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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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gelaunt und setzte sich vor ihr auf eine Kiste.
    »Frust. Enttäuschung. Will mich aber erinnern«, knurrte sie verkrampft. »Will mich orientieren können.«
    »Jetzt immer mit der Ruhe«, entgegnete er und zückte seinen Weinschlauch. »Wir haben doch keine Eile. Niemand, der uns hetzt. Jetzt legen wir erst einmal eine Rast ein und trinken einen Schluck.« Mit einem wohligen Laut entkorkte er den Weinschlauch und hielt ihn ihr hin. »Hier. Trink das. Das bringt dich auf andere Gedanken. Zumindest funktioniert das bei mir immer.«
    Die Harpyie beäugte den dargebotenen Weinschlauch mit unverhohlenem Misstrauen. Der beißende Geruch, der ihm entströmte, war ihr nicht geheuer. »Misstrauisch. Riecht schlecht.«
    »Bitte was?«, fuhr Taros Goll entrüstet auf. »Riecht schlecht? Wie kannst du so etwas sagen? Elender Banause, du. Aber wie kann man von jemandem guten Geschmack erwarten, der sein Leben lang nur Blut getrunken hat.« Als sie ihn mit großen Augen und aufgefächertem Schopf fast schon schockiert ansah, zwinkerte er ihr rasch zu und meinte: »War nur ein kleiner Scherz. Nichts für ungut. He, jetzt schau nicht so verletzt. Es war wirklich nur ein Scherz. Trotzdem kann ich dir nur empfehlen, es zu probieren. Vielleicht gefällt dir ja der Geschmack besser als der Geruch. Also. Was ist?«
    Langsam legte sie wieder ihren Schopf an, während sie mit verletztem Argwohn sein Gesicht studierte. Waren seine Worte tatsächlich im Scherz gesprochen? Oder hielt er sie doch noch immer für ein blutgieriges Monster und wollte sich jetzt nur hinter der Maske des Narren verstecken, um ihrem Zorn zu entgehen? Doch die Miene des Barden blieb freundlich und sein Angebot ehrlich. Zögernd nahm sie den Weinschlauch an sich und führte ihn zu ihrem Mund.
    »Trink aber vorsichtig«, gemahnte er mit warnend erhobenem Zeigefinger. »Probiere erst einmal einen Schluck, ob es dir bekommt. Das Zeug brennt ganz schön in der Kehle.«
    Zur Antwort warf sie ihm nur einen entschlossenen Blick zu, während sie das Mundstück mit den Lippen umschloss. Das würde ihr, Kali Darad, gerade noch einfallen, vor einem Mann – selbst wenn es dieser liebenswürdige Schwätzer war - Schwäche zu zeigen. Vor allem, wenn dieser das Zeug so ohne weiteres hinunterkippte. Und so ließ sie seine Warnung an sich abperlen wie Regentropfen an ihrem aschgrauen Gefieder und nahm einen tiefen Schluck.
    Ihre Augen weiteten sich, als flüssiges Feuer ihre Kehle hinab rann und sich glühendheiß in ihren Leib fraß. Sie war versucht, die scheußliche Flüssigkeit auszuspucken – und mit ihr einen Großteil ihrer Eingeweide, die gerade zu Schlacke zusammenschmolzen. Doch sie rang diesen Impuls unter Aufbringung all ihrer Willenskraft nieder. Diese Befriedigung wollte sie ihm nicht geben. Niemals.
    Taros Goll beobachtete mit respektvoller Miene, wie die Harpyie einen tiefen Schluck von dem starken Weinbrand nahm und sich nichts weiter anmerken ließ, als einen kurzen Ruck, der durch ihren Körper ging. Respekt, meine Liebe. Ich hatte eigentlich erwartet, dass du das gute Zeug prompt wieder ausspucken und einen üblen Hustenanfall bekommen würdest. Nicht schlecht.
    Ihre Brust hob und senkte sich unter einem tiefen, rasselnden Atemzug, als sie den Weinschlauch wieder absetzte und ihn seinem Besitzer zurückgab. Dieser nahm ihn dankend entgegen und nahm seinerseits einen tiefen Schluck; er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Ja«, meinte Taros Goll und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Das Zeug ist wirklich nicht schlecht. Noch einen Schluck?«
    Obwohl sie immer noch kein Gefühl mehr in der Zunge hatte, nickte sie und nahm ihm den Weinschlauch ab. Eigenartigerweise brannte der Weinbrand dieses Mal nicht mehr so infernalisch, wie das Mal davor. Und beim dritten Mal war es noch erträglicher.
    »Und?«, fragte er, während er das Gefäß wieder verschloss und neben sich verstaute. »Geht es dir jetzt besser?«
    Sie nickte. »Besser.« Tatsächlich hatte sich das grässliche Brennen in eine angenehme, wohlige Wärme verwandelt, die sich von ihrer Körpermitte aus in jeden einzelnen Federkiel ausbreitete; sie schnurrte leise, während sich ihre Federn aufplusterten.
    »Und? Weißt du jetzt, wo wir hin müssen?«
    Die Harpyie stieß ein leicht benommenes Grollen aus, während sie in sich hineinhorchte. Tatsächlich war da wieder dieser Drang. Doch er fühlte sich anders an als sonst. Irgendwie gedämpft, unterdrückt, als wäre sie unter

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