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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Ermittler mit einer zwielichtigen Vergangenheit. Der Retter in der Not, jemand, auf den man hört. Hab ich was ausgelassen?«
    »Du hast bestimmt was ausgelassen.«
    »Und du? Hast den Vater ausgelassen«, sagte Jenna. »Was ist das für eine Geschichte?«
    Packer antwortete: »Diese Geschichte ist größer, als du denkst, und die schaffen wir heute wirklich nicht mehr.«
    19
    Tief unten schoben sich Fjorde, Schneewüsten und eisbedeckte Berge unter das Flugzeug, während die Stewardessen Tee und Kaffee servierten, beides gab es gratis. Bier, Cola und Whisky kosteten extra.
    Es war ein scharfklarer Tag, keine Wolken zu sehen, die den Blick versperrten.
    In weniger als einer Stunde würden sie in Tromsö landen, einer der nördlichsten Städte Norwegens, wo im Winter die Bürgersteige beheizt wurden, um sie frei zu halten von Eis und Schnee und ausgerutschten Omas.
    Phong Packer teilte sich eine Dreierreihe mit Big Kokina, der ein Käsesandwich mit seiner Plastikgabel quälte und über Kopfhörer Motörhead hörte, was auch Packer hörte, denn der Russe hatte seinen MP3-Player voll aufgedreht.
    Born to lose .
    Packer kannte das Lied. Er mochte es ebenso wenig wie Big Kokinas übel riechenden Atem, in dem sich Knoblauch und Bier und schlechte Gewohnheiten aufdringlich vereinigten. Dieser Atem, dachte er, gehörte eher zu Alexej Morossow als zu Big Kokina, und sein Großhandels-After-Shave, irgendwas mit Patschuli drin, machte die Sache noch um einiges verheerender.
    Jenna Harbers saß neben Kurt Vollmer auf der anderen Seite des Ganges. Bisher hatte Packer mit Vollmer nur das Nötigste gesprochen, zu präsent stand eine Vergangenheit zwischen ihnen, die sie am liebsten aus ihrem Lebenslauf getilgt hätten.
    »Ist in letzter Zeit der Name Anton zwischen euch gefallen?«, wollte Vollmer von Jenna wissen.
    »Wer ist das?«
    »Spielt keine Rolle. Hast du den Namen schon mal gehört?«
    »Nein.«
    Vollmer konzentrierte sich wieder auf das Unternehmerprofil eines Konzern-Vorstands in Capital . Jenna schloss die Augen, um sich auszuruhen.
    Als die Stewardessen begannen, die Tabletts abzuräumen, zog Kokina die Ohrstöpsel heraus, hielt eine der Frauen am Arm fest und verlangte einen weiteren Wodka.
    »Würden Sie mich bitte loslassen?«, sagte die und lächelte ihr bezauberndstes Stewardessen-Lächeln. Sie war perfekt in ihrer Verbindlichkeit, ein bisschen zu devot vielleicht, aber bei diesem Gast machte sie es genau richtig.
    »Wann ich wen loslasse, entscheide ich allein«, sagte Kokina. Seine ultramarinfarbenen Augen hielten ihren Blick fest.
    »Nicht an Bord dieser Maschine«, entgegnete sie und goss ihm geschmeidig den Rest der Bloody Mary von der schnarchenden Engländerin hinter ihm in den Schoß.
    »Verzeihung, tut mir leid. Ich bringe das gleich wieder in Ordnung.«
    Offenbar rechnete sie damit, dass Kokina sie losließ, aber das tat er nicht, stattdessen zog er sie dichter an sich heran und sagte leise, sehr leise: »Und vergessen Sie den Wodka nicht.«
    Der Wodka kam doppelstöckig, begleitet von einem eingemeißelten Lächeln.
    Big Kokina trank ihn in einem Zug aus, deutete dann auf Vollmer und fragte Packer: »Den da drüben, den magst du nicht, hab ich recht?«
    »Geht ihm mit mir genauso, er mag mich auch nicht. Manchmal hängt einem was nach wie eine alte Geschichte, die man nicht loswird.«
    »Und ich mag keine Asiaten.«
    Packer zuckte mit den Schultern.
    Na und? Wie oft hatte er das schon gehört? Er war zu gut gelaunt, um fies zu werden.
    »Dein Problem«, sagte er. »Hauptsache, du spurst.«
    Seit sie abgeflogen waren, kam zum ersten Mal Bewegung in den Russen. Er ruckelte in seinem Sessel hin und her, bis er glaubte, stattliche Größe erreicht zu haben. Auf Ärger eingestimmt, fragte er: »Hab ich mich verhört, kann das sein?«
    »Du hast den Alten verstanden«, sagte Packer. »Ich führe die Truppe an, es war seine Entscheidung. Wer bezahlt dich? Denk mal darüber nach.«
    Einen Augenblick später sagte Kokina, indem er Packer seltsam abschätzend betrachtete: »Du hast nur noch ein Ohrläppchen. Wie würde es dir gefallen, keins mehr zu haben?«
    Packer schaute aus dem Fenster auf ein von der tief stehenden Sonne orange gefärbtes Gebirgsmassiv, als ob es die Frage nie gegeben hatte.
    »Die Frage ist«, sagte Kokina, »ob du teamfähig bist.«
    »Das wäre mir neu«, erwiderte Packer, Augen aus dem Fenster.
    Und Kokina dachte offenbar das Gleiche.
    »Wenn wir beide,« sagte er, »du und ich, das

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