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Kains Erben

Kains Erben

Titel: Kains Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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an ein Geheimnis aus den Kindern gemacht, weil sie vorhatte, einen Mann mit Gewicht als deren Vater zu benennen, gar eine heimliche Ehe vorzutäuschen?
    Vor Entsetzen und Widerwillen spuckte Cyprian in den Kelch. Der verfluchte Randulph würde ihr dabei helfen, darauf hätte er Gift genommen – und wenn er sämtliche Gebote seiner Klosterbrüder dafür brechen musste.
    »Auch mit wem sie verheiratet wäre, könnte von Bedeutung sein«, vernahm Cyprian die Stimme Montfichets, den er fast vergessen hatte. »Vor Jahren kreiste ein Gerücht, Ihr hättet Euren Sohn auf sie angesetzt. Ein genialer Schachzug, wenn Ihr mich fragt.«
    Aber ich frage dich nicht. Cyprian beugte sich über den Tisch und schnappte sich einen Kelch, den einer der Gäste stehen gelassen hatte. Der Wein tat ihm gut. Es war ein beinahe blauer Burgunder. Einen ähnlichen hatte Isabel auf Carisbrooke ausgeschenkt, aber den verdammten schwarzen Sizilianer hatte nur sie allein getrunken. Er war nie auf die Idee gekommen, seinen Sohn auf ihre Tochter anzusetzen. Erst jetzt, hundert Jahre zu spät, fiel ihm ein, wie bestechend ein solcher Plan gewesen wäre. Der Idiot ihm gegenüber hatte recht. Ein genialer Schachzug.
    Nur leider nicht seiner. Er hatte keinen Sohn mehr, den er wie einen Springer über Eck schieben konnte, und das Mädchen würde niemanden heiraten. Es war eine lachhafte Klosterschwester geworden, und Isabel würde zwar nach seinem Tod ihre Insel verlieren, aber der Triumph, sie ihr zu nehmen, wäre ihm niemals vergönnt.
    »Ich hatte gehofft, Eure Unterstützung für einen Vorstoß zu gewinnen«, sprach der unermüdliche Montfichet weiter. »Aber wenn für Euch die Frage der Insel nicht länger von Belang ist, will ich Euch natürlich nicht belästigen.«
    »Was für einen Vorstoß?«, blaffte Cyprian und hasste sich sogleich, weil er sich ködern ließ.
    »Wir haben einen Brief abfangen können«, mümmelte Montfichet mit gespitztem Mündchen. »Einen Brief aus Fountains Abbey, unterwegs nach London.«
    Cyprian erstarrte. Er hörte kein Singen und Springen aus dem Nebenraum mehr, nicht einmal das Knistern und Prasseln des Feuers. »Was für einen Brief?«
    »Wenn es die Sache wert wäre – würdet Ihr Männer beisteuern?«
    »Was in drei Teufels Namen steht in dem verdammten Brief?« Cyprian hatte den anderen an den Schultern gepackt und schüttelte ihn, dass die Bank unter ihnen wackelte.
    »Das Mädchen soll auf die Insel reisen«, stotterte Montfichet. »Sobald es Frühling wird. Dieses unausrottbare Ungeziefer, die Londoner Juden, haben ihre Finger drin. Wir haben das Siegel ersetzt und den Brief wieder auf den Weg geschickt, damit der Plan nicht verworfen wird.«
    Cyprian sackte auf die Bank zurück. Auf die Insel, echote es in seinem Kopf. Auf die Insel. Ungerufen stellten sich die Bilder dazu ein. Bilder seiner höchsten Seligkeit wie die seiner tiefsten Erniedrigung. Dieser Montfichet wollte ihn für seine Sache gewinnen, weil er von der berühmten Attacke gehört hatte, bei der seine Leute in die uneinnehmbare Festung von Carisbrooke eingedrungen waren und Aveline de Fortibus geraubt hatten. Er würde nie erfahren, dass Cyprian einmal für ein paar berauschende Wochen auf Carisbrooke gelebt hatte, als sei er der Herr der Insel. Und auch nicht, dass er den Platz dieses Herrn eingenommen hätte, ohne Wenn und Aber, und ohne an die Krone auch nur zu denken, hätte diese Sirene von Carisbrooke ihn nicht verraten.
    Auf die Insel. Er würde noch einmal im Frühjahr auf die Insel reisen und diesmal vollenden, was seine eigene Schwäche und danach der Versager Thibault nicht fertiggebracht hatten.
    »Seid Ihr dabei?«
    Cyprian gelang nur ein Nicken.
    »Wie viele Männer brächtet Ihr bei?«
    »Ich bringe mich selbst bei«, beschied ihn Cyprian, der das klägliche Häuflein, das ihm geblieben war, im Judenviertel von London brauchen würde. Dort sollte es den Juden, die sich in die Belange seiner Familie mischten, eine Lektion erteilen. »Das hat Euch zu genügen. Was ist mit Adam de Stratton?«
    Montfichet verzog den Mund zu einem hässlichen Lächeln. »Mit dem befassen sich Beamte des Königs. Der Fall wird bereits seit November untersucht; die Beweislast ist erdrückend, und ich hege Hoffnung, mit seiner Verhaftung selbst betraut zu werden. Diesmal wird er sich nicht freikaufen können, und auch seine Circe wird ihn nicht mehr retten.«
    Sicher war Cyprian sich dessen nicht, denn bisher hatte Adam noch immer triumphiert. Wie eine

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