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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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da bot, schlug alles bisher Dagewesene um Längen: Der vom Gott des Glücks verlassene Wagenlenker war in der Tat dieser El Kadir. Und jener El Kadir – oder zumindest das, was noch von ihm übrig war – lag nun, mit ausgebreiteten Armen unter einem großen Käfig begraben, vor ihm. Sein Oberkörper war unversehrt – sah man von der bläulichen Verfärbung seiner grauen Haut und dem schauderhaft verzerrten Gesicht ab, in dem sich immer noch die Qualen seines entsetzlichen Todes manifestierten. Und was sein Gesicht versprach, hielt sein Unterkörper. Sein Unterkörper war eine einzige furchtbare Ruine aus zerfetztem Fleisch, in der Sonne glänzenden Knochen und heraushängenden vertrockneten Darmschlingen. Und über allem hing eine brummende Wolke aus Schmeißfliegen, die sich an den grausigen Überresten weideten.
    Die verbogenen Stäbe des Käfigs und das Geröll darunter waren mit einer bräunlich roten Patina aus getrocknetem Blut bedeckt. Und als wäre der Anblick nicht schon abstoßend genug, lag der Käfig auch noch mit einer Seite – es war wohl der Boden – in einer dicken Schicht vermeintlichen Vogeldrecks.
    Das ist also dieser beißende Geruch. Ammoniak. Er hustete, gefolgt von einem leichten Würgen, dass er aber sofort wieder unter Kontrolle brachte. Dabei ließ er den Blick über die Umgebung schweifen. Auch die sah nicht minder grausig aus. Überall in einem Radius von gut zehn Schritt lagen faulige, von Fliegen umschwärmte Fleischstücke verstreut, als wäre der arme Händler förmlich explodiert.
    Die Antwort auf die Frage, warum das Fleisch nicht schon längst von den hiesigen Aasfressern verzehrt worden war, war schnell gefunden: Sie befand sich im Inneren des Käfigs.
    »Das ist doch diese Harpyie«, sagte er leise zu sich selbst und ging hustend vorsichtig auf die mit dem Gesicht nach unten am Boden liegende Kreatur zu; offenbar vermochte sie selbst tot noch Tiere zu verscheuchen.
    Von einem unguten Gefühl zur Vorsicht ermahnt, umrundete der Barde in einem respektvollen Abstand von drei Schritt, unbeholfen über das tückische Geröll torkelnd, den Käfig und beobachtete dabei mit äußerster Wachsamkeit Kali Darads leblose Gestalt; er verzog das Gesicht, als ihm der hässliche Bruch an ihrem rechten Flügel auffiel.
    Nachdem er ein Mal um den Käfig herumgegangen war, ohne dass sich darin etwas geregt hatte, nahm er einen hühnereigroßen Stein auf, zielte kurz und warf ihn durch die Stäbe, direkt gegen ihre Schulter. Keine Reaktion. Er nahm einen weiteren Stein auf und warf ihn in den Käfig. Diesmal traf er sie an der Stirn. Auch dieses Mal ohne Reaktion.
    »Tja, die ist wohl tot«, meinte er und sah sich flach atmend um.
    Dieser Ort war in der Tat ein sehr gutes Versteck. Den Käfig hatte er schließlich auch nur aus purem Zufall entdeckt. Doch der Gestank war so unbeschreiblich grauenhaft. Allzu lange konnte er hier nicht bleiben, sonst würde ihn keine hübsche Frau der Welt mehr auch nur ansehen. Welche Frau wollte schon einen Liebhaber, der nach verwesendem Händler und Vogelscheiße stank? Trotzdem hatte ein stinkender Liebhaber immer noch mehr Chancen auf weibliche Gesellschaft, als ein toter Liebhaber. Sei es vor Erschöpfung, oder durch die Hand eines Kopfgeldjägers. Nein, er musste hier eine Rast einlegen bis er sich wieder erholt hatte und die Luft rein war. Er durfte nur nicht riskieren, bei seiner Rast überrascht zu werden.
    Nach einem kurzen Blick zum Rand des Passes rannte er los und raffte alles zusammen, was auch nur im Entferntesten interessant anmutete, und schaffte es hinter den Felsvorsprung, wo es neugierigen Blicken verborgen blieb. Dann drapierte er seinen Umhang so über den Käfig, dass man das Metall nicht sehen konnte. Dabei versuchte er krampfhaft nicht auf den übel zugerichteten, fliegenumschwirrten Leichnam zu seinen Füßen herabzublicken. Der Gestank war nach wie vor entsetzlich, doch hatte er sich mittlerweile zumindest soweit daran gewöhnt, dass er nur noch gelegentlich würgen und husten musste.
    Anschließend ließ sich Taros Goll am Fuße des Felsvorsprungs nieder und untersuchte seine Fundstücke: Ein Reisesack voller unterschiedlicher Kleidungsstücke, in die er mindestens zwei Mal hinein passte; eine mit Runen verzierte Kupferröhre; einen vollen, völlig unversehrten Wasserschlauch; Vorräte, die gut zwei Dutzend Sonnen lang halten würden; ein robuster Schlafsack; ein Wächterstab mit einem silbernen Totenschädel als Knauf; ein großes,

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