrt hinauf, die auf einer Seite von einem Kartoffelfeld, auf der anderen von einer Weide gesäumt war. Milchkühe steckten ihre Köpfe über die Hecken, als stünden sie im Melkstand. Der Bauer von nebenan schürte in einer Stahltrommel ein prasselndes Feuer und reicherte so den Geruch nach Kuhdung mit Torfrauch an. Wir ratterten über einen Weiderost und erreichten den kleinen Parkplatz der Landestation. Sie sah aus wie ein zu groß geratenes Haus, wie die Häuser in einem texanischen Vorort. Die Außenwände waren – auf den Wunsch der Lokalbaukommission – mit roh behauenen Granitplatten verkleidet, an den Fenstern gab es grüne Fensterläden aus Metall. Unter dem Dachvorsprung befand sich eine Glasplatte mit der Aufschrift: »Atlantic Crossing, 1998. Ein Projekt von Global Crossing«.
    Drinnen hingen gleich neben der Tür Regenjacken. Es roch nicht unangenehm nach nassem Hund. Tia, ein kräftiger Spaniel, lag in einer Ecke auf dem Boden. Mit der zusammengewürfelten Einrichtung, den lindgrünen Wänden, den rotbraunen Teppichen und der abgehängten Decke glich das Haus eher einer technischen Werkstatt als einer Hightech-Kommandozentrale. An der Wand waren mit Reißnägeln kostenlose Landkarten von Kabelherstellern befestigt. Auf einem alten Plakat von Global Crossing stand: »Ein Planet. Ein Netz.« Vom beengten Flur zweigten ein paar Einzelbüros ab, mit Blick auf die idyllische Landschaft von Cornwall: Kühe auf sattem Grün. Aus einem Fernseher in der Küche drangen die Geräusche eines Fußballspiels.
    Paling war in dieser Gegend aufgewachsen und arbeitete seit 2000 für Global Crossing. Er war ein kräftiger Bursche Ende 30, über einen Meter achtzig groß, mit kleinen blauen Augen und einem sanften Gesicht. Er trug Jeans, eine modische Strickweste und schwarze Skaterschuhe. Während die Techniker in den Internetknoten eher etwas von Computerfreaks hatten, die sich vor einem Bildschirm am wohlsten fühlen, zählten die Seekabel-Experten eher zu dem Schlag Menschen, der in einem beliebigen Hafen dieser Welt ohne zu zögern in eine Kneipe voller Seeleute spazieren würde. Und tatsächlich hatte Paling zunächst für BT in London gearbeitet und dann einige Zeit auf See verbracht, wo er Kabel verlegte und reparierte, ehe er nach Cornwall zurückkehrte, um eine Familie zu gründen. Sein Vater hatte es bei Cable & Wireless zum »F1« gebracht – die höchste Ebene in der Hierarchie der Angestellten im Außendienst – und war in Porthcurno ausgebildet worden. Als Kind zog Paling mit seinen Eltern von einer Auslandsstation zur nächsten, von den Bermudas nach Bahrain, von Gambia nach Nigeria.
    Bei Global Crossing war Paling nicht nur für diese Landestation zuständig, sondern auch für die Wartung des gesamten Seekabelnetzes. Dazu gehörten neben dem Transatlantikkabel auch wichtige

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