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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Schubladen seines Schreibtisches heraus.
    Eva-Lotte war eifrig damit beschäftigt, die anderen am Fenster aufzuhalten. Sie zeigte auf alles, was noch irgendwie vom Fenster aus zu erkennen war, und das war nicht wenig.
    Auf der Kommode stand Sixtus’ Globus. Anders und Kalle hatten zu gleicher Zeit den gleichen Einfall: der Globus, natürlich!
    Sie sahen sich in die Augen und nickten dann bekräftigend.
    Von früheren Besuchen bei Sixtus wußten sie, daß der Globus in zwei Hälften zu zerlegen war. Sixtus hatte das aus Spaß ab und zu getan, und der Globus war deshalb rund um den Äquator leicht beschädigt. Nach diesem Globus zu urteilen, waren grö-
    ßere Teile von Äquatorialafrika noch nicht erforscht – so viele weiße Flecken waren dort.
    Natürlich bestand das Risiko, daß Sixtus auf den Einfall kam, seine Weltkugel wieder einmal zu halbieren, und dann den Großmummrich fand, das sahen sowohl Anders als auch Kalle ein. Aber was wäre ein Krieg der Rosen gewesen, wenn man keine Gefahren hätte auf sich nehmen wollen?
    »Ich glaube, wir haben nun alles gesehen«, sagte Anders in unbestimmtem Tonfall zu Eva-Lotte, und sie verließ erleichtert ihren Platz am Fenster.
    »Ich denke, jetzt haben wir genug Aussichten gehabt. Mehr ist nicht nötig«, sagte Kalle und grinste zufrieden. »Kommt, wir hauen ab!«
    »Wow o?« fragte Eva-Lotte neugierig.
    »Gog lol o bob u sos« sagte Kalle schnell.
    »Fof ei non!« lobte Eva-Lotte.
    Sixtus glotzte sie wild und wütend an, als sie wieder zu roren anfingen, wie er es nannte.
    »Kommt wieder mal vorbei, wenn ihr mehr Wassertürme sehen wollt«, war schließlich alles, was er sagte.
    »Ja, tut das«, sagte Jonte und gönnte ihnen einen überlege-nen Blick aus seinen pfefferbraunen Augen.
    »Läusepudel«, meinte Benka zusammenfassend.
    Die Weißen Rosen gingen zur Tür. Sie quietschte jämmerlich, als sie sie öffneten.
    »Vornehmer Leute Türen quietschen,
    sagte die alte Mutter Pietschen …«
    deklamierte Anders. »Wie wäre es, wenn du das Gequietsche mal ein wenig schmieren würdest?«
    »Wie wäre es, wenn du nach Hause gehen und dir die Decke über den Kopf ziehen würdest?« sprach nun Sixtus in deklamie-rendem Ton.
    Die Weißen kehrten in ihr Hauptquartier zurück. Das Versteck war gefunden. Nun galt es zu überlegen, wann und wie der Großmummrich dorthin kommen sollte.
    »Wenn der Vollmond um Mitternacht leuchtet«, sagte Anders mit seiner tiefsten Stimme, »dann soll der Großmummrich an seinen neuen Ruheplatz geführt werden. Und hier steht der Mann, der es tun wird!«
    Eva-Lotte und Kalle nickten bestätigend. Es war natürlich ein Punkt mehr für die Weißen, wenn die Überführung des Großmummrichs in Sixtus’ Zimmer geschah, während Sixtus dort lag und schlief.
    »Das hört sich gut an«, meinte Eva-Lotte und reichte eine große Pralinenschachtel herum, die sie aus der Kommode geholt hatte. Sie konnte jetzt in Leckerbissen schwelgen, denn sie hatte Massen davon bekommen. Der Redakteur hatte richtig geschrieben: »Die kleine populäre Eva-Lotte kann in diesen Tagen Beweise der Anerkennung von allen Seiten entge-gennehmen. Bekannte und Unbekannte erinnern sich ihrer und senden ihr Geschenke. Bonbons, Schokolade, Spielsachen, Bücher –das ist nur eine kleine Auswahl von all den guten Dingen, die ihr der nette Briefträger Petersson täglich ins Haus trägt.«
    »Was machst du aber, wenn Sixtus aufwacht?« fragte Kalle.
    Unberührt sah Anders ihn an: »Ich sage, ich wäre gekommen, um ihm Wiegenlieder vorzusingen und um nachzusehen, ob er sich nicht bloßgestrampelt hat.«
    »Hihihi«, lachte Kalle. »Hör mal, kleine populäre Eva-Lotte, gib mir noch ein Stück Konfekt! Dann wirst du noch einmal so populär.«

    Sie aßen, bis die Schachtel leer war, und machten Pläne für den Abend. Sie begeisterten sich an dem neuen Schlag gegen die Roten. Ja, der Krieg der Rosen war doch eine wundervolle Einrichtung! Schließlich verließen sie das Hauptquartier. Sie mußten noch »auf das Feld«, wie Anders es nannte. Irgendein Stichwort konnte möglicherweise auftauchen. Wenn nicht, fand sich vielleicht die Gelegenheit, ein kleines Scharmützel mit den Roten zu provozieren. Sie ließen sich am Seil hinunter, und Eva-Lotte sagte gedankenlos:
    »Ja, ja, der Kindheit glückliche Spiele, der Kindh…«
    Sie brach ihren Satz ab und wurde bleich. Ein Stöhnen kam von ihren Lippen, und sie lief schnell davon. An diesem Tag spielte sie nicht mehr.

ELFTES KAPITEL
    »Heute

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