Kairos (German Edition)
zu erneuern, die noch lebten und meiner mit der alten Zuneigung gedachten. Unter diesen vor allem, wie ich hoffte, Mohun Dampier, ein Schulkamerad, mit dem ich eine lockere Korrespondenz geführt hatte, die längst abgebrochen war, wie es mit dem Briefwechsel zwischen Männern so geht. Sie werden vielleicht bemerkt haben, daß die Abneigung gegen das Verfassen eines bloßen Gesellschaftsbriefs mit dem Quadrat der Entfernung zwischen Ihnen und Ihrem Korrespondenten zunimmt. Das ist ein Gesetz...‹
Corey sagte: „Stop.“ Nazmas Stimme verstummte. Er wollte das nicht hören. Es war vorbei. Nazma war es.
„He“, protestierte Kaolin, neben ihm liegend, an ihn gepreßt. „Ich wollte das hören.“
Corey sah sie an.
„Oh. Aber ehrlich, ich fand’s gut. Die Geschichte, meine ich.“
„Aber ich nicht.“ Er war gereizt, hätte die Nachricht löschen sollen.
„Die Kleine tut dir leid.“
„Eigentlich nicht.“
„Wer ist sie, deine feste Freundin?“
„Nicht mehr.“
„Hast dich heimlich aus dem Staub gemacht, was?“
„Und?“
„Schuft.“ Sie schlug ihm spielerisch auf die Hand.
„Hm.“ Dies Altmodische paßte eher zu Nazma.
„Hm was?“
„Nichts. Es ist vorbei. Irgendwann wird sie es ähnlich sehen.“ Er fühlte sich bei diesen Worten nicht wohl. Etwas sagte ihm, daß Nazma niemals völlig vorbei seine würde, doch wußte nichts weiter mit diesem Eindruck anzufangen und wollte ihn loswerden.
„Okay“, sagte Kaolin.
„Machen wir, daß wir zu den anderen kommen. Gleich trudeln die Zwischenergebnisse ein, da sollten wir keinesfalls zu spät kommen.“ Er stand auf, zog Kaolin mit hoch. „Und davor heißt es: Sport.“
„Fein“, sagte sie kichernd.
„Jetzt paß mal auf, Corey“, sagte Scott Martyn, während eines weiteren Querfeldeinlaufes unter Kulov, „ich bin auf deiner Seite, wirklich...“
„Weiß ich.“
„ ... und es geht mich auch nichts an, was du mit Kaolin treibst...“
„Stimmt.“
„... aber du solltest das hier nicht vermasseln.“
„Ich weiß.“
„Shizz, Corey, Kulov wird dich eigenhändig rauswerfen.“
„Er wird es nie erfahren, Scottie.“
„Das hoffst du.“
Nandi ließ sich zurückfallen, bis er neben ihnen war. „He, Quasselstrippen...“
„Quasselstrippen?“ Scott mußte lachen. „Mann, ihr Einwanderer mit eurem Lehrbuchenglisch, ehrlich...“
„Was stimmt nicht mit Quasselstrippe?“
„Kein Mensch redet so, Mahatma.“
„Schieb ab“, sagte Corey.
„Kulov hat euch im Blick.“
„
Shizz
-Iwan“, murmelte Corey und sah sich im Laufen vorsichtig um.
Nandi sagte: „Seid bloß vorsichtig.“
„Dann quatsch uns nicht weiter zu“, schnappte Scott.
„Ich darf quatschen, weil ich laufe, Sahib. Ganz einfach. Ich quatsche, und es ist egal – weil ich laufe.“
„Verpiß dich“, zischte Scott. „Ich mein’s ernst. Wenn wir auffliegen, dann dank dir.“
„Immer sachte.“ Aus irgendeinem Grund schienen Inder immer zu lächeln.
Und dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, war Kulov da. Er schrie etwas, schickte Nandi an die Spitze der Gruppe, Scott ans Ende und lief eine Weile schweigend, aber kopfschüttelnd neben Corey her, dem das gar nicht behagte.
„So wird das nichts, Homme“, sagte er. „So was kannst du nicht tun. So was Saublödes.“
„Sarge?“
„Dein Typ wird verlangt, Schotte. Ich fürchte, schlechte Nachrichten. Marsch, zurück zu den Unterkünften.“
„Okay, Sir.“ Corey lief los.
Kulov sah ihm kurz nach und wandte sich dann der Gruppe zu: „Der Rest gefälligst einen Zahn zulegen!“
Eine Frau erwartete ihn, attraktiv, das Gesicht französisch gemeißelt, das Haar nach hinten gekämmt und zu einem Knoten gebunden. Sie trug ein Kostüm mit einem aufgestanzten, elektrisch kodierten Namensschild, glänzende Schaftstiefel und unter dem Arm eine schwarze Aktenmappe. Sie wirkte auf Corey mehr wie eine Hedgefondsmanagerin, als Angehörige der Streitkräfte. Sie sagte mit harter, näselnder Stimme: „Corey Homme?“
„Ja, Ma’am.“
„Maggie Trémolières, Militärjustizkorps.“
Sein Blick wurde unruhig. „Ich fürchte, ich verstehe nicht...“
„Ganz einfach: es ist folgendermaßen – du bist raus, Homme.“
Eine kalte Welle brach sich in Corey bahn. Sein Mund wurde staubtrocken. Aber noch argwöhnte er, sich bloß verhört zu haben. „Raus?“
„Wir fanden etwas in deinem Urin, das da nicht hineingehört. Was ist los, hast du deinen letzten Funken Verstand verloren?“
Er fragte
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