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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Delegationen eingetroffen waren, versammelte man sich in einem großen Raum, der von Bediensteten beider Herren vorbereitet worden war. Es war ein hell erleuchteter Ort, dessen breite Fenster das Sonnenlicht einluden und gleichmäßig verteilten. Im Zentrum stand ein mächtiger Tisch, an den beidseitig Stühle gestellt worden waren, jeweils ein besonders gut gepolsterter Sessel für die beiden Kaiser. Es war peinlichst genau darauf geachtet worden, dass die Aufstellung und Ausstattung für beide Seiten absolut gleich aussah, um zu vermeiden, durch eine unerwünschte Symbolik beleidigend oder herabsetzend zu wirken. Auf einem Seitentisch waren Speisen und Getränke aufgetischt worden, nur Kleinigkeiten, aber aufgrund der dargebotenen Vielfalt dann doch genug, um eine Legion zu verpflegen. Es wurde leichter Wein gereicht, gekühlt in Schwitzamphoren. Das Besteck war von auserlesener Qualität, die Kelche aus Kristallglas, jeder einzelne ein Vermögen wert. Darüber hinaus war das Anwesen gereinigt worden, man hatte die Toiletten wiederhergestellt, und darüber hinaus einen zweiten Verhandlungsraum vorbereitet, sollten sich die Delegationen aus irgendeinem Grunde aufteilen oder die beiden Kaiser ein persönliches Gespräch führen wollen – was Theodosius im Stillen erwartete oder zumindest erhoffte. Am Ende hing es ja von ihnen beiden ab. Und da half es, die Gedanken gemeinsam zu konzentrieren und jede Einmischung zu vermeiden.
    Die Begrüßung verlief in kühler Höflichkeit. Anders war es auch nicht zu erwarten gewesen. Man würde sich kaum herzlich um den Hals fallen, nachdem man nun schon einige Zeit Krieg gegeneinander geführt hatte.
    »Wir wollen uns setzen!«, lud Theodosius ein. Er hatte durchaus bemerkt, dass Rheinberg und von Klasewitz sich keinesfalls die Hände gereicht hatten. Rheinbergs Gesicht war unbewegt, er versuchte, seine Gefühle nicht zu zeigen, und machte seine Sache bisher auch ganz gut. Von Klasewitz erleichterte dies nicht unbedingt, seine ganze Haltung wirkte arrogant, ja triumphierend, als wolle er seinem ehemaligen Kapitän demonstrieren, wie weit er es gebracht hatte. Der Deserteur war eine personifizierte Provokation für Rheinberg und Theodosius konnte nur hoffen, dass Maximus ihn unter Kontrolle hatte.
    Der einstmalige britische Gouverneur zeigte sich freundlich und alles andere als provozierend. Er vermied Spitzen und abfällige Bemerkungen und tat alles, um den Anschein zu erwecken, ernsthaft mit Theodosius sprechen zu wollen. Dieser entspannte sich zusehends. Mochten ihre Zeitenwanderer sich auch nicht ausstehen können, so wurde deutlich, dass die beiden Imperatoren miteinander reden konnten, ohne sich sofort gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
    Zwei Diener – einer aus jedem Lager – servierten schweigsam Wein. Alle tranken bedachtsam.
    Es war Maximus, der schließlich das Wort ergriff.
    »Theodosius, ich danke Euch, dass Ihr meinem Vorschlag gefolgt seid.«
    »Ich danke Euch, dass Ihr ihn gemacht habt.«
    Der Usurpator nickte freundlich. »Ich halte es für wichtig, dass wir Möglichkeiten ausloten, wie wir die große Schlacht, in der wir uns messen wollen, verhindern können.«
    »Warum sollten wir sie verhindern? Dem Sieger gehört das Reich.«
    »Gerade weil ich mir über diese Logik nicht ganz sicher bin, sollten wir sprechen.«
    »Was ist falsch an meiner Logik?«
    Maximus lächelte. Beide wussten sie, was daran falsch war. Es war aber notwendig, den Boden zu bereiten, um zum Kern der Sache zu kommen und sich gegenseitig zu versichern, dass man tatsächlich von gleichen Voraussetzungen ausging. Das größte Hindernis erfolgreicher Verhandlungen waren stillschweigende Annahmen über die Realität – sobald klar wurde, dass es besser gewesen wäre, dieses Stillschweigen zu vermeiden und damit Missverständnisse auszuräumen, war es oft schon zu spät und alles gescheitert.
    »Die Pest ist im Westen angekommen«, sagte Maximus.
    Theodosius nickte. »Das war zu erwarten.«
    »Die Hunnen sind eine ernste Gefahr. Hier haben die Zeitenwanderer nicht geirrt.«
    »Es ist gut, dass Ihr das einseht. Worin haben sie sich denn getäuscht?«
    Maximus zögerte. »Ich denke nicht, dass alle Reformen, die Rheinberg angestoßen hat, sinnvoll sind.« Er warf dem Mann dabei einen kurzen Blick zu, doch Rheinberg blieb mit unbewegter Miene ruhig sitzen, ohne zu reagieren. »Es geht hier zum einen natürlich um wichtige spirituelle Fragen. Andererseits hat Rheinberg auch ein Machtsystem

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