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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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ich gerade dabei bin, mich selbst eher zu zerstören, als weiterzuentwickeln, weil ich zunehmend immer schneller erschöpft bin. Und je mehr ich mich bemühe, an plätscherndem Small Talk teilzunehmen, desto schwächer werde ich in Dingen, die mich einst stark machten. So als wenn man eine Chemotherapie mit fatalen Nebenwirkungen bekommt, die einen Krebs heilen sollte und nun den Gesamtorganismus schwächt. So kehre ich nach einiger Zeit doch zu mir selbst zurück, zu meinen Schwächen und Stärken, und bin wieder mit mir im Reinen. Aber ich habe auch eine Ahnung von dem bekommen, was mir tatsächlich fehlt. Immerhin!

Als der Weihnachtsmann schon am 9.   Dezember kam
    Einerseits möchte ich mir meinen größten Jugendtraum erfüllen, nämlich die Straße von Alaska bis Feuerland, die legendäre Traumstraße der Welt, die Panamericana, endlich vollständig abgefahren zu sein. Andererseits wollen die Mau und ich unseren RaRas auch ein besinnliches, heimatliches Weihnachtsfest bieten.
    Die Reise mit der ganzen Familie ist längst gebucht, über Weihnachten und Silvester wird es nach Chile und Argentinien gehen, um das letzte Teilstück, Patagonien, zu erkunden. Bis nach Ushuaia, in die südlichste Stadt der Erde, soll gefahren werden. Die ideale Reisezeit dafür ist der Winter in Europa. Und Urlaub bekommt man am besten über Weihnachten. Und genau da liegt das Problem. Die RaRas befürchten nun, dass sie Weihnachten verpassen und dass sie dieses Jahr überhaupt keine Geschenke bekommen.
    Auf der Suche nach einer Lösung fällt mir wieder ein, wie ich mir als ganz kleines Kind vorgestellt habe, was es mit dem Weihnachtsmann auf sich haben könnte, und wie ich ihm damals mitteilte, was ich mir von ihm wünschte.
    Ich machte mir als kleines Kind recht früh Gedanken darüber, wie der Weihnachtsmann in der einen Stunde, in der die Familien in der Kirche waren, all die Kinder auf der ganzen Welt beschenken sollte. Das machte mich stutzig. Auch mit Einrechnen der Wegezeiten in und aus der Kirche, auch mit den Zeitzonen der Erde ließ es sich nicht plausibel erklären, wie das funktionieren soll.
    Im Gegensatz zu meinen Kindern bin ich damals auf die Idee gekommen, einfach mal zurückzulaufen, als es in die Kirche gehen sollte. Einfach mal von außen unerkannt durch das Stubenfenster zu schauen, um den Weihnachtsmann sozusagen auf frischer Tat zu ertappen. Als ich dann den braunen Brummelbären beim Aufstellen des Christbaums erwischte, fühlte ich mich betrogen. Ich hatte die Wahrheit gefunden. Wer die Wahrheit sucht, darf nicht enttäuscht sein, wenn er sie findet, hieß es anschließend. Dass Wahrheit enttäuschen kann, fand ich interessant. Man lügt also, um etwas Schönes zu haben?
    Heute bin ich es, der den RaRas den Glauben an den Weihnachtsmann so lange wie möglich erhalten soll und möchte, um diesen Zauber von damals noch einmal von der anderen Seite zu erleben. So muss ich eine Lösung finden, die sich widersprechenden Bedürfnisse, Weihnachten zu Hause unterm Tannenbaum zu feiern und Weihnachten unterwegs zu sein, zu befriedigen.
    Meine Chance, dieses Problem auf ungewöhnliche Weise zu lösen, sehe ich nun im Nikolaustag. In meiner Kindheit war es üblich, den Wunschzettel in den Nikolausstiefel zu stecken. Der Nikolaus sei für das Abholen dieses Zettels zuständig, hieß es. Der Nikolaus war für mich daher immer so eine Art Scout des Weihnachtsmanns.
    So sage ich zu meinen Kindern:
    »Vergesst bitte nicht, eure Wunschzettel mit Bildern oder Wörtern mit in den Stiefel für den Nikolaus zu legen! Denn auf diesen Zetteln müsst ihr diesmal ausnahmsweise den Weihnachtsmann bitten, extra für euch eine ganz besondere Ausnahme zu machen!«
    »Was denn?«
    »Na ja, ihr wisst doch, dass wir über Weihnachten nach Chile fliegen werden!«
    »Ja, aber dann vergisst uns doch der Weihnachtsmann!«
    »Nicht, wenn ihr auf euren Zetteln malt oder schreibt, dass ihr außerordentlich artig wart!«
    »Dann feiern wir also Weihnachten in Chile mit Geschenken?«
    »Nein, da findet er uns wahrscheinlich nicht!«
    »Wie sollen wir dann diesmal Geschenke kriegen?«
    »Auf euren Wunschzetteln bittet ihr ihn ganz, ganz lieb, eine ganz, ganz große Ausnahme extra für euch zu machen, nämlich dass er in diesem Jahr schon früher kommen möge. Ich habe früher, als ich klein war, stets vergebens gehofft, dass der Weihnachtsmann mal eher kommt, um nicht so lange auf ihn warten zu müssen. Ich habe es aber nie erleben dürfen, dass er

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