Kalix - Die Werwölfin von London
Halteverbotszone zurückgelassen hatten, um Kalix zu retten. Moonglow beteiligte sich an dem Knöllchen, aber sie hatte auch mehr Geld als Daniel. Er konnte sich diese Ausgabe kaum leisten.
Er hatte Moonglow vorgeschlagen, er könne mit ihr zu Hause bleiben und auf Kalix aufpassen, aber davon hatte Moonglow nichts hören wollen. Einer von beiden musste gehen und Notizen machen, und weil Moonglow Kalix nicht allein lassen wollte, blieb nur er. Natürlich konnte Daniel nicht allein zu Hause bleiben, um auf einen kranken Werwolf aufzupassen. Dafür war er nicht verantwortungsvoll genug, wie Moonglow ihn erinnert hatte. Und es stimmte, er brauchte es gar nicht abzustreiten. Daniel schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu konzentrieren. Er fragte sich, ob Jay sie wohl heute besuchen würde.
Moonglows Freund war zurück von Stonehenge.
»Wahrscheinlich muss er unbedingt vorbeikommen und wieder attraktiv und interessant tun«, dachte Daniel leicht verbittert. »Und Moonglow dumme, langweilige Geschichten über seinen Vater erzählen, der britischer Botschafter in Brasilien war, und darüber, wie er als Kind gleich neben dem Regenwald aufgewachsen ist. So ein Aufschneider.«
Nur ein paar Plätze weiter saß Moonglows Freundin Alicia. Sie war hübsch.
Daniel fand sie nicht ganz so hübsch wie Moonglow, aber wenn er sich mit einem Ersatz zufriedengeben müsste, wäre sie seine erste Wahl. Daniel überlegte, ob er nach der Vorlesung seinen Mut zusammennehmen und sie ansprechen sollte, aber verwarf die Idee gleich wieder. Es würde nicht funktionieren. Am Ende würde er sie langweilen oder etwas Dummes sagen.
Wahrscheinlich beides.
Zur gleichen Zeit versuchte Moonglow, Kalix mit Suppe zu füt 87
tern. Kalix sträubte sich. Sie war aufgewacht, hatte ihren Unmut darüber geäußert, noch zu leben, und sich dann hoffnungslos und zutiefst deprimiert wieder vor den Kaminofen gelegt. Sie akzeptierte nur Wasser und nippte Laudanum, wenn Moonglow das Zimmer verließ.
»Iss doch etwas Suppe«, wollte Moonglow sie ermuntern. Es nützte nichts.
Kalix wollte keine Suppe und auch nichts anderes. Sie lag nur unglücklich vor dem Kaminofen, eingehüllt in ihre Decke. Moonglow war ganz verzweifelt deswegen.
»Du bist in Sicherheit«, sagte Moonglow ihr. »Die Feuerkönigin hat dir ein neues Amulett gebracht.«
Kalix zeigte keinen Funken Freude oder Dankbarkeit über das neue Amulett.
Was sie auch dachte, sie behielt es für sich.
Moonglow hatte in ihrem Horoskop nachgesehen. Bald war Vollmond. Was würde passieren, wenn Kalix sich in eine Werwölfin verwandelte? Würde sie fressen wollen? Oder vielleicht jagen? Moonglow überlegte, ob sie ein paar Steaks kaufen sollte. Mochten Werwölfe Steaks? Vielleicht musste ihr Fleisch roh und frisch sein. Bei der Vorstellung schauderte sie. Aber vielleicht wollte Kalix gar nicht bleiben. Sobald die junge Werwölfin wieder zu Kräften kam, würde sie vielleicht einfach gehen, und dann würde sie bestimmt sterben. Den Gedanken konnte Moonglow nicht ertragen. Sie hatte beschlossen, dass Kalix weiterleben würde.
45
Verasa und Markus hatten sich in den Westflügel der weitläufigen Burg zurückgezogen, in Verasas Reich mit ihren Dienern und Ratgebern.
»Nun?«, fragte sie.
»Ich bin zufrieden«, antwortete Markus.
87
Die Herrin der Werwölfe war erfreut. Insgeheim hatte sie befürchtet, ihr jüngster Sohn könne sich einschüchtern lassen. Aber Markus hatte Sarapen die Stirn geboten. Dafür hatte seine Mutter ihn schon immer bewundert.
Seit dem Ende des Treffens war Verasa recht umtriebig gewesen. Sie wusste, dass sie bei der Abstimmung Glück gehabt hatten. Sie war davon ausgegangen, dass die Große Mutter Dulupina für Sarapen stimmen würde. Da sie sich enthalten hatte, gab es offensichtlich noch Verhandlungsspielraum. Verasa überflog ihre Liste. Neun Stimmen waren nötig, und sie hatte nur fünf. Jetzt war die Frage, wie sie vier weitere Stimmen bekommen konnte. Das würde nicht einfach sein, solange der ganze MacRinnalch-Clan zur Beerdigung des alten Fürsten auf dem Anwesen versammelt war und Verasa die Pflichten ihrer Stellung erfüllen musste.
Verasa betrachtete die fünf Stimmen für Markus als sicher. Tupan und Dominil würden Sarapen nicht unterstützen. Was Lucia anging, so hatte Verasa ihrer Schwester versprochen, wenn sie für Markus stimmte, würde Lucias Sohn Decembrius den nächsten freien Platz im Großen Rat bekommen. Es war Verasas Recht, diesen Platz zu
Weitere Kostenlose Bücher