Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
sich bisher mit keinem Laut zu Wort gemeldet hatten. »Auch Gerüchte um sogenannte Zeitenwanderer und ein mächtiges, stählernes Schiff mit Götterwaffen.«
»Es haben sich in der Tat viele bemerkenswerte Dinge in Rom ereignet«, erwiderte Africanus ausweichend. Es war klar, dass er, wenn nicht dazu gezwungen, über diese Dinge nicht weiter sprechen wollte.
»Ihr wurdet in kompromittierender Situation vorgefunden.«
»Der Tod des Gesandten überrascht uns genauso wie Euch. Wir haben auf seine Hilfe gezählt, um nach Aksum zu gelangen.«
»Hatte er Probleme in Rom? Ist seine Familie in Ungnade gefallen?«
»Davon ist mir nichts bekannt. Er wurde uns als wichtigster Kontakt in Adulis genannt. Der Gouverneur von Ägypten sprach mit Respekt von ihm.«
»In der Tat war Euer Gesandter hier sehr angesehen und beliebt. Ein erfolgreicher Händler zudem.«
Zu erfolgreich für seine eigenen Geschäftsinteressen, fügte der Statthalter in Gedanken hinzu. Aber das Problem war ja jetzt gelöst. Zu dieser Stunde waren seine Strohmänner bereits aktiv, all jene Teile des kleinen römischen Handelsimperiums zu übernehmen, auf die Berhan es schon länger abgesehen hatte.
»So hörten wir.«
»Eine sehr bedauerliche Sache«, sagte Berhan. Er wandte sich wieder an den Kommandanten.
»Wurde das Haus des Ermordeten durchsucht?«
»Der Majordomus ließ alles überprüfen, Herr.«
»Und?«
Berhan kannte die Antwort, zumindest hatte er entsprechende Befehle gegeben.
»Es fehlt einiges an Gold, römische wie aksumitische Münzen. So viel, wie zwei Männer leicht und ohne aufzufallen, durch die Straßen tragen können.«
»Aha«, machte der Statthalter. »Und dieses Gold wurde bei den Gefangenen gefunden?«
Der Kommandant schaute zu Boden. »Nein, Herr. Vielleicht haben sie es rechtzeitig versteckt.«
»Im Haus fand sich aber nichts.«
»Nein.«
»Verstehe.«
Das Gold wusste Berhan in den Taschen der Attentäter. So hatte das Opfer für seine eigene Ermordung bezahlt. Der Statthalter hielt das für eine sehr praktische Lösung.
Er lächelte Africanus zu.
»Mir scheint, als hätte man hier etwas zu voreilig gehandelt, als man Euch festgesetzt hat.«
Der Trierarch neigte den Kopf. »Vorsicht ist gut.«
»Übertriebene Vorsicht kann Schaden anrichten. Wir wünschen gute Beziehungen mit Rom. Wenn ein Schatten auf unser Verhältnis zum Kaiser fällt, würde dies dem Negusa Nagast nicht gefallen.«
»Das würde es ihm ganz sicher nicht. Wir wollen alles zur Aufklärung dieses Falles beitragen. Der Tod des Diderius ist ein Verlust für das Imperium.«
»Eure Kooperation ist willkommen«, log Berhan. Er lehnte sich zurück.
»Bringt Stühle für meine Gäste.«
Damit war allen Beteiligten klar, dass der Statthalter eine Entscheidung getroffen hatte. Berhan betrachtete unter halb geschlossenen Augenlidern hindurch, wie sich die – ehemaligen – Gefangenen sichtlich entspannten. Er unterdrückte ein Lächeln. Und dann kam ihm eine Idee, zu der er sich sofort selbst beglückwünschte.
Das Schicksal meinte es gut mit ihm und fügte alles ineinander.
Als die Gefangenen es sich bequem gemacht hatten, erhob er wieder das Wort.
»Bitte seid so gut und berichtet dem Negusa Nagast nicht allzu ausführlich über dieses kleine Missverständnis«, bat er Africanus, wandte sich mit diesen Worten aber an alle. Der Trierarch neigte den Kopf.
»Wir wollen niemandem Unannehmlichkeiten bereiten«, war seine höfliche Antwort. »Doch vielleicht bekommen wir nicht einmal eine Audienz beim Kaiser. Hier hatte Diderius uns helfen wollen.«
Perfekt, dachte Berhan. Das Leben ist perfekt.
»Ihr werdet sicher eine Audienz bekommen. Ich selbst werde Euch ein Empfehlungsschreiben an den Negusa Nagast mitgeben. Und Ihr erhaltet eine Wache, die Euch den Weg nach Aksum begleiten und beschützen wird. Leider ist der Handelsweg in die Hauptstadt auch unter Räubern beliebt. Ich möchte nicht, dass Ihr zu Schaden kommt.«
»Ich danke Euch sehr, Statthalter. Vor allem das Schreiben sollte uns sehr helfen.«
»Ich werde es persönlich siegeln. Und Ihr benötigt Geschenke für den Negusa. Der alte Mann hat eine sentimentale Seele, der wir alle großen Respekt entgegenbringen. Wenn Ihr Handelskonzessionen wünscht, wird es notwendig sein, seine Stimmung positiv zu beeinflussen. Er hat seine Vorlieben.«
»Wir wären für Hinweise sehr dankbar.«
Berhan winkte einem älteren Mann, der im Hintergrund gewartet hatte. Er trat vor und verbeugte sich.
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