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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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Seiten verborgen, konnte Jack Luna durch die Farne hindurch beobachten, aber von ihrem Begleiter waren nur ein paar ordentlich geputzte Schuhe und eine weite Hose zu sehen. Angenehm aromatischer Zigarrenrauch ringelte sich über dem Tisch hoch.
    Luna unterhielt sich angeregt mit ihrem rauchenden Begleiter. Jack sah, wie sie heftig den Kopf schüttelte.
    »Nein, jetzt!«, verstand er.
    Dann schob sie einen Umschlag über den Tisch.
    »Jetzt sofort«, sagte sie hitzig.
    Jack sah, wie der Unbekannte seine Zigarre auf einem Kristall-aschenbecher ablegte und seine saubere, aber aus einem schäbigen Anzugärmel ragende Hand ausstreckte, um den braunen Umschlag an sich zu nehmen.
    Wer war dieser Kerl nur? Jack wartete eine ganze Weile, bevor er noch einen Blick zu dem rauchverhangenen Tisch hinüber riskierte. Das Treffen war offenbar beendet. Der Mann hielt die Zigarre wieder in der Hand. Jack hatte nicht schlecht Lust, diesem Kerl zu folgen … und ihn ganz privat zur Rede zu stellen.
    ’ tschuldigung, Kumpel, aber was hast du mit Luna Chevreaux zu schaffen? Was ist in dem Umschlag und hat das zufällig irgendwas mit dem geklauten Geld und den Wertpapieren zu tun?
    Aber falls er den Mittelsmann verfolgte, durfte Luna ihn auf keinen Fall entdecken.
    Plötzlich stand sie auf, drehte sich um und …
    Verdammt, sie ging direkt auf seinen Tisch zu!
    Jack sprang von seinem Stuhl, immer noch hinter seiner Zeitung versteckt, und trat eilig den Rückzug an. Er schlängelte sich vorsichtig zwischen Kellnern, Tischen und Gästen hindurch. Er bemühte sich, nicht zu hetzen. Er durfte jetzt auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen, womöglich jemandem die Suppe verschütten. Und er hatte es fast geschafft. Jack war nur noch zwei Tische von seiner Erlösung entfernt, als er ganz kurz in den Spiegel über der Bar schaute.
    Und da war Luna, die Jacks Spiegelbild anstarrte.
    Scheiße!
    Er lief weiter. Niemand rief ihm hinterher, als er den eleganten Saal verließ. Er lief einfach weiter, ohne anzuhalten, bis er die Perserteppiche der Lobby überquert hatte und zur Bogentür hinaus war.
    Draußen fing Jack sofort an zu rennen und stoppte erst, als er Tommys Modell T erreicht hatte. Als Luna aus dem edlen Interieur des Hotels Mirasol trat, war Jack mit seinem Wagen schon längst am anderen Ende der Zufahrt, eingekeilt zwischen Duesenbergs und Packards. Luna wartete allein auf den Hoteldiener. Der Schmiergeldmann war nirgends zu sehen. Sie musste doch Specks Auto auf der Zufahrt sehen!
    Aber sie rief ihm nicht nach und lief ihm auch nicht hinterher.
    Jack fühlte, wie sein Herz heftig pochte.
    Langsamer, ermahnte er sich selbst. Du hast es geschafft. Sie hat dich nicht gesehen, sagte er sich, als er das grandiose Entree des Mirasol weit hinter sich ließ.
    Es war ein Spiegel, sagte er sich. Sie hatte ihn nicht erkannt. Jedenfalls nicht mit Sicherheit. Als Jack im Schutz der anderen motorisierten Urlauber und Vergnügungssuchenden in Richtung Hillsborough Bridge knatterte, zitterten seine Hände am Lenkrad wie bei einem Säufer. In dem Moment hätte er alles für einen Drink gegeben, für einen halben Liter Whiskey seine Seele verkauft. Das Taxi drei Wagen hinter ihm bemerkte er nicht.
    Charlie Blade blieb unerkannt.
    Als Jack nach Kaleidoscope zurückkam, lud Giant gerade Holz vom Laster, aber Luna war nirgends zu sehen. Zum Abendessen war sie auch noch nicht zurück. Jack schlang seinen Hackfleischtopf hinunter, trank einen ganzen Krug Eistee und ging zu seiner Hütte. Nach seinem Ausflug war Jack fest davon überzeugt, dass man ihn bei aller zur Schau gestellten Freundlichkeit hinters Lichtführte und dass trotz seiner vermeintlichen Aufnahme in Lunas Gemeinde irgendetwas vor sich ging, etwas, das er nicht benennen konnte und das vor ihm geheim gehalten wurde.
    Die einzige Quelle, der er überhaupt vertrauen konnte, war Charlie Blade. Jack kannte sich aus und wusste, dass ein Süchtiger einem für ein bisschen Stoff alles Mögliche erzählen würde, aber Charlie hatte seinen Verdacht bestätigt, dass von außen Geld nach Kaleidoscope floss. Und es war auch Charlie, der ihm erzählt hatte, dass Terrence Dobbs den Namen Alex Goodman angenommen hatte. Es war immerhin möglich, dass Lunas einstiger Schmiergeldverteiler gewusst hatte, woher das Geld stammte. Aber vielleicht hatte Mr. Dobbs alias Goodman auch noch viel tiefer dringesteckt.
    Vielleicht war Alex ein Mittelsmann mit langen Fingern gewesen. Die Gans, die goldene Eier klaut.
    Musste

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