Kaiser Trajan als Bauherr
ganz mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Allerdings muss die Sachlage als solche trotzdem weitgehend klar gewesen sein, weil Trajan, dessen Ehe mit Plotina kinderlos geblieben ist, seinen im Kindesalter vaterlos gewordenen Neffen Hadrian bei sich aufgenommen und erzogen und ihn mit offiziellen Aufgaben und staatlichen Ämtern betraut hat. Auf diese Weise hat er ihn bestens auf eine spätere Übernahme der kaiserlichen Machtposition vorbereitet. Andererseits war bekannt geworden, dass sich Trajan bis zur Stunde seines Todes nicht zu einer eigentlich längst fälligen Adoption Hadrians entschließen konnte; es wurde kolportiert, Trajan habe – im Sterben liegend – mit letzter Anstrengung und kaum verständlicher Stimme gerade noch den Namen Hadrians genannt. Da Trajan jedoch seinen letzten Willen weder schriftlich festgehalten hatte, noch anderen Personen aus seinem näheren Umkreis anvertraut hatte, konnte die Adoption Hadrians lediglich von Trajans Gattin Plotina und von Hadrians Schwiegermutter Matidia, die beide an Trajans Sterbebett gestanden hatten, als der letzte Wille dieses Kaisers bezeugt werden. Obwohl Hadrian in der Nachfolge Trajans dessen von Kriegszügen begleiteter Expansionspolitik eine klare Absage erteilte und als Kaiser Roms gänzlich andere Interessen verfolgte, blieb Trajans Ansehen als einer der für Rom erfolgreichsten und stärksten Herrscher weiterhin lebendig. Auch deshalb sind und bleiben seine Bauten als Zeugnisse seines Wirkens von besonderem und nachhaltig wirkendem Interesse.
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|27| Das Trajansforum in Rom
Das größte und anspruchsvollste Projekt, das unter Trajan und auf seine Initiative in Rom geplant und ausgeführt worden ist, war ohne jeden Zweifel das mit seinem Namen und seiner Person verbundene Kaiserforum (Abb. 4). An keiner anderen Stelle und bei keinem weiteren Bauwerk oder sonstigen Monument sind persönlicher Erfolg, machtbewusste Selbstdarstellung und einzigartiger Rang dieses Kaisers durch Architektur und Bildwerke ähnlich intensiv propagiert und programmatisch überhöht worden. Bereits seine Lage im Zentrum Roms (Abb. 5) am Fuß des kapitolinischen Hügels, in Nachbarschaft zum Forum Romanum und direkt |28| beim Augustusforum sowie den anderen Kaiserfora ist ebenso Programm wie seine Größe, die Form seines Grundrisses, die ihm beigegebenen Funktionen und nicht zuletzt seine überaus reiche künstlerische Ausstattung. Deshalb sind neben Gestalt und Ausstattung der Anlass und die mit diesem Forum verfolgten Absichten seiner Planer und Initiatoren von besonderem Interesse. Aus der Sicht dieses Kaisers war vor allem der glorreiche Sieg, den er 105 / 106 n. Chr. nach zwei Anläufen im Krieg gegen die Daker erringen konnte, von Bedeutung. Offensichtlich sollte dieser Erfolg mit der 107 / 108 v. Chr. begonnenen und vier Jahre später fertiggestellten Anlage des Trajansforums
( Fasti Ostienes 48
) dem römischen Volk und allen Besuchern dieser Stadt bleibend vor Augen geführt werden. Dass dies durchaus erfolgreich war, bestätigt Cassius Dio
( 68.29.3 )
, nach dem das Volk von Rom sogar beschlossen hatte, für Trajan auf dessen Forum einen Triumphbogen zu errichten, von dem jedoch archäologisch keinerlei Reste festgestellt worden sind. Darüber hinaus berichtet eine sehr viel spätere Überlieferung
( Ammianus Marcellinus 16. 10. 15 f.
) von der anhaltenden Begeisterung, die dieses Kaiserforum bei Besuchern hervorrufen konnte. So soll sich noch Kaiser Constantius II. bei seinem Besuch in Rom im Jahr 356 n. Chr. angesichts des Trajansforums außerordentlich begeistert über diese Anlage geäußert haben. Diesem triumphalen Anspruch trägt zugleich der bisher noch bei keinem der vorangegangenen Kaiserfora – wie sie zuerst für Caesar, dann für Augustus und anschließend für Vespasian sowie zuletzt für Domitian mit einer anschließenden Umwidmung an Nerva errichtet |29| wurden – auch nur annähernd erreichte Aufwand Rechnung. Hierzu betont ein stolzer Vermerk, dass diese außerordentlich aufwendig angelegte und prunkvoll ausgestattete Repräsentationsanlage nicht zu Lasten Roms und seiner Bürger errichtet, sondern vollständig
ex manubiis
, also aus der Kriegsbeute vom Kaiser selbst finanziert worden sei
( Gellius
,
noctes Atticae 13 . 25, 1 )
. Dies den Bürgern bewusst zu machen, dürfte schon wegen der direkten Nähe der neuen Anlage zu den bereits zuvor entstandenen Kaiserfora, die sich bei einem Vergleich mit diesem neuen
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