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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fuhljahn
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sie oft verträglicher als die TZA . Sie lassen sich auch bequemer handhaben, da die Dosis nicht über den Tag verteilt eingenommen werden muss. Typische Tabletten sind Citalopram (Handelname: Cipramil), Escitalopram (Cipralex) und Fluoxetin (Fluctin).
    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer ( SNRI )
    In den letzten Jahren kamen eine Reihe neuer Antidepressiva auf den Markt, die, den SSRI ähnlich, ebenfalls relativ selektiv die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin beeinflussen. Sie sind, genau wie die SSRI , durch ihre Selektivität oft besser verträglich als die TZA . Die Tabletten wirken, indem sie verhindern, dass die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen wieder aufgenommen werden. So bleiben die Neurotransmitter länger an dem Ort, an dem sie gegen die Depression wirken. Reboxetin (Handelsname: Edronax) ist ein selektiver Wiederaufnahmehemmer von Noradrenalin. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Mundtrockenheit, Zittern und Unruhe. Ebenfalls neu sind Venlafaxin (Handelsname: Trevilor) und Duloxetin (Cymbalta). Bei diesem Medikament kann die Steigerung des Blutdrucks eine Nebenwirkung sein.
    MAO -Hemmer
    Die Monoaminoxidase-Hemmer verstärken die Wirkung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin, indem sie deren Abbau durch das Enzym MAO hemmen. Neuere MAO -Hemmer wirken ausschließlich auf Noradrenalin und Serotonin, ältere Präparate haben auch andere Neurotransmitter beeinflusst. Deshalb muss bei der Einnahme dieser Medikamente eine bestimmte Diät eingehalten werden. Auf dem Markt sind Tranylcypromin (Handelsname: Jatrosom) und Moclobemid (Aurorix). Bei diesen Medikamenten können starke Neben- und Wechselwirkungen auftreten, sie werden eher selten verschrieben.
    Antidepressiva – Chancen und Grenzen
    Noch einmal befragte ich Professor Heinz Böker von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Diesmal wollte ich mehr über die Wirkungsweise von Antidepressiva erfahren.
    Professor Böker, wie mir mein Therapeut erzählt hat, bescheinigen neuere Studien, dass Antidepressiva kaum mehr Wirksamkeit haben als ein Placebo. Es handelt sich um systematische Übersichtsarbeiten der Cochrane Collaboration, einem renommierten Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Ärzten. Außerdem wurden entsprechende Studien in englischen und amerikanischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Können Antidepressiva wirklich nicht mehr als Scheinmedikamente?
    Das wäre eine zu grobe Vereinfachung. Sicherlich spielt der Placeboeffekt eine große Rolle. Der Unterschied zu den Antidepressiva zeigt sich aber beim Schweregrad der Depression. Bei leichteren Depressionen sind Antidepressiva den Scheinmedikamenten tatsächlich nicht überlegen. Scheinmedikamente, die sogenannten Placebos, werden in Studien zur Kontrolle eingesetzt. Eine anonyme Gruppe der Patienten erhält das zu testende Medikament, eine andere Gruppe das Scheinmedikament. Ein Placebo enthält keinen Arzneistoff, trotzdem verändern sich das subjektive Empfinden und auch objektive körperliche Funktionen. Ein Placebo wirkt also, obwohl es keinen Arzneistoff beinhaltet – der positive Effekt wird der Behandlung zugesprochen.
    Bei einer leichten Depression braucht es also keine Antidepressiva?
    Man sollte nach der Diagnose erst einmal zwei Wochen abwarten. Wird es nicht besser, sind trotzdem Antidepressiva nicht das erste Mittel der Wahl, sondern Psychotherapie. Bei mittelschweren Depressionen ist Psychotherapie gleichwertig, wenn nicht gar den Antidepressiva in ihrer Wirksamkeit überlegen. Es sei denn – aber das ist die Ausnahme –, jemand hatte früher schon mal schwere Depressionen, dann sind Antidepressiva zu empfehlen. Oder wenn man auf die Therapie warten muss – denn leider dauert es oft Monate, bis man einen Platz bekommt. Dann können Antidepressiva vorübergehend eine Lösung sein. Grundsätzlich ist immer eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie am sinnvollsten. Beide Methoden können so auf die biologischen (Antidepressiva), sozialen (Psychotherapie) wie auch psychologischen (Psychotherapie) Ursachen einwirken. Beide wirken jeweils bei über 75 Prozent der Patienten, denn mit dieser Kombination werden alle Ursachen gleichzeitig behandelt.
    Bei mittleren und schweren Depressionen sollten also auf jeden Fall Antidepressiva gegeben werden?
    Je schwerer die Depression,

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