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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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tut nichts zur Sache. Genauso wie das hier keine richtige Schaustellerkantine ist. Die wäre normalerweise in einem Zelt oder vielleicht in einem Wagen untergebracht. Aber was soll’s. Wir sind Schausteller, auch wenn wir gerade Winterruhe haben.«
    »Ein bisschen Ruhe wäre jetzt gar nicht schlecht.«
    »Vergiss es, mein Hübscher. Du musst dir deine Brötchen verdienen.«
    »Ist das hier also so was wie ein Zirkus?«
    Das Wort Zirkus ließ einen Spitzkopf in der Nähe aufhorchen.
    Tommy beugte sich vor. »Das hier ist kein Zirkus, verstanden? Wir sind kein verdammter Zirkus.«
    »’tschuldigung.«
    »Was wir machen, ist Schaustellergewerbe. Es gibt kein Zirkuszelt, keine Freiheitsdressur, absolut nichts Schäbiges. Aber wir sind auch keine Sonntagsschule. Bei uns ist alles Halligalli und erotischer Tanz. Freaks, Artisten und Zuckerwatte.«
    »Ich arbeite also auf einem Jahrmarkt?«
    »Du baust den Jahrmarkt mit auf. Das Gelände ist schon aufgeteilt. Das Sägemehl größtenteils ausgestreut. Wenn die Stände aufgebaut sind und alle bereit sind, kann’s losgehen.«
    »Erwartet ihr eine Menge Besucher?«
    Speck zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber wenn es eine Pleite wird, müssen wir nicht weiterziehen. Es muss nichts abgebrochen werden. Keine Automobile, keine Züge, keine Fuhrwerke. Im Frühling juckt es uns natürlich wieder in den Füßen, aber bis dann: Immer auf die Leute zugehen und lächeln! Und alles ganz gelassen nehmen.«
    Es war noch keine sechs Uhr, als Jack einen Vorschlaghammer und eine Seilrolle über den langsam entstehenden Jahrmarkt schleppte. Er sah einen alten Bekannten, der eine rumpelnde Schubkarre vor sich herschob.
    »Hey, Freddie«, sagte Jack, als er vorbeiging, und wurde prompt ignoriert.
    »Was ist denn mit Freddie los?«, fragte Jack, als er Tommy Speck wieder einholte.
    »Freddie? Du meinst Friederich?«
    »Ich meine den Kerl, der seine Eier in einer Schubkarre vor sich herschiebt.«
    Tommy sah ihn an. »Du kannst nicht einfach so ein Schwätzchen mit Friederich halten.« Tommy informierte ihn in kühlem Ton: »Du kannst nicht einfach einen Artisten anquatschen. Das Vorrecht hast du dir noch nicht verdient.«
    Jack wurde blass. »Ich wollte nur höflich sein.«
    »Das steht dir nicht an«, fuhr Tommy ihn an. »Vor allem nicht, wenn er gerade auf dem Weg zu seiner Schaubude ist. Da drüben.«
    Jack folgte mit dem Blick Tommys Finger, der auf ein lebensgroßes Plakat über einer neu errichteten Bühne deutete. Das Foto war wirklich schockierend. Wenn Jack den Mann nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er geschworen, dass es sich um eine Fälschung handelte. Ein Mann saß nackt auf einem Paar Klöten – größer als ein Hocker! Der Schriftzug darüber übertrieb unnötigerweise:
    – SEHEN SIE FRIEDERICH DEN UNVERGLEICHLICHEN –
Den Mann mit den Sechzig-Kilo-Hoden
    »Eine absolute Sensation«, erklärte Tommy. »Spitzenklasse. Zieht mehr Kunden an als Titten und Bier.«
    Es war kein großer Jahrmarkt, kaum vierzig Meter lang und für die Schausteller ein Heimspiel, wie Tommy meinte. Aber im Grunde war die Größe auch egal, jedenfalls für einen Arbeiter wie ihn. Alle Jahrmärkte waren ähnlich aufgeteilt, erfuhr Jack, mit einembreiten Weg in der Mitte, an den sich die Buden, Stände und Zelte mit ihren billigen Verlockungen reihten.
    Zuerst wurde das Gelände abgesteckt. Luna hatte Tommy Speck diese Aufgabe zugeteilt. Das hieß unter anderem, dass er auf dem Jahrmarkt Plätze für die verschiedenen Spiele, Shows und Verkaufsstände zuteilte und vermaß.
    »Jeder Jahrmarkt hat eine Vorderseite, direkt hinterm Eingang, und eine Hinterseite«, unterrichtete Tommy seinen Handlanger unterwegs. »Die Vorderseite ist für Familien. Hotdogs, Zuckerwatte … Wenn die ihre Leckereien gekauft haben, werden sie von den Schleppern zu den Ständen und Shows gelotst. Aber heute Morgen sollst du helfen, die Hinterseite aufzubauen.«
    Die Hinterseite war für exotischere Vergnügungen reserviert: Striptease-Tänzerinnen, Folter-Shows und dergleichen. Die Hauptattraktionen unter den Artisten der Hinterseite stellten Feuerschlucker, Freaks und Leute dar, die Hühnern den Kopf abbissen. Überall wurden Stände aufgebaut. Zwischen Masten mit Kerosinlaternen wurden bunt bemalte Transparente gespannt. Auf Wimpeln und Fahnen wurden Versprechen verbotener Freuden erotisch illustriert.
    »Hallo, Jack.«
    Die Pinguinfrau stand in einem meergrünen Paillettenkostüm hinter einer Wand aus

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