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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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die Welt auch war, das Internet, dachte ich mir nicht zum ersten Mal, war im Grunde erstaunlich überschaubar.
    Später am Nachmittag, als Paling sich wieder an die Arbeit gemacht und ich mich verabschiedet hatte, fuhr ich hinaus nach Land’s End. Dort gibt es einen Freizeitpark mit einer pseudomittelalterlichen Straße, aber die Saison war vorüber und fast alles hatte geschlossen. Die Ausnahme war eine berühmte Stelle, wo man sich oben auf den Klippen fotografieren lassen konnte, mit dem Meer als Hintergrund. Für fünfzehn Pfund konnte man in einen dieser typischen Wegweiser, auf denen die Distanz zu weit entfernten Orten angegeben ist, die Buchstaben des eigenen Heimatortes stecken. Der Fotograf im dicken Wollpullover machte ein Bild, und ein paar Wochen später hatte man es im Briefkasten. Zwei Orte auf dem Wegweiser waren fix: John o’Groats, der nördlichste Punkt auf dem britischen Festland (874 Meilen) und New York (3147 Meilen). Nachdem also New York schon draufstand, kam mir eine andere Idee, und so fragte ich kurzentschlossen, ob es ihm etwas ausmachen würde, »Das Internet« in den Wegweiser zu stecken und als Entfernung zwei Meilen anzugeben? Für fünfzehn Kröten mache ihm das gar nichts aus, sagte er, und er wisse genau, warum ich das wolle. Er wusste über die Kabel gut Bescheid und hatte beobachtet, wie unten auf dem Meer die Schiffe vorbeifuhren. Nach dem offiziellen Foto bot er an, noch eines mit meinem Handy zu machen.
    Als die Wärme des Autos mich wiederhatte, schickte ich das Bild per E-Mail an ein paar Leute in New York. Unwillkürlich dachte ich darüber nach, was das konkret bedeutete: die Verbindung über den nächstgelegenen Funkmasten in die Docklands, dann wieder zurück hierher nach Cornwall, die Stippvisite in der Landestation des Seekabels, der lange Weg nach Long Island, von dort in die Hudson Street Nr. 60 und dann zu meinem E-Mail-Server in Lower Manhattan, der das Bild an die Empfänger verteilte. Ich wusste von der Existenz dieser physikalischen Pfade. Aber ich wusste auch, dass das Internet gerissen, vielfältig, voller verschlungener Wege war. Ich konnte nicht sagen, welchen Weg das Foto genau genommen hatte. Es könnte auch über das dicke Kabel von Tata übertragen worden sein, das ein paar Kilometer weiter anlandet. Die Route eines ganz bestimmten Datenschnipsels war schwer abzuschätzen, aber das änderte nichts daran, dass er unterwegs an ganz konkreten Orten vorbeikam. Einmal mehr wurde mir klar, wie schwierig es ist, Licht in einer Flasche einzufangen – wie unmöglich, das Internet festzunageln, wenigstens eine Minute lang. Nach wie vor gab es eine Kluft zwischen der realen und der virtuellen Welt, zwischen abstrakten Informationen und der feuchten Meeresbrise.
    Es vergingen ein paar Monate, aber am Ende fand sich nach meiner Rückkehr nach New York ein freier Nachmittag, an dem ich zum Strand hinausfahren und nach dem anderen Ende von »Atlantic Crossing-1« suchen konnte. Ich beschloss, mich nicht per Telefon anzukündigen. Paling war in Cornwall ein wunderbarer Gastgeber, da wäre es des Guten etwas zu viel gewesen, in einer weiteren Landestation um eine Führung zu bitten – zumal, wenn es sich um das genaue Gegenstück handelte. Die Stadt Shirley auf Long Island war der offizielle Endpunkt von AC -1, aber damit blieb ein ziemlich breiter Küstenstreifen, wo das Kabel genau anlanden konnte. Meine Frau und Tochter kamen mit und amüsierten sich darüber, wie ich an einem öffentlichen Strand um den Parkplatz herumschnüffelte und mit den Schuhen im Sand scharrte wie ein Müllsammler. Schließlich fand ich einen verwitterten Plastikpfosten mit einem Hinweis auf ein hier vergrabenes Glasfaserkabel – ob das mein Kabel war, blieb ungewiss. Als wir uns auf den Weg zurück in die Stadt machten und ich ein wenig enttäuscht darüber war, dass die Landschaft ihr Geheimnis doch nicht so leicht preisgegeben hatte, fiel mir keine zwei Kilometer vom Strand entfernt im Vorbeifahren ein Gebäude auf. Es stand ganz am Rand einer kleinen Häusergruppe und sah eigentlich wie ein ganz normales Haus aus, nur dass es zu groß war und unter dem Dachvorsprung verräterische Lüftungsschächte aufwies. Ich drehte an der nächsten Ampel um und hielt unmittelbar vor dem Gebäude an. Ein massives Tor, große Überwachungskameras, ein paar Autos auf einem kleinen Parkplatz – darunter ein weißer Pick-up mit einem Werkzeugkoffer auf der Ladefläche und einem AT & T -Logo auf der

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