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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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mit Metaphern kann man dasjenige, was zwischen mir und Ihnen ist, verständlicher machen.«
    Mit einem leisen Lächeln sieht sie zu mir auf. »Das ist die seltsamste Werbung, die mir je zu Ohren gekommen ist.«
    »Das Ganze ist ja ein bisschen seltsam. Aber ich glaube, ich komme der Wahrheit ziemlich nahe.«
    »Auf reale Weise der metaphorischen Wahrheit? Oder der realen Wahrheit auf metaphorische Weise? Oder wirken sie wechselseitig aufeinander ein?«
    »Jedenfalls kann ich die Traurigkeit in mir jetzt nicht mehr ertragen.«
    »So geht es mir auch.«
    »Deswegen sind Sie in diese Stadt zurückgekehrt, um zu sterben.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nicht direkt um zu sterben. Wirklich nicht. Ich warte hier nur darauf, dass der Tod kommt. Wie man auf einer Bank am Bahnhof sitzt und auf den Zug wartet.«
    »Und wissen Sie, wann der Zug kommt?«
    »Kafka, ich habe mein Leben bisher ziemlich ruiniert. Auch mich selbst ruiniert. Als ich mein Leben hätte beenden sollen, habe ich es nicht getan. Obwohl ich wusste, dass es sinnlos geworden war, konnte ich es aus irgendeinem Grund nicht beenden. Das Ergebnis war, dass ich Dinge getan habe, die ich nicht tun wollte, nur um die Zeit totzuschlagen. Dadurch habe ich mich selbst verletzt, und damit auch andere. Dafür erhalte ich jetzt den Lohn. Man könnte es einen Fluch nennen. Für eine begrenzte Zeit habe ich etwas Vollkommenes in Händen gehalten. Darum habe ich danach nur auf mich herabgesehen. Das ist mein Fluch. Solange ich lebe, kann ich diesem Fluch nicht entrinnen. Daher fürchte ich mich auch nicht vor dem Tod. Und um deine Frage zu beantworten: Ich weiß ungefähr, wann er kommt. «
    Noch einmal nehme ich ihre Hand. Alles ist in der Schwebe. Ein geringes Gewicht würde genügen, um die Waagschale auf die eine oder die andere Seite zu drücken. Ich muss nachdenken. Ich muss zu einem Urteil gelangen. Ich muss vorwärts gehen.
    »Saeki-san, würden Sie mit mir schlafen?«, sage ich.
    »Auch wenn ich deiner Hypothese nach deine Mutter sein könnte?«
    »Ich bin mitten in einem Umbruch, und alles scheint eine doppelte Bedeutung zu haben.«
    Sie überlegt. »Aber für mich ist es nicht so. Es gibt keine Abstufungen. Entweder null Prozent oder hundert Prozent, eins von beidem.«
    »Sie wissen, welches von beidem.«
    Sie nickt.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Was denn?«
    »Wo haben Sie diese beiden Akkorde entdeckt?«
    »Die beiden Akkorde?«
    »Die Akkorde in ›Kafka am Strand‹.«
    Sie sieht mich an. »Sie gefallen dir?«
    Ich nicke.
    »Ich habe sie in einem alten Zimmer gefunden – sehr weit fort. Damals stand die Tür dieses Zimmers offen«, sagt sie ruhig. »Es ist jetzt weit, weit fort.«
    Darauf schließt sie die Augen und kehrt in ihre Erinnerungen zurück.
    »Wenn du gehst, mach die Tür hinter dir zu, Kafka«, sagt sie. Ich gehorche.
     
    Nach Bibliotheksschluss fährt Oshima in seinem Wagen mit mir in ein Fischrestaurant. Durch die großen Scheiben hat man einen Ausblick auf das abendliche Meer. Ich denke an die Wesen, die darin leben.
    »Ab und zu sollten wir ausgehen und etwas für unsere Ernährung tun«, sagt er. »Ich glaube nicht, dass die Polizei hier nach dir Ausschau hält. Wir brauchen also nicht so nervös zu sein. Du musst mal auf andere Gedanken kommen.«
    Wir essen einen großen Salat und teilen uns eine Paella.
    »Irgendwann möchte ich nach Spanien reisen«, sagt Oshima.
    »Warum nach Spanien?«
    »Um am Krieg teilzunehmen.«
    »Der Spanische Bürgerkrieg ist doch schon lange vorbei.«
    »Weiß ich doch. Lorca starb, und Hemingway überlebte«, sagt Oshima. »Aber ich habe ein Recht darauf, nach Spanien zu gehen und am Bürgerkrieg teilzunehmen.«
    »Metaphorisch gesprochen.«
    »Natürlich.« Er runzelt die Stirn. »Ein Mensch unbestimmten Geschlechts, der an Hämophilie leidet und Shikoku fast noch nie verlassen hat, kann doch unmöglich nach Spanien in den Krieg ziehen.«
    Wir essen eine Menge Paella und trinken Perrier dazu.
    »Gibt es irgendwelche Neuigkeiten über den Mord an meinem Vater?«, frage ich.
    »Offenbar nichts Erwähnenswertes. Zumindest die hiesigen Zeitungen bringen kaum noch etwas darüber. Abgesehen von ein paar schwülstigen Nachrufen in den Feuilletons. Wahrscheinlich stecken die Ermittlungen fest. Die Aufklärungsrate von Verbrechen in Japan ist leider in ständigem Niedergang begriffen. Wie die Aktienkurse. Der verschwundene Sohn ist jedenfalls noch nicht gefunden worden.«
    »Der Fünfzehnjährige.«
    »Der

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