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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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»Obgleich es fraglich ist, ob es nicht noch schlimmer wäre, dem Blassen – Ivar Redig – zu begegnen.«
    »Was willst du eigentlich, Artur?« fragte Onkel Einar.
    »Artur – er heißt ja Ivar«, dachte Kalle. »Aber Schurken und Banditen – die haben ja wohl immer mehrere Namen.«
    »Du weißt verdammt gut, was ich will«, sagte der Blasse, und seine Stimme klang jetzt etwas härter. »Komm mit auf eine kleine Autofahrt, dann können wir die Sache besprechen.«
    »Ich habe nichts mit euch zu besprechen«, sagte Onkel Einar heftig. Der Blasse kam einen Schritt näher.
    »Nicht?« fragte er mild.
    Was war das, was er in der Hand hielt? Kalle mußte sich hin-unterbeugen, um besser sehen zu können. »Nee, nu schlägt’s ein«, flüsterte Kalle. Diesmal war es Onkel Einar, der vor einer Revolvermündung stand. Eigentümliche Gewohnheiten haben diese Leute! Laufen wochentags mit einem Revolver herum!
    Der Blasse ließ seine Hand zärtlich über das glänzende Metall gleiten, bevor er weitersprach: »Wenn du es dir etwas besser überlegt hast, so kommst du doch wohl mit?«
    »Nein«, rief Onkel Einar. »Nein! Ich habe nichts mit euch zu besprechen. Macht, daß ihr fortkommt, sonst …«
    »Sonst rufst du die Polizei, was?« Die beiden Männer vor der Gartentür lachten. »Ach nein, Einarchen, das läßt du wohl sein! Dir ist wohl ungefähr ebensowenig wie uns daran gelegen, die Polizei hineinzuziehen.«

    Der Blasse lachte wieder, ein merkwürdig unheimliches Lachen. »Denk mal an, wie gut du dir das ausgedacht hast, Einarchen! Eine kurze Zeit Ferien im tiefsten Inkognito hier, bis sich die schlimmste Aufregung gelegt hat. Viel schlauer, als zu versuchen, sofort ins Ausland zu kommen. Verständiger Bursche!« Er schwieg einen Augenblick. »Aber du bist doch etwas zu pfiffig gewesen«, fuhr er fort, und jetzt war die Stimme nicht mehr weich. »Es lohnt sich niemals, seine Teilhaber hintergehen zu wollen. Viele haben in jungen Jahren dran glauben müssen, die das versucht haben. So war es nicht gemeint, daß drei die Arbeit machen und einer die ganze Pinke für sich behält!«
    Der Blasse beugte sich über die Gartentür und betrachtete Onkel Einar mit einem so haßerfüllten Gesichtsausdruck, daß Kalle oben in seinem Baum zu schwitzen begann. »Weißt du, wozu ich Lust hätte?« sagte er. »Ich hätte Lust, dir eine Kugel durch den Leib zu jagen, so wie du hier gehst und stehst, du langes, feiges Reff!«
    Es schien, als ob Onkel Einar anfing, die Fassung wiederzu-gewinnen. »Und welchen Zweck soll das haben?« sagte er.
    »Willst du so gern wieder ins Kittchen zurück? Schieß mich nieder, und in fünf Minuten hast du die Polizei hier. Was ge-winnst du damit? Du glaubst wohl nicht, daß ich alles mit mir herumtrage? Nein, tu das kleine Spielzeug da weg« – er zeigte auf den Revolver –, »und laß uns vernünftig miteinander reden.
    Wenn ihr euch anständig benehmt, bin ich vielleicht bereit zu teilen.«
    »Dein Edelmut übersteigt alle Grenzen«, höhnte der Blasse.
    »Du bist bereit zu teilen! Schade, daß du etwas zu spät auf diese glänzende Idee gekommen bist! Ganz und gar zu spät! Denn siehst du, Einarchen, jetzt sind wir es, die nicht teilen wollen!
    Du bekommst eine kleine Weile Bedenkzeit – seien wir großzügig und sagen wir fünf Minuten –, und dann übergibst du uns den ganzen Rummel. Ich hoffe in deinem eigenen Interesse, daß du verstanden hast, was ich gesagt habe.«
    »Und wenn ich es nicht verstanden habe? Ich habe es nicht hier, und wenn du mich ins Jenseits beförderst, wird ganz bestimmt niemand dasein, der dir helfen kann, es zu finden.«
    »Einar, alter Freund, du glaubst wohl nicht, daß ich von gestern bin? Es gibt Mittel, Leute, die keine Vernunft annehmen wollen, zu zwingen, feine Mittel! Ich weiß, was du jetzt denkst.
    Ich weiß das ebensogut, als ob ich direkt in deinen verfaulten Schädel reingucken könnte. Du glaubst, du kannst uns noch einmal betrügen! Du glaubst, du kannst uns mit deinem Geschwätz von Teilung aufhalten, und dann haust du in aller Stille ab und schüttelst den Staub der Heimaterde von deinen Füßen, bevor wir es verhindern können! Aber ich will dir etwas sagen!
    Wir werden dich daran hindern, und zwar auf eine Weise, die du niemals vergessen wirst! Wir bleiben hier in der Stadt, Tjomme und ich. Und du sollst mal sehen, wie oft du uns treffen wirst. Jedesmal, wenn du versuchst, vor diese Gartentür zu gehen, wirst du deine lieben alten Freunde treffen.

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