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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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wirkte überzeugend, amüsant, ernsthaft, ironisch, ehrlich, je nachdem, was gerade benötigt wurde. Der Mann beherrschte sein Geschäft und Volkert war sich sicher, dass er für jeden erfolgreich angeworbenen Rekruten eine entsprechende Summe Goldes für seine »Bemühungen« erhalten würde.
    Niemand im Schlafsaal der Herberge wirkte beeindruckt. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie es der Dicke gerne gehabt hätte. Es blieb die Furcht in den Zügen der Gäste, wie sie schweigsam und den direkten Blickkontakt meidend auf ihren Lagern saßen und alles taten, um nur keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Der Dicke seufzte und gab den vier Legionären einen Wink. Volkert verkrampfte sich, doch die Soldaten taten nichts anderes, als den Mittelgang zwischen den Liegestätten entlangzumarschieren und die Ruhenden kurz zu mustern. Dann drehten sie sich um und stellten sich mit unbeteiligter Miene hinter den Dicken.
    »Nun gut«, grunzte dieser schließlich. »Aber wenn die Barbaren vor Eurem Haus stehen, Eure Frauen und Töchter vergewaltigen, Euer Hab und Gut plündern, Euer Anwesen in Brand stecken und Euch in die Sklaverei verschleppen, fleht nicht den Imperator um Hilfe an, denn dann seid Ihr selber schuld, habt Ihr das Reich doch in seiner schweren Stunde im Stich gelassen.«
    Erstaunlich behände drehte sich der Mann auf dem Absatz um und verließ den Saal. Die Soldaten folgten ihm. Mit ihnen gingen die Lampen. Dunkelheit kehrte in die Herberge zurück, erleichtertes Flüstern erfüllte den Raum für kurze Zeit, bis sich alle wieder niederlegten und das allgegenwärtige Schnarchen zurückkehrte.
    Julia hatte sich eng an Volkert geschmiegt und starrte noch minutenlang mit aufgerissenen Augen ruhelos in die Dunkelheit. Dann fielen auch ihr die Lider zu und sie begann, wieder in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
    Sie schreckte wieder hoch, als grobe Hände sie packten und zur Seite schoben. Sie schrie unwillkürlich auf, drückte die dünne Decke an ihren Körper. Schreie, Rufe, Gebrüll erklangen im Saal, als eine Gruppe grimmig dreinblickender Legionäre durch den Raum stapfte, vereinzelt Männer hochrissen, sie kurz begutachteten und dann in der Mitte des Saales zusammentrieben.
    »Verdammt!«, rief Volkert auf Deutsch, als ein Berg von einem Mann ihn packte und mit einer bestechenden Leichtigkeit auf die Beine stellte. Ohne auf seinen Protest zu achten, wurde er gegen die Gruppe von mittlerweile sieben oder acht Männern geschleudert, die von drei Legionären mit vorgehaltenen Speeren in Schach gehalten wurden. Mit aufgerissenen Augen verfolgte Julia das Schauspiel. Es konnte keinen Zweifel mehr daran geben, was sich hier abspielte. Nachdem der friedliche und freiwillige Rekrutierungsversuch gescheitert war, hatte man zu anderen Mitteln gegriffen. Die Männer hier, alle für den Kriegsdienst einigermaßen brauchbaren, wurden mit Gewalt eingezogen.
    Julia hatte davon gehört, weit entfernt von der Realität ihres Daseins hatte sie die Geschichten als bedauerlich empfunden und gleichzeitig die Notwendigkeit betont, um die Streitkräfte mit dem nötigen Personal zu versehen. Jetzt aber durchflutete sie ein Chaos von Entsetzen, Bitterkeit, Hilflosigkeit und wachsender Verzweiflung. Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten, als sie Volkerts hilflose Blicke sah. Die Legionäre hatten die »Rekruten« mittlerweile grob gefesselt und begannen, die Stricke mit einem langen Seil aneinanderzubinden. Es gab keinerlei Aussicht auf Flucht.
    »So!«, durchdrang die Stimme des Dicken den Saal. »Ich habe gute Nachrichten für Euch, Männer: Ihr dürft dem Reich und Eurem Imperator dienen. Möglicherweise nicht ganz freiwillig, wie es aussieht.«
    Ein meckerndes Gelächter, das gar nichts mit der rhetorischen Brillanz seines ersten Auftritts zu tun hatte, untermalte den Seitenhieb.
    »Nur, damit eines klar ist: Ob freiwillig oder nicht, Ihr seid fortan Soldaten des Kaisers. Das heißt 25 Dienstjahre und all die wunderbaren Annehmlichkeiten, die ich Euch versprochen habe. Und natürlich auch die Gesetze: Auf Desertion steht der Tod. Wer Deserteuren hilft, stirbt ebenfalls.«
    Der bohrende Blick des Dicken schien jeden der Rekruten zu fixieren. »Das ist klar? Soll ich es wiederholen? Wer wegläuft, wird hingerichtet! Wer Euch versteckt oder hilft, stirbt ebenfalls! Nur, damit niemand auf dumme Gedanken kommt. Arrangiert Euch mit Eurem Schicksal und Ihr könnt was draus machen. Kämpft dagegen an und Ihr werdet Eures Lebens

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