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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Lichter tanzen und wie stark sie leuchten. Sie bewegen sich entlang des gesamten Magnetfeldes. Jeder denkt, man sieht sie nur im Norden, dabei kann man sie auch in Rom und Lissabon erleben, wenn es die Wetterlage zulässt.«
    Packer drehte sich zu ihr um.
    »Mir gehen bei diesem Anblick Sonette von Shakespeare durch den Kopf, und du redest von Physik. Mir wäre wohler, du würdest mal den Mund halten, geht das?«
    Ehe Jenna antworten konnte, zog er den Gashebel durch, und das Schneemobil setzte sich in Bewegung.
    Er folgte dem Lichtkorridor aus Scheinwerfer und Stirnlampe und wünschte sich, er hätte Zeit, den brennenden Himmel über ihren Köpfen zu genießen.
    Kurz darauf kreuzten sie Kufenspuren.
    46
    Packer wendete das Skidoo. Sie folgten den Spuren nach Nordwesten um die Anhöhe herum, bis sie an die Stelle gelangten, wo der Trapper die Tote gefunden und ihre Überreste auf seinen Schlitten geladen hatte.
    Alles fanden sie genauso vor, wie Magnus es Jenna vor ein paar Stunden in der Hotelbar erzählt hatte: die schweren Steine, mit denen der Mörder die Leiche von Sylvia Brustedt bedeckt hatte, die Tatzenspuren des Eisbären im Schnee. Und jede Menge Stiefelabdrücke.
    »Unser Freund«, sagte Packer, »ist hier nicht gerade wie eine Ballerina durchs Tulpenfeld gesprungen.«
    Auf der Suche nach älteren Fußabdrücken tastete Packer mit seinen Blicken den Boden ab; er fand keine. Schnee hatte die Welt in weißes Vergessen getaucht.
    »Wonach suchen wir überhaupt?«, fragte Jenna.
    »Das wissen wir erst, wenn wir es gefunden haben.«
    »Du hast keinen Plan, gib es zu.«
    »Ich habe immer keinen Plan«, erwiderte Packer.
    Mit einem Plan, das war klar, würden sie hier nicht weit kommen, nur eine große Portion Glück konnte ihnen weiterhelfen.
    Er grübelte über die Fakten nach, während er hinaus in die totenstille Leere der Senke starrte, in der sie sich befanden.
    Über der an drei Seiten von Bergen umrahmten Stelle trieben die melancholischen Farbteppiche des Polarlichts dahin, doch Packer hatte keinen Blick mehr für sie.
    Wo verdammt noch mal bist du, Carolin, dachte er und ließ ihren Namen in die Nacht hinaussegeln.
    Was war hier geschehen?
    Und warum?
    Mit dem Strahl der Stablampen tasteten sie jeden Quadratzentimeter Boden ab, doch außer von Blut getränktem Schnee, aufgewühlt vom Eisbären, gab es nicht viel zu sehen.
    »Wir müssen größere Kreise ziehen«, sagte Packer. »Fünf, zehn, zwanzig, dreißig und fünfzig Meter.«
    »Wozu?«
    »Bei der Kriminalpolizei kannte ich einen älteren Kollegen, der schwor darauf, den Tatort einzukreisen und anschließend den Kreis immer größer zu ziehen, solange es ging. Innerhalb dieser Kreise musste sich der Täter bewegt haben, also könnte er dort auch eine Spur hinterlassen haben.«
    »Hat es funktioniert?«
    »Ein Toter in freier Wildbahn ist mir noch nie untergekommen.«
    »In einer Zweizimmerwohnung ergibt das ja auch keinen Sinn«, entgegnete Jenna. »Drehen wir ein paar Runden, meinetwegen.«
    Heiland, dachte Packer. Gott schütze mich vor der nüchternen Intelligenz von Wissenschaftlerinnen.
    Die ersten Kreise, die sie in immer größeren Abständen zurücklegten, blieben ohne Resultat. Als sie auch den Fünfzig-Meter-Radius absolviert hatten, sagte Packer, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, was sein Ausbilder sich ausgedacht hatte.
    Jenna erwiderte: »Wenn wir schon mal dabei sind, wie Voltigierpferde im Kreis zu laufen, kommt es auf zwei Runden mehr auch nicht an.«
    »Noch zweimal fünf Meter?«, schlug Packer vor. »Wenn wir auch dann nichts finden, brechen wir ab.«
    Jenna nickte, sagte: »Meine Füße fühlen sich in diesen Stiefeln wie in einem Schraubstock an.«
    Auch der nächste Kreis ergab keinen Hinweis auf das, was geschehen war. Erschöpft und niedergeschlagen machten sie sich auf den Weg zur letzten Runde. Die Lauferei durch den Schnee kostete sie Kraft und Mühe, zehrte sie aus. Der Wind fegte unaufhörlich durch die Schneise zwischen den Bergen und forderte ihnen die letzten Reserven ab.
    Ihre Augen brannten von dem Schnee, den Jenna mit ihrer Stablampe zum Leuchten brachte. Packer war so konzentriert und geblendet, dass ihm beinahe entgangen wäre, was er plötzlich zu seinen Füßen entdeckte.
    »Halt«, sagte er, »leuchte mal hier rüber«, er bückte sich. Jede Menge Kufenspuren durchzogen den Schnee.
    »Die stammen von mindestens einem halben Dutzend Skidoos«, sagte er.
    »Ich weiß deine schnelle

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