Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
verschüttete dabei den Whisky. Die Charlemagne hatte, wie viele andere elektrifizierte Schiffe, auf der Brücke so verläßliche Geräte wie Teleskop und das Schallrohr des Kapitäns beibehalten. Mrs. Porteous entstöpselte die kurze Rohrverbindung, die zum Kartenhaus emporführte, und ließ auf der Kommandopfeife einen schrillen Pfiff ertönen.
«Geben Sie das aus der Hand!» zischte Ebbs. Er versuchte seine Hand darauf zu drücken, doch sie kicherte und hielt sie auf ihrem Kleiderausschnitt fest. Kaum hatte sie die Pfeife an sich gerissen, ließ sie sie plötzlich sinken und umarmte ihn statt dessen heftig. Er legte seine feuchte Handfläche über das Mundstück, und sie begann sein Gesicht mit hemmungslosen Küssen zu bedecken.
«Lassen Sie mich los!» stammelte Ebbs, von namenloser Angst ergriffen. «Um Himmels willen, lassen Sie mich los!» Schon war hastiges Getrappel auf der Brückenleiter an sein Ohr gedrungen; ein Klopfen ertönte unmittelbar darauf an seiner Tageskabinentür.
«Geben Sie keinen Laut von sich!» befahl er streng. Er schloß die Tür der Nachtkabine, erinnerte sich daran, sein Gesicht mit einem Taschentuch abzuwischen, und öffnete die Eingangstür. Brickwood stand in Habtachthaltung draußen und salutierte schneidig.
«Irgendwas nicht in Ordnung, Sir?»
«Äh - nein, Mr. Brickwood. Nichts... nichts ist los, gar nichts...»
«Ich dachte, Sie hätten gepfiffen, Sir?»
«Ich hatte einen Alptraum, Mr. Brickwood», sagte Ebbs nach Atem ringend. «Hab im Schlaf um Hilfe gerufen, verstehen Sie? Ein altes Übel, unter dem ich leide. Äußerst peinlich. Tut mir leid, daß ich die Brücke alarmiert habe.»
«Sie schliefen bereits, Sir?» Brickwood blickte ihn entgeistert an. Ebbs sah auf seine steife Hemdbrust und seine Hose hinab.
«Bin auf meiner Koje eingeschlummert, glaub ich. Es war ein anstrengender Tag. Ich danke Ihnen, Mr. Brickwood. Sehr erfreut, daß Sie so aufmerksam Wache halten.»
Brickwood salutierte nochmals. «Gute Nacht, Sir.»
«Gute Nacht, Mr. Brickwood.»
Ebbs schloß die Tür und lehnte sich drinnen einen Augenblick ans Schott. Dann machte er einen entschlossenen Satz zur Verbindungstür.
«Mrs. Porteous...!» begann er mit Nachdruck. Er brach ab. Sie hatte inzwischen ihr Kleid abgelegt.
«Was tun Sie da?» fragte er außer sich. «Sind Sie verrückt? Wollen Sie mich ruinieren? Haben Sie denn gar kein Schamgefühl? Könnten Sie nicht anderswohin gehen?»
«Schscht! » sagte sie. «Sonst schlage ich Lärm - mit dem da! »
«Lassen Sie meine Kommandopfeife in Ruhe, ich flehe Sie an!» schrie Ebbs in Weißglut.
«Komm und setz dich neben mich, Schätzchen. Wir haben noch nicht fertig geplaudert, nicht wahr?»
«Denken Sie denn gar nicht an Ihren Gatten? » fragte Ebbs schwach.
«Natürlich, Liebster! Er ist schrecklich lieb — du wirst ihn ins Herz schließen, wenn ich euch in Fremantle miteinander bekannt mache.»
Ebbs lief ein Schauer über den Rücken.
«Na, Liebster - läßt du dich denn kein bißchen gehn?» Ein üppiger nackter Arm streckte sich nach ihm aus.
«Aber das ist ja unmöglich! » schrie er. «Absolut unmöglich! Ich gebe Ihnen genau zwei Minuten Zeit, um diese Kabine zu verlassen. »
«Aber du kannst doch nicht ein Mädel hinauswerfen, das kein Kleid anhat, Süßer, nicht wahr?»
«Sie werden eins anhaben! »
«Nein, Schätzchen», erklärte sie mit Festigkeit. «Hier bin ich - und hier bleibe ich.»
«Das werden Sie nicht, Madam! »
«Nenn mich bitte nicht Madam, mein Lieber.»
«Hinaus! » Er wies zur Tür.
Sie begann ihren Büstenhalter abzulegen.
Ebbs kam atemlos auf die Brücke gerast. Sofort umklammerte er die Öffnung des Schallrohrs.
«Irgendwas nicht in Ordnung, Sir?» fragte Brickwood, der elegant salutierte und unbefangen dreinzublicken versuchte.
«Ich wollte nur ein bißchen Luft schöpfen kommen, Mr. Brickwood.»
«Oh, ich verstehe, Sir.»
«Bitte, halten Sie weiter Wache. Kümmern Sie sich gar nicht um mich.»
«Sehr wohl, Sir. Aber ist Ihnen nicht ein wenig kalt, Sir? Sie sind nicht - voll bekleidet, Sir.»
«Es war mir im Messerock zu heiß. Habe möglicherweise leichtes Fieber. Werde morgen früh den Doktor aufsuchen.»
«Das tut mir aber leid, Sir. Sie sehen auch sicherlich nicht allzu gut aus, Sir.»
«Besten Dank, Mr. Brickwood. Äh - Sie können, wenn Sie wollen, Ihren Rock ablegen. Die Vorschriften können vielleicht - etwas gelockert werden... Halten Sie nur weiter Wache. Ich bleibe hier.»
«Sehr
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