Kälteeinbruch (German Edition)
neun zählen können. Tja, die Mädels und halt Torp.»
Anton kommandierte Torp auf den Rücksitz, quälte sich über die Mittelkonsole und nahm hinter dem Lenkrad Platz. «Steig ein», befahl er dem Schüler.
«Ich muss in ein paar Minuten zum Unterricht.»
«Der fällt aus. Den Rest des Tages habt ihr frei, wie dir die Rektorin bestimmt mitgeteilt hat. Und außerdem: Seit wann interessiert es dich, ob du rechtzeitig im Unterricht erscheinst?»
Der Schüler zuckte mit den Schultern, dann setzte er sich auf den Beifahrersitz. Anton legte einen Gang ein und fuhr langsam die Hans Nielsen Hauges Gate hinunter.
«Und mach das Fenster zu. Wir heizen nicht für die Krähen.»
Der Schüler gehorchte.
«Was du da gesagt hast, als du ins Büro der Rektorin gegangen bist …» Anton sah ihn aus den Augenwinkeln an. «Was hast du damit gemeint?»
«Hä? ’nen Scheiß hab ich gesagt.» Er wandte das Gesicht ab.
«Doch, du hast gelauscht, als wir im Büro waren.»
«Quatsch.» Er lehnte den Kopf so lässig an die Nackenstütze, dass Anton ihn um die vollendete Arroganz, die er für sein junges Alter an den Tag legte, beinahe beneidete.
«Hör zu, Coolio. Hör mir gut zu. Bist du bereit?»
Der Schüler sah Anton an. «Ja?»
«Mir ist scheißegal, ob du gelauscht hast oder wie hart du den Schneeball geworfen hast, wegen dem du bei der Rektorin antanzen musstest. Ich scheiß auch auf alles andere, von dem du denkst, dass es mich interessieren könnte. Kapiert? Das ist mir völlig egal.» Er bog nach links auf die Korsgata in Richtung Storbyen-Einkaufszentrum ab. «Verrat mir aber mal, was du gemeint hast, als du das über deinen Onkel gesagt hast.»
«Meinen Onkel?» Der Schüler sah ihn an, als hätte er nicht die geringste Ahnung, worauf Anton hinauswollte.
Er verstand sein Handwerk.
«Wenn du meiner Frage noch einmal ausweichst, dann fahr ich raus nach Varteig und lass dich nach Hause laufen, verdammt.»
Er grinste. «Das dürfen Sie nicht. Dann zeig ich Sie an.»
«Bei wem?», grinste Anton. «Bei der Polizei? Dreh dich mal um und sieh dir an, wer auf dem Rücksitz sitzt.»
Der Schüler drehte sich um und sah Torp an, der schmollend auf der Rückbank saß. «Sind Sie beleidigt?»
«Nein, bin ich nicht. Dreh dich nach vorn und halt die Klappe», sagte Torp mürrisch.
«Ja und, was soll mit dem sein?»
«Hast du ihn dir genau angeguckt?»
«Äh, ja? Wieso?»
«Wenn du die Polizei rufst, dann tauchen solche auf wie der da. Und um ganz ehrlich zu sein, finde ich die nicht besonders furchteinflößend. Willst du nach Varteig, oder benimmst du dich jetzt?»
Einen Augenblick lang konnte Anton sehen, wie sich der Gesichtsausdruck des Jungen veränderte. Als ginge ihm auf, dass dieser Arsch von Polizist tatsächlich dazu fähig wäre, ihn dort auszusetzen.
«Ich hab nicht gelauscht, damit das klar ist», sagte er großspurig. «Ich hab zufällig mitgehört. Ist ganz schön hellhörig da. Ich hab schon ’ne Menge merkwürdiger Sachen in dem Wartezimmer gehört. Ich hab nur gesagt, dass mein Onkel Holm nicht leiden konnte.»
«Das hast du nicht gesagt», sagte Anton barsch. «Du hast gesagt, dass dein Onkel eine Party schmeißen wird. Das muss ja nichts zu bedeuten haben, ich würde mich aber trotzdem sehr gern mal mit deinem Onkel unterhalten.»
«Ich petze nicht.»
Sie fuhren am Storbyen-Einkaufszentrum vorbei. Anton fuhr geradeaus weiter Richtung Rathaus, während er Andy erklärte, dass das nichts mit Petzen zu tun habe, und er den Namen des Onkels sowieso mühelos rausfinden könne. Das Problem war nur – aber das sagte er natürlich nicht –, dass er sich nicht an die Spielregeln gehalten hatte. Er hatte die Eltern des Jungen, der vermutlich Andreas hieß, nicht um Erlaubnis gefragt. Ein guter Anwalt könnte ihm alles vermasseln.
Eigentlich brauchte der Anwalt noch nicht einmal gut zu sein.
Anton streckte die Hand aus. «Leih mir mal deine Karten.»
Während sein Beifahrer den Kartenstapel aus der Tasche fischte und ihn Anton in die Hand drückte, sah er ihn neugierig an.
«Willst du Frauen, die ein bisschen zurückgeblieben sind, oder willst du welche, die was zwischen den Ohren haben?»
«Auf lange Sicht Letztere, auf die Schnelle wäre ich auch mit den anderen zufrieden.» Er grinste.
«Gut zu wissen. Und denk immer langfristig, kapiert? Ich servier dir jetzt ein paar Leckerbissen.»
Während die linke Hand auf dem Lenkrad ruhte, begann Anton mit der rechten die Karten zu mischen. Mit Daumen
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